Flucht vor dem Corona-Wahnsinn

26.04.-02.05. - Auf der Insel Öland unterwegs

Kilometer 51328 - 51682

Es geht weiter

Nach einem ausgiebigen Frühstück wurde zusammengepackt. Weiter geht's der Mitternachtssonne entgegen. Unser nächster Halt sollte in Öland sein. Über die Brücke in Kalmar, wo wir auch noch einen kleinen Einkaufsstopp einlegen wollten. Schön mitten durch das Land mit unserer Lieblingsreisegeschwindigkeit 60-70km/h.

Und siehe da, unterwegs kamen wir noch schnell an Sibirien vorbei! Dass das so nah in Schweden liegt wussten wir bis dahin noch nicht.

Während der Fahrt erreichte uns ein Anruf einer Leipziger Tourismus Agentur, bei der wir im letzten Jahr Russland Visa angefragt hatten. Leider werden aktuell nur Visa für  Personen erteilt, die per Flugzeug nach Russland einreisen. Für schlappe 850 Euro ist ein Visum möglich, die meisten nutzen diese um sich während ihres Aufenthaltes gleich noch den Sputnik V impfen zu lassen - das auch wiederum für knappe 2000 Euro. Auf Nachfrage erhielten wir ein paar Info's, wie die derzeitige Lage in Russland ist - ziemlich entspannt. In den Großstädten gibt es Maskenpflicht - also Moskau und St. Petersburg, ansonsten alles easy wie hier in Schweden. Das macht Hoffnung, vielleicht schaffen wir es ja zumindest mit einem 30tägigen Touristenvisum nach Karelien?????

Mit diesen Informationen im Kopf rollten wir auf Kalmar zu und machten Pause in einem Einkaufspark. Da wir ein paar Besorgungen machten mussten gingen wir mal ins Bauhaus. Sehr entspannt alles, ähnlich war es dann im Großmarkt, wo wir uns mit Lebensmitteln für die kommende Woche eingedeckt haben. Und dann waren wir auch froh, die Shoppingmeile hinter uns zu lassen. Öland liegt ca. 6 km vom Festland entfernt und ist über die 6.072 m lange Brücke, die den Kalmarsund überspannt mautfrei zu erreichen.

Öland ist 137 km lang aber nur 4 - 16 km breit. Die Westküste ist steinig, an der Ostküste sind lange Sandstrände wie an unserer Ostsee zu finden. Öland ist ein beliebtes Sommer - Urlaubsziel der Schweden und der schwedischen Königsfamilie. Als wir auf der Insel ankamen herrschte allerdings noch Vorsaison Frieden. Restaurants, Geschäfte, Fährverbindungen zum Festland schlummerten noch sanft dem Sommer entgegen. Die Schweden bereiten sich so gaanz laangsam auf den Frühling vor. Das erste große Fest ist hier das Frühlingsfest Mitte Mai. Unser erstes Ziel sollte an der Westküste liegen. Wir hatten uns vor Fahrtantritt schon ein paar Favoriten im park4night markiert, aber wie immer entschieden wir uns spontan nicht für einen Campingplatz.

Öland ist auch die Insel der Windmühlen, die entlang der Straße stehen. Es gab hier ungefähr 2000 Mühlen, von denen aktuell noch ca. 600 Windmühlen erhalten sind und teilweise Restaurants beherbergen. 

Unser Ziel hieß Sandvik - Jordhamn, an der alten Mühle, etwas außerhalb vom Ort gelegen direkt am Meer in einem Naturschutzgebiet. Die Gegend ist bekannt für ihre Steinbrüche, in denen auch heute noch Kalksteinplatten gewonnen und zu Terassenplatten verarbeitet werden. Der Stellplatz befand sich direkt neben der alten restaurierten Scheuermühle Mit Hilfe der Windkraft wurden Bodenplatten  geschliffen. Die Scheuermühle löste das Schleifen mit Göpel, der mit Pferden oder Ochsen bewegt wurde ab. Damit vergrößerte sich die Arbeitsintensität von sieben auf ein Tagwerk. Neben der Mühle befanden sich Fischerhütten und oberhalb verstreut im Gelände Ferienhäuser.

Die ganze Landschaft wirkte wie aus der Zeit gefallen und vergleichbar mit den kargen Karstlandschaften der Barren in Westirland. Ganz anders als das Schweden was wir bis dahin kennengelernt hatten.

Mit einem phantastischen Sonnenuntergang verabschiedete sich der Tag von uns.

Nächster Morgen - Sonnenschein und windig. Wir wollten weiter in den Norden der Insel, nicht ohne jedoch noch eine Runde zu laufen. Und siehe da, es gab sie auch hier - die Highland-Rinder. Gut gewachsen und rund - Daniel und Torsten, wenn ihr das lest: "Ja, sie haben Steakpotential."


Wir wollten gerade abfahren da hielt ein Auto mit dem Kennzeichen DD - . Großes Hallo, ein kurzer Schwatz und dann ging es weiter. Und ich hab mich getraut und bin das erste Mal auf unserer Tour gefahren. Bei dem geringen Verkehr - sozusagen absoluter Nebenstraßenverkehr erstmal gut zum üben. Ich denke ich habe uns gut an unseren nächsten Wildcampinglatz in Nabbelund gefahren! Matthias hatte jedenfalls keine Schweiß- oder Wutausbrüche. Im ersten Anlauf haben wir unser Ziel auch nur knapp verfehlt und landeten auf einem Privatgrundstück im Wald mit großer Wiese, fast wie in der Beschreibung, Was hätten die sich gefreut, wenn wir dort geblieben wären ;-).

Kurze Verschnaufpause, Kartencheck und dann 1 km zurück. Die Wiese entpuppte sich als Gelände mit vielen Parkbereichen, Sitzbereiche und Abfallentsorgung inklusive. Für eine kleine Tagesgebühr kann man hier ungestört, fern vom Straßenlärm und vor allem windgeschützt stehen. 

Niemand war hier! Bei freier Platzwahl wurden wir erstmal von 2 Rehen beäugt. Also abparken, Willi gerade stellen und einziehen.

Genau an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere beiden Lektoren Caroline und Birgit, die uns mit ihren Hinweisen sicher davor bewahren, grobe Fehler mangels Kenntnis der schwedischen Schriftsprache und mangels schwedischer Tastatur zu begehen. Wir freuen uns auf euch!

Das Meeresrauschen - also das Ostseerauschen - zog uns magisch an. Also quer über die Straße und runter zum Meer. Von unserem Stellplatz bis zum nächsten Ort Byxelkrok erstreckt sich der Neptuni åkrar  - Acker des Neptun. Hier dominieren Klappersteinfelder die Landschaft, die als lose Steine und Reste der Eiszeiten hier abgelagert sind. Im Juni verwandeln sich diese Steinfelder in ein lila blühendes Meer aus Natternkopfblüten. Schwer vorstellbar. 

Am Ufer fanden wir viele Reste von versteinerten Trilobiten, Schnecken, Muscheln und was sonst noch so dort lebte.


Neptuni åkrar ist ein Naturreservat im Norden der schwedischen Ostseeinsel Öland.

Das nördlich von Byxelkrok am Ufer des Kalmarsunds gelegene Gebiet erhielt seinen Namen 1741 während Carl von Linnés  Ölandreise. Neptuns Felder bestehen aus einem sich am Ufer entlangstreckenden großen Geröllfeld.

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Die das Geröllfeld bildenden Steine stammen vom Inlandeis der letzten Eiszeit und wurden über Jahrtausende von den Wellen geschliffen und zur Geröllbank geformt. In dem Gebiet wurden Fossilien insbesondere von Trilobiten und Brachiopoden gefunden. Südlich des Gebiets befinden sich der Stein Höga flisa und das Gräberfeld von Byxelkrok

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Nächster Morgen auf nach Bryxelkrog, Post erledigen. Bryxelkrog hat einen Hafen, von wo aus Fähren nach Oskarshamn gehen. Naiv wie wir waren dachten wir, wir können mitfahren. Aber es ist noch nicht Sommersaison - die Fähren verkehren nur im Juli und August :-). Der Ort lebt wahrscheinlich nur von der Saison, und die beginnt Juni und endet August/September. Einmal Wiese - Byxelkrog und zurück 12 km - eine schöne Wanderung. 

Am nächsten Tag, nach dem kleinen Hausputz ging es genau 5 km in die entgegengesetzte Richtung zum langen Erik - dem Leuchtturm an der Nordspitze der Insel.  Auf dem Rückweg sahen wir dann unseren ersten Fischadler!

Nach Kårehamn zum Fischessen

Am nächster Morgen ging es dann weiter mit Ziel Kårehamn Fisk  & Havskôk an der Ostküste der Insel. Einen Zwischenstopp legten wir am Naturschutzgebiet Trollskogen - Zauberwald - ein, auf Ölands nordöstlicher Landzunge gelegen. 

Am  Naturreservat endet - oder beginnt - eine alte Holzbahn, die in früheren Zeiten zum Holztransport ins nahe gelegene Sägewerk erbaut wurde. Die Bahnstrecke hat nur noch eine Station. In den Sommermonaten werden hier Touristen befördert. Leider ist die Bahn auf Grund der Corona Ereignisse nicht in Betrieb.

Dominiert wird das 266 ha große Gebiet, davon Landareal 115 ha, von alten Weiden, Nadelwald, knotigen, vom Wind gebeugten Kiefern und alten, groben Eichen mit weiten Kronen. Das märchenhafte Gefühl wird durch das Efeu verstärkt, das über Boden und Baumstämme wuchert und die Bäume nahezu erwürgt. Das Gelände kann man auf 3 Wegen erkunden. Immer gibt es eine Möglichkeit auf kleiner Runde auch per Rollstuhl oder mit dem Kinderwagen sicher unterwegs zu sein. Am Eingang zum Naturpark ist eine Naturstation mit Informationen und einer Infrastruktur vorhanden. Wir entschieden uns für die rote Route - eine ca. 6 km lange Wanderung.

Die nordöstliche Landzunge, die Bucht und der eingeschlossene Hafen, hatten  mit ihrem reichen Fischbestand für die Menschen eine große Bedeutung. Auf dem Areal des Naturschutzgebiets befinden sich etwa 15 Grabhügel und Steinsetzungen prähistorischer Grabanlagen. Die strategisch wichtige Lage der Landzunge wird auch durch Schanzenanlagen aus dem 15. Jahrhundert belegt, als die Dänen versuchten, den damaligen Flottenstützpunkt Örbovik einzunehmen. Am schmalsten Teil der Landzunge gibt es eine Jagdmauer, die vermutlich von Johan III im 16. Jahrhundert angelegt wurde. An der Ostseeküste liegt das Wrack des Schoners Swiks, der während eines Sturms zu Weihnachten 1926 am Ufer des Trollskogens strandete.

Zwischenzeitlich hatten wir uns für einen anderen Übernachtungsplatz entschieden. An einer alten Kirchenruine Källa Gamla Kyrka, einer äußerlich gut erhaltene Ruine einer großen Wehrkirche aus dem 12. Jahrhundert war es nicht so doll, also weiter an die Küste.

Und dann hatten wir es geschafft, wir landeten in Kårehamn. Rechtzeitig genug, um nicht den Platz am Hafenkai zu ergattern, sondern den besten Stellplatz auf einer Wiesenfläche. Und es war gut, dass wir am Nachmittag da waren. Wir hatten schon auf der Fahrt gesehen, dass die Schweden zum Wochenende los sind! Die Wohnmobile, die am Hafen standen waren nachts unter voller Beleuchtung, wahrscheinlich war das schon die Übung für die Mitternachtssonne! Gegen kleines Geld - die Zwischensaison beginnt am 01.05., die Hauptsaison am 16.06., konnten wir auch alle Sanitäranlagen und die Duschen nutzen. Praktisch - eine Ent- und Versorgungsstation war inklusive.

Im Hafen gab es ein Fischrestaurant, was seinem Namen alle Ehre machte! Nebenan ein Geschäft mit Frisch- und Räucherfisch, regionalen Produkten und allem, was man nicht wirklich braucht weil der Kühlschrank schon voll ist, aber ... 

Wir entschieden uns zwei Nächte zu bleiben und noch ein bisschen die Seeluft zu genießen. Am nächsten Tag ging es dann eine Runde um den Ort und in Richtung Naturschutzgebiet - gefühlt gibt es fast kein Gebiet, in dem nicht ein noch so winziges Naturareal eingerichtet ist. Macht aber bei dem Massenauflauf an Brutvögeln auch Sinn - wir waren von Weißwangengänsen, Brandgänsen und den üblichen Möwen, Austernfischern etc. eingekesselt.

Zur alten Burg Ismantorp

Am nächsten Morgen - Sonntag - startete unser Willi zum nächsten Halt - der alten Burg Ismantorp.

Auf dem Weg dorthin planten wir kurz um und machten einen Stopp in Borgholm, der Hauptstadt Ölands. Schnell einkaufen für die kommende Woche und dann auf Sightseeing Tour. In Borgholm befindet sich Borgholms Slott - eine imposante Burgruine - und in einem Kilometer Entfernung das Schloss Solliden - das Sommerschloss der schwedischen Königsfamilie - wunderschön in einem alten Park gelegen. Beides ließen wir uns nicht entgehen, bei der Königsfamilie war keiner da. Das Schloss kann auch in der Saison besichtigt werden. Da ist bestimmt ein Riesenrummel los, Kaffees und Büdchen waren vorhanden, wenn auch zur Zeit noch geschlossen.

In die Parkflächen war der Frühling eingezogen. Weiße Buschwindröschen, blaue und rosafarbene Leberblümchen, die letzen gelben Winterlinge, kriechender Hahnenfuß, Osterglocken ... alles da.

Borgholms Slott

Weiter ging's zur alten Burgruine. Wir wollten die Nacht auf dem Parkplatz verbringen und dann am kommenden Tag Öland verlassen. Natürlich nicht, ohne vorher noch die Ruinen besichtigt zu haben. Zuerst ging es durch den Wald, dann landesten wir auf einer typischen kargen Ölandwiese mit wenig Wacholder gesäumt von Kiefernwald. Im nichts gab es ein kleines Cafe, dass von einem älteren Ehepaar bewirtschaftet wurde. Mit selbstgebackenem Kuchen und Kaffee in der Hand suchten wir uns draußen im Garten einen gemütlichen Tisch und genossen die Nachmittagssonne. Danach gings einmal um und mitten durch die Ruinen

Burg Ismantorp

Die Burg Ismantorp (schwedisch Ismantorps borg) ist eine von 16, heute zumeist verfallenen Burgen auf der schwedischen Insel Öland. Die Burg Ismantorp gilt mit einem Mauerdurchmesser von etwa 125 Metern zwar nicht als die größte, aber als die am besten erhaltene Anlage unter den 19 bekannten Ringburgen auf Öland. 
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Während bei den anderen Burgen, abgesehen von der vollständig restaurierten Burg Eketorp, höchstens noch die Ringmauern stehen, sind in Ismantorp noch die Grundmauern der einzelnen Gebäude erhalten geblieben. Nach aktuellen Auswertungen von Luftbildern handelt es sich um die Fundamente von insgesamt 95 Gebäuden. Die Gebäude waren in Blöcken radial innerhalb der Ringmauer angeordnet und über ein Wegenetz mit den insgesamt neun Eingangspforten in der Mauer und einem zentralen Platz in der Mitte der Burg verbunden.

Trotz mehrerer archäologischer Untersuchungen gibt Ismantorp den Forschern immer noch Rätsel auf. Man weiß anhand von zweifelsfrei datierten Funden, dass die Burg in der Zeit von 300 bis 600 n.Chr. und in kleinerem Umfang nochmals zwischen 900 und 1200 genutzt wurde.

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