Eine Erlebnisreise zwischen Tradition und Moderne

9. Tag, Dienstag 04. August

Jaunspils - Blankenfelde –  63,5 km

Am nächsten Morgen starteten wir zu unserer vorletzten Etappe nach Blankenfelde. Es sollte sehr heiß werden.

 

Von Jaunspils aus fuhren wir zwischen Getreidefeldern auf einer Asphaltstraße. Und auf einmal erstarrte Matthias, denn 100 m vor uns machte sich eine Wildschweinfamilie auf die Straße zu überqueren (Bild stark vergrößert). Wildschweine und Matthias passen nicht zusammen. So warteten wir in gebührender Entfernung, dass das Schauspiel ein Ende hat.

Und das war dann der Ausblick auf den heutigen Tag...
...Schotter und viel Staub. Nun denn, nächster Halt Dobele.

Dobele:

Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte 1254 als das Gebiet zwischen dem Bischof von Riga und dem Livländischen Orden geteilt wurde. Dobele war dann Stützpunkt der aufständischen Semgallen.

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Die Burg widerstand mehreren Kriegszügen der Kreuzritter Konrad von Feuchtwangen (1280) und Konrad von Hattstein (1289). Nachdem das umliegende Gebiet verwüstet und entvölkert war, zogen sich die Verteidiger 1290 schließlich auf litauisches Gebiet zurück. Im 14. Jahrhundert entstand eine gemauerte Burg des Deutschen Ordens. Im Polnisch-Schwedischen Krieg (1600–1629) wurde die Burg von den Schweden eingenommen. Die Regentschaft des Herzogs Jakob Kettler von Kurland brachte wirtschaftlichen Aufschwung. In Dobele bestanden mehrere Manufakturen, sowie Wassermühlen und ein Sägewerk. Auch im Zweiten Nordischen Krieg war der Ort zeitweise von den Schweden besetzt. 1795 wurde Kurland Teil des russischen Reiches. 1881 hatte Dobele 1083 Einwohner. 1917 erhielt Dobele Stadtrechte. 1925 wurden die Stadtrechte vergeben. 1927 bekam Dobele eine Bahnstation an der neuen Strecke JelgavaLiepāja. Die Bahnstrecke wurde gebaut, weil die Verbindung nach Liebau/Liepaja nach Gründung der baltischen Staaten über litauisches Gebiet führte, was zuvor (im russischen Zarenreich) ohne Bedeutung war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Ort durch Ansiedlung von Industrie. Unweit Dobele bestanden zwei große Kasernen der Roten Armee. (Quelle: https://de.wikipedia.org ).

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Es wurde immer heißer, die Sonne schien aus einem unbewölkten Himmel, so dass wir eine Pause einlegen mussten. An der Straße war guter Rat teuer, denn es gab keinen Schatten, nicht einmal Bushäuschen waren zu finden. Glücklicherweise sahen wir einen alten Sportplatz und ließen uns unter den Bäumchen nieder.

Die letzten 15 km unserer Etappe fuhren wir in Lettland mitten durch eine ländliche Kulturgegend. Felder soweit das Auge reicht, rechts und links weit voneinander entfernte kleine Bauerngehöfte, die Getreideernte war in vollem Gang. Nach 63,5 km erreichten wir an diesem Tag das Landgut Blankenfelde. Was uns wieder faszinierte, inmitten von Felder – also fast im Nichts – erschien dann am Weg so eine kleine Oase.

Landgut Blankenfeld:

Die jetzigen Landgutgebäude sind im 18. und 19. Jahrhundert gebaut.  Die Bebauung des Landgutes verfügt über eine in Lettland selten beobachtete Hülle und Fülle von architektonischen Kleinformen – Einfahrttor, Pavillons, schmiedeeisernes Tor im Rokokostil.

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Zweimal (1804 und 1805) hat im Landgut der französische König Lois XVIII Unterkunft gefunden. Seit Jahrhunderten gibt es im Landgut aktive Wirtschaftsaktivitäten. Besonders sollte man die Verarbeitung von Schwarzholunder für Saft und Wein erwähnen. Derzeit werden die alten Traditionen im Landgut fortgesetzt. Am Landgut ist ein Park im Stil des englischen Klassizismus, in dem den Ehrenplatz die 400jährige Spēka osis (Energie-Esche) einnimmt. Im Stall des Landgutes ist das Museum der Glocken mit mehr als 1000 Glocken aus der ganzen Welt eingerichtet worden. (Quelle: Booklet www.jelgava.lv)

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Hier erwartete uns in ehemaligen, jetzt liebevoll restaurierten Wirtschaftsgebäuden eine nette Übernachtung.  Wir waren an diesem Abend die einzigen Gäste. Bei unserer Ankunft waren auf  dem Gelände noch viele Handwerker am Arbeiten. Gebäude für Gebäude wird so in den kommenden Jahren weiter restauriert. Die Dame, von der wir die Schlüssel erhielten sprach nur lettisch – wir konnten uns leider immer noch nicht verständigen. Dann tauchte der Hausherr auf, ein älterer Herr der uns später beim Besuch seines Glockenmuseums erzählte, dass er viele Jahre in der Chefetage der baltischen Pharmaindustrie tätig war und das Landgut restauriert. Auf unsere Frage nach einem Abendbrot verwies er uns auf den nächsten Ort, der nur 12 km entfernt war. Das wären dann hin- und zurück 24 km gewesen – für eine Pizza. Wir waren nicht bereit uns mit den Rädern vorwärts zu bewegen. So arrangierte unser Gastgeber für uns ein kleines aber sehr leckeres Abendbrot, das wir draußen im Pavillon genossen – natürlich mit dem in Eigenproduktion hergestellten Apfelsaft.

Nach dem Abendbrot erkundeten wir noch das Schloss und den Park, der wunderschön angelegt war. Ausgestattet mit einem kleinen Kinder-Erlebnispfad und wunderbaren alten Bäumen, spendete er Kühle an diesem heißen Tag. In unmittelbarer Nähe befand sich ein alter Bauerngarten und eine Streuobstwiese, dahinter eingestürzte und fast überwucherte Gebäude.

Mit einem Blick auf die Wetteraussichten versuchten wir bei dieser hochsommerlichen Hitze zu schlafen.