Eine Erlebnisreise zwischen Tradition und Moderne

3. Tag, Mittwoch 29. Juli

Lielverde – Riga – 63 km

 

 

Nach einem gemütlichen einfachen Frühstück auf dem Zimmer konnte es dann wieder losgehen. Wir waren schon aufgeregt, denn heute war unser Tagesziel Riga. Es sah nach Regen aus, so radelten wir erstmal zurück nach Kegums und entschieden uns linksseitig der Daugava auf der P85  zu radeln. Der Weg war zwar etwas länger, aber dafür umgingen wir die Schnellstraße/Autobahn nach Riga.

Gepäck für 2 Räder

Alles dran

Los gehts

Die durch LKW und PKW stark befahrene Straße führte zuerst sehr nah an der Daugava vorbei. Eine schöne Flusslandschaft bot sich uns rechts unseres Weges dar. Regen wechselte sich mit Wind und Sonne und wieder mit Starkregen ab. Wir waren froh den Schotterpisten vorerst entkommen zu sein – aber wir hatten nicht mit den lettischen Straßen gerechnet. Grober Asphalt, selbst bergab mussten wir in die Pedale treten. Aber irgendwann waren wir dann fast in Riga.

Ca. 20 km vor der Stadt hielten wir eine kleine Zwangsrast an einer Tankstelle. Ein Wolkenguss hatte sich über uns festgesetzt, so lernten wir bei einem Kaffee ein sehr nettes älteres Ehepaar kennen, die das erste Mal mit ihrem neuen Wohnmobil rund um die Ostsee ca. 2 Monate unterwegs waren. Und dann ging es unaufhaltsam der Stadt zu (die Hauptstadtnähe war auch an den Straßen erkennbar).

Daugava

Rast an der Tankstelle

Auf der Hauptstraße nach Riga

Interessantes Wetter

Daugava

Wieder mussten wir die Daugava überqueren, diesmal aber schon mit Blick auf die Innenstadt.

Daugava und Riga

Mit dem Fluss verbindet sich die Stadtgründungslegende um den Hl. Christophorus. In alten Zeiten, als es Riga noch nicht gab, trug ein hochgewachsener Mann hier der Große Christoph genannt an der Stelle, wo heute Riga liegt, Menschen über den Daugavafluss.

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Als Unterkunft hatte sich Christoph eine Hütte am rechten Ufer errichtet. Eines Nachts hörte er, wie am anderen Ufer ein kleines Kind weinte. Er wollte es sogleich über den Fluss holen. In der Mitte des Flusses aber wurde ihm das Kind so schwer, dass er es nur mit großer Mühe herüberbrachte und in seiner Hütte schlafen legte. Am nächsten Morgen fand er anstelle des Kindes einen Beutel voller Goldmünzen. Christoph hielt das Geld zusammen bis zu seinem Lebensende. Nach seinem Tode wurde das Geld zur Gründung Rigas verwendet. Die ersten Häuser wurden an der Stelle gebaut, wo Christophs Hütte gestanden hatte.

Auf dem Stadtgebiet Rigas ist der Fluss bis zu 700 Meter breit und etwa 8-9 Meter tief. Ursprünglich war die Daugava in Riga sehr breit und flach, mit vielen Sandbänken, kleinen Inseln und Kanälen. Seit der Gründung Rigas vor über 800 Jahren hat der Fluss seinen Lauf noch etwas verändert und trennt Riga in zwei Teile - die historische Altstadtseite und die Zentralstadt von Pardaugava, zu Deutsch "Überdüna". Bereits in der Wikingerzeit und später in der Hansezeit war die Daugava ein wichtiger Handelsweg, auf dem Güter nach Litauen, Weißrussland und Russland transportiert wurden. Der Hafen von Riga lag von alters her nicht direkt an der Ostsee, sondern an der Daugava, die Verbindung zur Ostsee bzw. Rigaer Bucht hat. Mit dem Anschluss an das gesamtrussische Eisenbahnnetz wuchs die Bedeutung Rigas als Seehafen enorm an - zwei weitere Häfen wurden angelegt - Bolderaa (Bolderaja) und Mühlgraben (Vecmilgravs). Da sich Bolderaa auf der anderen Daugavaseite befand - die Eisenbahn verlief am rechten Ufer - wurde 1872 die Eisenbahnbrücke über die Daugava gebaut, die auch Kutschen und Fußgängern die Überquerung des Flusses erlaubte. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur die Floßbrücke, die wegen des Eises im Winter abgebaut werden musste. 1851 wurde die Daugavamündung korrigiert, um die Einfahrt zum inneren Hafen für große Schiffe zu ermöglichen. 1896 wurde die Floßbrücke durch eine Pontonbrücke ersetzt. Zu ihr gehörte die "Rosenbachsche Badeanstalt" mitten in der Daugava. 1904 wurde eine weitere Eisenbahnbrücke eröffnet, die alte blieb als Straßenbrücke bestehen. Daneben gab es einen Fährverkehr zwischen den beiden Uferseiten der Daugava. Heute verbinden drei Straßenbrücken und eine Eisenbahnbrücke, die das Stadtbild Rigas wesentlich prägt, die beiden Stadthälften. (Quelle http://www.baltikum-tours.de/).

Weniger…

In die Stadt gelangten wir durch die Moskauer Vorstadt. Diese hat ihren Namen nach deren Hauptstraße – Maskavas iela – die gewissermaßen direkt nach Moskau führt(e). Und hier begann eine kleine Zeitreise. Über holpriges schiefgefahrenes Kopfsteinpflaster, in dem Straßenbahnschienen eingelassen waren radelten wir dem Zentrum entgegen. Rechts und links der Straße sahen wir typische zweistöckige 19.-Jahrhundert-Holzhäuser, einige waren abgebrannt und nicht wieder aufgebaut. Die Moskauer Vorstadt ist eher von Armut geprägt. Zum Teil hatten wir das Gefühl, dass gleich um die nächste Ecke eine alte Pferdebahn rumpelt.

Moskauer Vorstadt

Moskauer Vorstadt

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es in Russland zur Spaltung der russisch-orthodoxen Kirche. Viele "Altgläubige" kehrten daraufhin der Heimat den Rücken und suchten Schutz und religiösen Halt im Exil.

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So auch in Riga, wo sich fortan ein neuer Stadtbereich entwickelte, der bis zum heutigen Tag so etwas wie das Zentrum der russisch-stämmigen Bevölkerungsanteile Rigas geblieben ist. - Allgemein geprägt von hoher Arbeitslosigkeit und baulicher Tristesse mit besagten Ausnahmen.

(Quelle http://www.vialatvia.de/staedte/riga/stadtteile/moskauer-vorstadt.html und http://wwwuser.gwdg.de)

Weniger…

Nachdem wir die Vorstadt hinter uns gelassen hatten machten wir uns auf die Suche nach unserer Übernachtung im Art Hotel Laine in der Rigaer Neustadt. In einer Nebenstraße im Hinterhof wurden wir fündig. Das Art Hotel Laine entpuppte sich auf den zweiten Blick als charmantes Stadthotel mit großen Zimmern. Der Fahrstuhl stammte noch aus dem vorigen Jahrhundert und rumpelte gemütlich schnaufend in die oberen Etagen.

Nach dem Abpacken, es war später Nachmittag, beschlossen wir uns noch ein wenig im Stadtteil umzusehen und etwas essen zu gehen. Die Rigaer Neustadt besticht durch ihre breiten Boulevards mit ihren prächtigen Jugendstilhäusern aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert (siehe Seite 240 im DuMont Reise-Handbuch Baltikum). Viele der Häuser warten noch auf ihre Sanierung/Restaurierung, aber einige erstrahlen bereits wieder im alten Glanz der Belle Epoque. 

Zum Essen haben wir ein russisches Restaurant ausgewählt. Da wir an diesem frühen Abend vorerst die einzigen Gäste waren war das Restaurant sozusagen unser. Und hier konnte ich mal wieder meine Russischkenntnisse anwenden und aufbessern. Als Vorspeise (und Hauptspeise) wählten wir klassisch „Borschtsch“ und danach konnten wir einfach nicht an den süßen Pelmeni vorbei, oberlecker. Nach diesem ersten Streifzug gingen wir zu unserem Hotel zurück und waren gespannt auf den kommenden Tag.