Flucht vor dem Corona-Wahnsinn

20.05.- 28.05. Zur Traumküste an der nördlichen Ostsee

 Kilometerstand 52967- 53353

1. Etappe: Aktivitäten in Hölick

Am nächsten Morgen stand eine Wanderung in das Naturschutzgebiet Hölick auf dem Tagesprogramm. Wir wählten den grünen Weg quer durch das Gelände und dann an der Südküste zurück. Die angezeigten 7 km überboten wir locker, es wurden 12,5 km daraus.

Es war eine wunderschöne Wanderung bei idealem Wetter mit tollen Ausblicken. Auf dem höchsten Punkt stand ein Shelter für Übernachtungen mit Feuerstelle und Feuerholz. Anbei war eine Telefonnummer, falls das Holz mal ausgeht wird nachgeliefert. 

An der Südküste gab es dann wieder die bekannten Klappersteinfelder. Hier wurden auch alte Siedlungen gefunden.

Die Südspitze wird von Steinstränden dominiert. Überall lag Strandgut herum, das eine oder andere Schiff hat es nicht geschafft und ist an Land zerschellt. An der Küste wieder Feuerstellen und Übernachtungsplätze.

Nächstes Zwischenziel: Leuchtturm.

Der Frühling lässt die Nadelbäume blühen.

Donnerstag - der Plan der Reiseleitung sah eine Radtour auf der Halbinsel vor. Ich wollte das so - aber es war hart. Einmal quer über die Halbinsel und dann über die Nordspitze zurück - bergauf und bergab....ohne E-Bike!

29,5 km von Hölick nach Kuggören und zurück über Arnöviken - 29,5 km - klingt wenig, war aber viel! 
Zieleinlauf

2. Etappe: Auf zur Höga Küste

Weiter geht's in Richtung Norden. Auf dem Jungfruvägen entlang der Küste nach Sundsvall. Wir wollten beim Ikea unser mittlerweile schon etwas in Mitleidenschaft gezogenes Campingequipment aufpeppen. Hat leider nicht geklappt. Das Gesuchte war nicht zu haben.

Endziel sollte heute Härnösand sein, am kommenden Tag wollten wir in die Gin Destillerie gehen.

Abseits der E4, die wir zum Ende der Strecke nach Sundsvall fuhren, ging es artgerecht für unseren Willi durch den Wald auf Nebenstraßen.

Unterwegs nahm ich eine kleine Überplanung unseres Reisezieles vor.  Die Gin Destillerie hatte geschlossen. In Bjärtrâ gibt es eine Whisky Destillerie - die High Coast Distillery. Laut Internetseite öffnet diese am 29.05. - vielleicht schaffen wir ja eine Besichtigung. Für alle Fälle haben wir im Systembolaget schon mal einen Whisky zur Verkostung geordert.

Systembolaget und High Coast Destillerie

Systembolaget  ist ein staatliches Unternehmen in Schweden, das ein Monopol auf den Einzelhandel von Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 3,5 Volumenprozent hat. Das Unternehmen dient als Instrument der staatlichen Alkoholpolitik.

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Im 18. und 19. Jahrhundert gab es in Schweden unterschiedliche und wechselnde Regelungen zur Herstellung und zum Import alkoholischer Getränke. 1850 gründeten Bergleute in Falun das erste Unternehmen Systembolaget, das den Alkoholverkauf und -ausschank in der Stadt im Interesse der Allgemeinheit übernahm. Alle Gewinne wurden für gemeinnützige Zwecke eingesetzt. Bis ins frühe 20. Jahrhundert entstanden in verschiedenen Städten Schwedens ähnliche Unternehmen. 1860 wurde das Brennen für den Hausbedarf verboten. Ab 1914 wurde mit dem Bratt-System die Rationierung von alkoholischen Produkten eingeführt. In den 1920er Jahren wurden auch der Im- und Export (Vin & Spritcentralen) und der Vertrieb (Systembolaget) von alkoholischen Getränken in staatlichen Händen monopolisiert. 1955 wurde die Rationierung wieder aufgehoben und aus den 41 lokalen Systembolaget-Unternehmen wurde unter dem Namen Nya Systemaktiebolaget ein staatliches Unternehmen geformt. Der Verkauf in den Systembolaget-Geschäften ist durch Gesetze stark reglementiert.

High Coast Destillerie: Auf einer Landzunge zwischen Marieberg und Kungsgarden liegt die High Coast Distillery, die vormals als BOX Distillery bekannt war. Im Rahmen eines Rechtsstreits hatte man sich entschlossen, den neuen Namen High Coast anzunehmen und damit eine deutlichere Verbindung zur Region Höga Kusten herzustellen. In einem ehemaligen Kraftwerk ist heute eine Brennerei eingerichtet, die schon mehrfach Preise für den besten Whisky der Welt gewonnen hat.

Weniger…

Sundsvall wird von einer großen Brücke überspannt, die über eine Ostseebucht führt. In einem Einkaufspark ging's an ein paar Besorgungen und dann waren wir auch schon wieder auf dem Highway Richtung Sandslâns Vandrarhem & Camping, erstmal Richtung Höga Küsten.

Högakustenbron

Högakustenbron (deutsch Hochküstenbrücke) ist eine Hängebrücke über den Fluss Ångermanälven in der schwedischen Gemeinde Kramfors. Die 1997 eröffnete Brücke ist eine Straßenbrücke für die Europastraße E4 und das zweithöchste Bauwerk Schwedens.
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Die maximale Stützweite der Brücke beträgt 1.210 m und ist damit fast ebenso lang wie die der Golden Gate Bridge (1.280 m). Ihre lichte Höhe beläuft sich auf 40 m, die Gesamthöhe auf 186 m bei einer Gesamtlänge von 1.867 m. Die Brücke ist 17,8 m breit.


Weniger…

Direkt nach der Brüke zweigte unsere Straße nach links ab. Wir folgten dem Unterlauf des Ângermanälven, der in Norwegen entspringt. Er ist 490 km lang und der wasserreichste Fluss Schwedens. Am Unterlauf, beim Hafen Nyland, erweitert sich der Fluss zu einem 37 km langen Meerbusen - und im Meer kann man ohne fiskekort angeln! Der Ångermanälven mündet nördlich von Härnösand in den Bottnischen Meerbusen, eine Bucht der Ostsee.

Entlang des Flusses war die Holzindustrie mit vielen Sägewerken und Papierfabriken angesiedelt, von denen heute nur noch wenige existieren. Auch hier wird die Abwanderung in den Süden, vor allem in die großen Städte Stockholm, Malmö oder Göteborg deutlich. Auf dem Fluss wurde das in der Industrie benötigte Holz bis 1982 geflößt.

Und dann waren wir endlich da. Über eine Brücke landeten wir auf einer kleinen Insel mit teilweise leerstehenden ehemaligen Kasernengebäuden, Wohnmobilstellplätzen und einem (leeren) Yachthafen. Schnell fanden wir unser Plätzchen und Kontakt zu den Eigentümern. Super nett, wir konnten mit Blick auf den Fluss 5 Tage unser Camping Equipment auf Vordermann bringen - heißt große Wäsche waschen, Putztag im Willi, kleine Reparaturen an den Aussenklappen um die Dichtigkeit herzustellen, Ventile einstellen...und - den ganzen Tag mit dem Frühstück schon draußen sein, gegen 22:15 Uhr den Sonnenuntergang genießen, bei Helligkeit noch bis weit nach Mitternacht vor dem Willi sitzen.

Das Gelände war zum einen den Kejsarkasernen vorbehalten - Marine? - leider findet man dazu im Internet nichts - zum anderen war es eine Sortieranlage für die ankommenden Baumflösse und deren Verteilung auf die Sägewerke und Papierfabriken. Das lässt sich anhand vieler Hinweis- und Informationsschilder auf dem Gelände erkunden. Außerdem gibt es ein Museum zur Industriegeschichte in einem Gebäude, das zwar noch geschlossen hat, aber wir durften einen Blick hinein werfen.

Recht anschaulich kann man den immensen Umfang der Flößerei auf dem Fluss in diesem Video sehen.

Und dann bekamen wir regelmäßig Besuch von einem quirrligen Eichhörnchen, dass sich erst an unseren Brotkrümeln und dann am Müllsack bediente. In dem waren Reste vom Abendbrot - Spaghetti mit viel Knoblauch und Peperoni, nun ja es brennt immer zweimal. Am letzten Tag saß es dann auf unserem Tisch.

Jeder sollte sein Eichhörnchen haben ;-)

Am letzten Tag drehten wir noch eine kleine Runde über den Lilla Trolstigen. Den gibt es wohl überall. Entlang des Weges hatten Kinder Steine bemalt oder kleine Figuren aufgestellt.

Auch dieser Abend endete mit nichts angeln....

Am nächsten Morgen bei bestem Wetter packten wir zusammen und starteten 50 km weiter in nördliche Richtung, natürlich über Nebenstraßen. durch den Wald vorbei an Seen. Unser Ziel war das Naturum Höga Kusten, das Besucherzentrum des Nationalparks Skuleskogen mit Ausstellung und Informationen zur Hoga Kusten - Hohe Küste. 

Mädels, jetzt könntet ihr noch absagen!

Das Naturum Höga Kusten befindet sich am Fuße des Skuleberget (Sküüüleberjet), einem 295 m hohen Kalottberg. In der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren war das Land komplett unter Eis, nach Abschmelzen ragte nur ein 9 m hoher Rest des Berges aus dem Wasser. Die Landhebung ist heute noch nicht abgeschlossen, die Höga Kusten wächst jedes Jahr 8 mm aus dem Meer. 

Nachdem wir genügend Informationen zum Skuleberget, dem Nationalpark Skuleskogen und weitere Ideen für die nächsten Aktivitäten zusammengesammelt und ein Eis gegessen hatten, ging's zur Stellplatzsuche. Wildparken war nicht möglich, also wurde es der Campingplatz um die Ecke, der gleichzeitig unser Startpunkt für die morgige Tour sein sollte. Kein berauschender Platz, dafür teuer. Wir parkten ab und wollten bezahlen, keiner da. Auch am nächsten Morgen ließ sich niemand sehen. Nun ja.