Flucht vor dem Corona-Wahnsinn

04.06. - 07.06. In und um Umeå  

Kilometerstand 53520 - 53602

Am 04.06. verließen wir Skeppsmalen. Unser Ziel heute hieß Hörnefors bei Umeå

Schnell noch einen neuen Campingtisch beim Kama Fritid AB in Degernäs kaufen und schwupps schon waren wir in Hörnefors bei Birgit und Caroline angekommen und wurden herzlich begrüßt. Für unseren Willi war der Stellplatz schon bereit. Caroline und Birgit sind im Februar nach Schweden ausgewandert und bewohnen aktuell ein Ferienhaus direkt an der Ostsee. Bald ziehen sie in ihr eigenes Haus um.

Zuerst wurden wir natürlich von Nuri und Lembas beschnuffelt und offensichtlich für so gut befunden, dass wir  zur Familie gehörten. Zum Abendbrot gab es Smörgåstårta, ein schwedisches Muss. Wahlweise mit Lachs und Shrimps oder Schinken/Käse - sooo lecker und sooo mächtig.

Smörgåstårta wird auch Sandwichtorte oder herzhafte Torte genannt. Sie besteht aus verschiedenen Lagen Weißbrot oder Brot, dazwischen kommen verschiedene Füllungen.

Smörgåstårta

In den 30ern wurden kleine Sandwiches, also Scheibenbrot mit Aufschnitt, immer beliebter und können als die Vorreiter der herzhaften Torte gesehen werden.
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1940 wurde das Sandwich auch in Zusammenhang mit einer Torte das erste Mal in einem Kochbuch genannt. 

Smörgåstårta in länglicher Form gab. Also ein langes belegtes Brot. Gunnar Sjödahl, Konditor in Härnösand und später Östersund, produzierte viele dieser belegten Brote für die unterschiedlichen Festlichkeiten. Und er überlegte sich, ob es nicht möglich ist, diese Delikatesse auch in runder Form anzubieten. Nach etlichen Versuchen fand er eine gute Kombination aus streichbarem Käse und Butter auf dem ersten Boden und eine Krabbenfüllung als zweite Füllung. Die ganze Torte strich er mit Blätterteigstreuseln ein und somit war der erste Prototyp geboren und schlug auch bei der Kundschaft mit Erfolg ein.
Seitdem hat sich die Smörgåstårta weiterentwickelt und es gibt so viele verschiedenen Geschmacksrichtungen bzw. Füllungen und Dekorationsarten, wie es Geschmäcker gibt. Seit 2012 gibt es für die Smörgåstårta einen eigenen Tag, der 13. November, der auch der Geburtstag von Gunnar Sjödahl ist.



Weniger…

Nach einem gemütlichen Abend wurde lange gefrühstückt und dann startete Tag 1 unseres gemeinsamen Wochenendes. Wir hatten uns alle sooo darauf gefreut, obwohl wir in Leipzig nur wenig Kontakt miteinander hatten. Aber es hat einfach alles gepasst. Wir waren im "all Inclusive" angekommen und durften uns um nix kümmern - kein Essen machen, abräumen oder sonstiges, einfach nur da sein.

Mit Birgit ging es eine habe Stunde Richtung Fährhafen Norrbyn, wir wollten auf die Insel Norrbyskär, die mit circa 70 anderen Inseln, Inselchen und Steinansammlungen zu den Norrbyskären gehört. Die Überfahrt dauerte ca. 15 Minuten.

Nun ja - eine Insel. Diese entpuppte sich aber bei genauem Hinschauen und Erkunden als ehemalige Sägewerksinsel, mit einem heute zu besichtigenden Industriemuseum.  

Nach einer kurzen Orientierung schlugen wir den Weg ins NORRBYSKÄRS MUSEUM ein, dass sich natrülich noch in der Vorsaison befand, sprich noch geschlossen hatte. Wir wurden von einer jungen Frau schwedisch angesprochen - also Birgit wurde angesprochen, da sie fließend schwedisch spricht - ob wir nicht Lust hätten in ca. 1 Stunde an einem Testlauf in Vorbereitung des Saisonstartes mitzumachen. Und ob wir wollten......Damit blieb uns also noch ein bisschen Zeit für eigene Erkundungen.

Überall war die Vergangenheit der Insel als Sägewerksinsel gegenwärtig. Alte Holzbalken lagen auf der Insel und im Wasser, die Arbeitersiedlung war noch vollständig vorhanden und ist heute noch ebenso bewohnt wie Kirche und Schulgebäude weiter genutzt werden.

Zurück zum Museum ging es auch gleich in dieses. Die Erläuterungen zur Geschichte der Insel wurden in schwedisch und an einem großen Modell durchgeführt. Die Mädels waren aufgeregt und wir verstanden, nun ja nicht sehr viel, nur Brocken.

Modell der Sägewerksinsel

Die Sägewerksinsel NORRBYSKÄR zum Nachlesen

Auf den Norrbyskären wurden 1895 von Frans Kempe, dem Geschäftsführer von MoDo, ein dampfgetriebenes Sägewerk und gleichzeitig eine Arbeitersiedlung für die Arbeiter und ihre Familien gebaut. Das Sägewerk wurde erst 1952 stillgelegt.
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Das Sägewerk auf Långgrundet wurde 1895 gebaut und nach dem stillgelegten Sägewerk in Moliden benannt. Um das neue Sägewerk mit Arbeitskraft zu versorgen, wurden auf den Inseln Wohnungen, ein Laden, eine Schule und ein Gesundheitssystem errichtet. Die Planung war simpel: Jeder wohnte nahe seinem Arbeitsplatz.

Die Arbeiter waren von der Werksleitung abhängig, gleichzeitig hatten sie auf den Inseln teilweise große Privilegien. Jeder Arbeiter bekam eine kostenlose Wohnung, andere Privilegien waren von der Arbeiterklasse der man angehörte, abhängig. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts waren alle Wohnungen mit elektrischem Licht ausgestattet, was zur damaligen Zeit normalerweise ein Luxus der Reichen war. Andere Privilegien der Arbeiter waren ein gepflügtes Kartoffelfeld für die Familien, Holz und Zugang zu Wasch- und Baderäumen. Außerdem gab es eine Backstube, eine Werkstatt und eine Schule. Frans Kempe gelang es bis 1919, Gewerkschaften von den Inseln fernzuhalten, anstatt dessen bot er den Arbeitern vorteilhafte Voraussetzungen durch Renten-, Kranken- und Notkassen. Das Unternehmen unterhielt auf den Inseln auch eine Krankenschwester und eine Hebamme. Die Bewohner mussten sich allerdings an eine lange Reihe von Regeln halten. Neben Alkohol, war zum Beispiel das Organisieren von größeren Treffen und alles was mit politischen Aktivitäten zu tun hatte verboten. Solche Dinge sollten nicht im Privaten stattfinden. Stattdessen gab es einen Rat, der sich aus Arbeitern zusammensetzte und solche Dinge besprach. sern - für die Zeit noch ungewöhnlich.Es gab eine Kranken- und eine Rentenkasse.

Allerdings gab es keine Kirche für die Arbeiter. MoDo bezahlte Steuern an die Gemeinde Nordmaling, es war jedoch weit zur dortigen Kirche. Daher beschloss Kempe, eine eigene Kirche zu bauen und ein Kirchspiel zu gründen.

Die Blütezeit des Sägewerkes auf den Norrbyskären waren die 1920er Jahre, damals lebten fast 1400 Personen (Arbeiter und ihre Familien) im Hauptort Norrbyskär. Nationale und internationale Konkurrenz zusammen mit Rezessionen führten zur Verringerung der Produktion in den 1930er Jahren, bevor die Produktion 1952 komplett stillgelegt wurde. Heute lebt niemand mehr ganzjährig auf den Inseln.



Weniger…

Auf der Insel war offenes Feuer, also auch Rauchen, verboten. Logisch. Das Holz wurde geschlagen und dann auf die Insel geflößt. Die fertigen Hölzer wurden zu ihren Verladestellen auf anderen Teilen der Insel mit Elektrolokomotiven - sensationell in dieser Zeit - gefahren und von dort aus verschifft. Die Kundschaft reichte bis nach Neuseeland. Die Holzabfälle wurden per Seilbahn zu einer kleineren Insel verbracht und von dort aus verschifft. 

Nach dem Museum sollte eine Rundfahrt über die Insel mit Halt an den vielen historischen Orten erfolgen. Die Mädels hatten schon angekündigt, dass die kleine Bimmelbahn Probleme hat und unterwegs stehen bleiben könnte. Das blieb uns erspart, wir fuhren gar nicht erst los.

Nicht schlimm, also ging es zu Fuß weiter.

Meterdicke Sägespäne Ablagerungen am Strand - es lief sich wie auf einer Gummimatte.

Am Ufer standen noch die alten Fundamente der Seilbahn und wir fanden eine alte Kegelbahn - mit original geschnitzten Kegeln und Holzkugeln.

Pünktlich 15:15 Uhr legte die Fähre wieder ab und 15 Minuten später waren wir auf dem Festland. Ein sehr schöner Tag neigte sich dem Ende. Es blieb uns nur noch den Grillabend mit leckeren Salaten zu genießen und dann ging es auch schon ins Bett, also so gegen 23:00 Uhr. 

Für den nächsten Tag war eine Stadtbesichtigung in Umeå geplant. Bei herrlichem Sonnenschein ließen wir uns das Frühstück in der Veranda schmecken und quatschten, und quatschten und quatschten. Damit verschob sich der Start auf 14:30 Uhr, eine halbe Stunde dauerte die Fahrt in die Stadt.

Natürlich wurde erst noch die schwedische Flagge gehiesst, es war schließlich Nationaldag und Flagdag.

Zuerst ging es zum Kunst Campus mit  Wäscheklammer an den Fluss. 

Umeå

Umeå liegt an der Mündung des Flusses Ume älv am Bottnischen Meerbusen und ist Residenzstadt der Provinz und Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Umeå ist die größte Stadt Norrlands und zehntgrößte Stadt Schwedens mit 83.294 Einwohnern im Jahr 2015.

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Umeå wird auch die Stadt der Birken - Björkarnas Stad - genannt, seit nach einem verheerenden Feuer im Jahr 1888 ca. 3000 Birken im Stadtgebiet gepflanzt wurden. Sie ist nach Luleå Schwedens nördlichste Universitätsstadt mit zwei Universitäten und insgesamt ca. 37.000 Studenten. Umeå hat mehrere Museen, darunter der Skulpturenpark Umedalen, das Freilichtmuseum Gammlia, bei dem sich auch das Provinzmuseum (länsmuseum) befindet, das Bildmuseum für Gegenwartskunst und visuelle Kultur (Bildmuseet Umeå), das im Mai 2012 auf den Kunstcampus der Universität Umeå umgezogen ist, sowie das 2014 gegründete Instrumentenmuseum Guitars – the Museum.

Die 1863 errichtete 301 Meter lange Gamla bron (Alte Brücke) ist die älteste erhaltene Brücke der Stadt. Das Gamla bankhuset wurde 1877 im Stil der Neorenaissance errichtet; das Von Ahnska magasinet an der Storgatan stammt aus dem Jahr 1887, die Stadtkirche von 1894. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Umeå)

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Umeå ist eine wirklich grüne und auffallend saubere Stadt, überall Parkanlagen, Baumalleen und nicht zu vergessen die Birken. Birgit zeigte uns die schönsten Ecken in der Innenstadt und erzählte und erzählte. Bis wir zum Markt kamen, wo ihr Lieblingseis wartete. Diese Pause gönnten wir uns in der Sonne!

Nach drei Stunden Stadtführung war dann unsere Aufnahmefähigkeit auf Null gesunken und wir fuhren zurück. Nach einem leckeren Abendessen hieß es dann auf Wiedersehen sagen. Wir mussten am nächsten Tag weiter und die Mädels Arbeiten.

Dieses Bild konnte nur so Dank einer Belohnungsroster für Nuri und Lembas entstehen - danke an den Thüringer Fleischer.
Liebe Birgit, liebe Caroline, es war so toll bei euch. Vielen vielen vielen lieben Dank für die schönen Tage bei euch, den Full time Service mit Wäschewaschen, dem leckerem Essen, den  Ausflügen, die wir mit euch machen durften. Und ganz besonders für die Gespräche, die uns viel neuen Input gegeben haben und mit denen wir die aktuellen Themen für uns neu ins Licht rücken.
Ihr habt für euch die richtige Entscheidung - nach Schweden zu gehen - getroffen. Wir verabschieden uns mit einem weinenden Auge und einem lachenden Auge. Und Nuri und Lembas haben wir ins Herz geschlossen, passt gut auf die beiden auf. 
Wir wissen, wo wir bei der Rückfahrt oder im nächsten Schwedenurlaub wieder gern Halt machen und ihr seid immer herzlich bei uns willkommen.

Ach ja, ihr habt keinen Punktabzug bekommen und seid im Park4night gelöscht!
   - Ines und Matthias -