Nach einem leckeren Frühstück und dem Blick zum Himmel sollte es losgehen. Es war ziemlich windig, sehr kühl und immer wieder zogen Wolken durch. Im Hotel haben wir uns einen Schirm ausgeliehen. Wir hatten eine Stadtführung - "Öffentlicher Stadtrundgang Riga - Die Altstadt" bereits von Leipzig aus vor gebucht, jetzt mussten wir nur noch pünktlich um 10:30 Uhr am Treffpunkt Rathausplatz sein. Da es nicht weit bis zur Altstadt waren, beschlossen wir den Weg dorthin zu Fuß zurück zulegen.
Und dann tauchten wir ins Stadtzentrum ein. Es erwartete uns eine 800 Jahre alte ehemalige Hansestadt, die aber keineswegs verstaubt und alt wirkte. Ganz im Gegenteil.
Die Milda ist allen Letten ein Begriff und symbolisiert Freiheit und Unabhängigkeit des kleinen Staates. Bei dem Denkmal handelt es sich um einen 19 Meter hohen Obelisken, der sich im Zentrum von Lettlands Hauptstadt Riga auf dem Freiheitsboulevard befindet. Auf der Spitze thront eine 9 Meter große Statue in Form einer Frau, die in ihren gen Himmel gestreckten Händen drei Sterne hält. Die drei Sterne symbolisieren die drei historisch gewachsenen Regionen Kurland, Livland und Lettgallen. Lettland erlangte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts seine nationale Unabhängigkeit. Um diesem einschneidenden historischen Ereignis ein würdiges Denkmal zu setzen, wurde von 1931 bis 1935 die Milda nach Plänen des bekannten Bildhauers Karlis Zale gestaltet. Als Beweis, wie wichtig der Ausdruck und die Darstellung des Gefühls der Unabhängigkeit den Letten war, gilt der Umstand, dass das Denkmal durch Spenden der Bevölkerung finanziert wurde. Die Milda überdauerte sowohl die deutsche als auch die sowjetische Besatzung und sogar den unerbittlichen Zahn der Zeit. Immer wieder wurden Maßnahmen vorgenommen, um das Denkmal zu schützen. Die Inschrift am Sockel “Für Vaterland und Freiheit” spricht den nationalbewussten Letten aus der Seele. Die verschiedenen Skulpturen, die das Fundament bilden, sollen einen Einblick in die stolze Geschichte Lettlands geben und der Blick gen Westen verspricht eine verheißungsvolle Zukunft. (Quelle: http://www.botschaft-lettland.de )
Keine Kaufhausketten, dafür viele kleine gemütliche Läden und Boutiquen, darunter zahlreiche Bernsteinboutiquen mit wunderschönem Schmuck. An diesem frühen Vormittag wurden – trotz des aufziehenden Regens – Tische und Stühle vor die Cafés und Restaurants gestellt. Auf einem der vielen Marktplätze wurde ein Künstlermarkt aufgebaut. Zur Sicherheit schauten wir uns nach einem Regenschirm um, wie fast in jedem Urlaub.
Dann trafen wir am Rathausplatz ein. Drei Stadtführer standen um einen Wagen herum, eine ältere Dame erwies sich als unsere gebuchte deutsche Stadtführerin. Wir warteten gemeinsam auf weitere Touristen, auf einmal drückte die Dame Matthias ein Schild in die Hand und verschwand kurz im Touristenbüro. Irgendwie zieht Matthias solche Aktivitäten magisch an. Die anderen Teilnehmer trafen nach und nach ein und drückten Matthias entweder ihre Buchungsbestätigung oder Geld in die Hand. Es war zum Totlachen!
Dann ging es los. Rund 2 Stunden liefen wir kreuz und quer durch das Stadtzentrum. Start war am Schwarzhäupterhaus, das 1334 urkundlich erstmals als „Neues Haus der Großen Gilde“ erwähnt wurde. Mehrmals wurde das im gotischen Stil errichtete Gebäude in den folgenden Jahrhunderten umgebaut, erhielt Anfang des 17. Jahrhunderts seine Renaissancefassade und eine astronomische Uhr. In der Fassade sind die Wappen verschiedener Hansestädte zu erkennen sowie mehrere allegorische Figuren. Ursprünglich kamen in dem Gebäude Rigaer Bruderschaften und Vereine zusammen, bis es im 17 Jahrhundert in die Hände der „Compagnie der Schwarzen Häupter“ überging. Es handelte sich dabei meist um junge, unverheiratete ausländische Kaufleute, die das Bürgerrecht in der Stadt nicht besaßen. Der Kopf eines Mohren, Symbol eines ihrer Schutzpatrone, des hl. Mauritius, lässt sich im Wappen dieses Vereins bis heute wiederfinden. Nach dem 2. Weltkrieg, in dem die Altstadt völlig zerstört wurde, war das Gebäude komplett abgerissen worden, erst Ende des 20. Jahrhunderts wurde es originalgetreu rekonstruiert.
Unsere Stadtführung endete am Rathausplatz. Danach ging es auf eigene Faust weiter. Unser nächstes Ziel waren die bekannten Markthallen – die ehemaligen Zeppelinhallen von Riga. In den Hallen werden jeweils Milchprodukte und viel Käse, Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch und Wurst, Backwaren angeboten.
Im Außenbereich findet sich dann ein Obst- und Gemüsemarkt, auf dem alles angeboten wird, was in den Wäldern und in den Gärten wächst (an süßer saftiger Honigmelone to go kamen wir einfach nicht vorbei). Weiter gibt es einen Blumen- und Pflanzenmarkt und Stände mit Bekleidung, Leder, Schuhen usw.
Es zogen doch noch die dicken Regenwolken auf und unser Schirm hatte seinen ersten Einsatz. Was tun, also beschlossen wir noch eine Runde mit dem Hop on – Hop off Bus zu fahren. Eine gute Entscheidung, denn die Tour führte uns nicht nur durch die Altstadt und die Rigaer Neustadt sondern auch auf die gegenüberliegende Seite der Daugava.
Nach einem leckeren Abendessen in einem Restaurant ging es dann an der russisch-orthodoxen Kirche vorbei und durch den Stadtpark zurück in unser Hotel. Mit einem kleinen Rigaer Balsam – einem traditionellen lettischen Likör aus Kräutern, Blüten, Ölen und Beeren mit 45 % Alkoholgehalt – beendeten wir den Tag und freuten uns auf die Weiterfahrt am nächsten Morgen. Wir studierten nochmal die Fahrradkarten und beschlossen auf Grund der Straßenverhältnisse nicht wie geplant am übernächsten Tag von Kandava über Nebenstraßen zuerst bis zur Ostsee zufahren, sondern auf direktem Weg nach Kuldiga zu radeln.