Nach einem gemütlichen einfachen Frühstück auf dem Zimmer konnte es dann wieder losgehen. Wir waren schon aufgeregt, denn heute war unser Tagesziel Riga. Es sah nach Regen aus, so radelten wir erstmal zurück nach Kegums und entschieden uns linksseitig der Daugava auf der P85 zu radeln. Der Weg war zwar etwas länger, aber dafür umgingen wir die Schnellstraße/Autobahn nach Riga.
Die durch LKW und PKW stark befahrene Straße führte zuerst sehr nah an der Daugava vorbei. Eine schöne Flusslandschaft bot sich uns rechts unseres Weges dar. Regen wechselte sich mit Wind und Sonne und wieder mit Starkregen ab. Wir waren froh den Schotterpisten vorerst entkommen zu sein – aber wir hatten nicht mit den lettischen Straßen gerechnet. Grober Asphalt, selbst bergab mussten wir in die Pedale treten. Aber irgendwann waren wir dann fast in Riga.
Ca. 20 km vor der Stadt hielten wir eine kleine Zwangsrast an einer Tankstelle. Ein Wolkenguss hatte sich über uns festgesetzt, so lernten wir bei einem Kaffee ein sehr nettes älteres Ehepaar kennen, die das erste Mal mit ihrem neuen Wohnmobil rund um die Ostsee ca. 2 Monate unterwegs waren. Und dann ging es unaufhaltsam der Stadt zu (die Hauptstadtnähe war auch an den Straßen erkennbar).
Wieder mussten wir die Daugava überqueren, diesmal aber schon mit Blick auf die Innenstadt.
In die Stadt gelangten wir durch die Moskauer Vorstadt. Diese hat ihren Namen nach deren Hauptstraße – Maskavas iela – die gewissermaßen direkt nach Moskau führt(e). Und hier begann eine kleine Zeitreise. Über holpriges schiefgefahrenes Kopfsteinpflaster, in dem Straßenbahnschienen eingelassen waren radelten wir dem Zentrum entgegen. Rechts und links der Straße sahen wir typische zweistöckige 19.-Jahrhundert-Holzhäuser, einige waren abgebrannt und nicht wieder aufgebaut. Die Moskauer Vorstadt ist eher von Armut geprägt. Zum Teil hatten wir das Gefühl, dass gleich um die nächste Ecke eine alte Pferdebahn rumpelt.
Nachdem wir die Vorstadt hinter uns gelassen hatten machten wir uns auf die Suche nach unserer Übernachtung im Art Hotel Laine in der Rigaer Neustadt. In einer Nebenstraße im Hinterhof wurden wir fündig. Das Art Hotel Laine entpuppte sich auf den zweiten Blick als charmantes Stadthotel mit großen Zimmern. Der Fahrstuhl stammte noch aus dem vorigen Jahrhundert und rumpelte gemütlich schnaufend in die oberen Etagen.
Nach dem Abpacken, es war später Nachmittag, beschlossen wir uns noch ein wenig im Stadtteil umzusehen und etwas essen zu gehen. Die Rigaer Neustadt besticht durch ihre breiten Boulevards mit ihren prächtigen Jugendstilhäusern aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert (siehe Seite 240 im DuMont Reise-Handbuch Baltikum). Viele der Häuser warten noch auf ihre Sanierung/Restaurierung, aber einige erstrahlen bereits wieder im alten Glanz der Belle Epoque.
Zum Essen haben wir ein russisches Restaurant ausgewählt. Da wir an diesem frühen Abend vorerst die einzigen Gäste waren war das Restaurant sozusagen unser. Und hier konnte ich mal wieder meine Russischkenntnisse anwenden und aufbessern. Als Vorspeise (und Hauptspeise) wählten wir klassisch „Borschtsch“ und danach konnten wir einfach nicht an den süßen Pelmeni vorbei, oberlecker. Nach diesem ersten Streifzug gingen wir zu unserem Hotel zurück und waren gespannt auf den kommenden Tag.