Eine Erlebnisreise zwischen Tradition und Moderne

5. Tag, Freitag 31. Juli

Riga – Tukums – 74,5 km

 

An diesem Tag nahmen wir Abschied von Riga und begaben uns in Richtung Jūrmala. Es hatte geregnet.

Regenwetter - trauriges Gesicht
Das letzte Mal über die Daugava
Zwischen Riga und Jūrmala ist ein Fahrradweg entlang der Eisenbahnlinie zur Ostsee angelegt.
Dazwischen lagen ca. 20 Radelkilometer. Wir kamen gut voran…
…und überquerten die Lielupe.

Wir erreichten Jūrmala am Rigaer Meerbusen. Jūrmala ist das größte Ostseebad des Baltikums. Der Kurort erstreckt sich auf über 30 km Länge entlang der Südküste der Rigaer Bucht. Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts gab es hier nur ein paar Fischerhöfe. Dann wurde es von der Rigaer Bevölkerung entdeckt, die damit auch den Typhus-Epidemien Anfang des 19. Jahrhunderts entflohen. So entwickelte sich Jūrmala als Ausflugs- und Sommerdomizil der begüterten Rigaer Bevölkerung. In der Sowjetzeit wurde Jūrmala zu einem hochmodernen Kurort mit vielen neuen Bettenburgen, Sanatorien und Ferienheimen der Partei, des Komsomol, der Roten Armee sowie von Betrieben und Pionierorganisationen. Hier schnupperten wir auch das erste Mal Seeluft. In einem Kaffee legten wir eine mittägliche Pause ein und ließen uns einen leckeren Kuchen schmecken. Nach mehreren Regengüssen zwischendurch sah der Himmel nach einem großen Finale aus!

Und dieser Wolkenguss holte uns dann ein! Wir suchten Zuflucht in einer Bushaltestelle, in der schon ein älterer Mann saß. Er wartete aber nicht auf einen Bus sondern suchte Gesprächskontakt. So konnte ich mein Russisch mal wieder ausprobieren, Smal Talk über Wetter, Land, Leute und unseren Urlaub. Ich war sooooo stolz. Dann gesellte sich noch eine Radfahrerin zu uns, die ihre Reisegruppe unterwegs verloren hatte. Allerdings waren die auf dem Weg nach Estland, irgendwie lustig. Nach dem Regen kam dann die Sonne wieder hervor. Überall entlang der Straße wurde gebaut und es waren hervorragende Radwege (R1) angelegt.

Nach Verlassen des Kurortes Jūrmala teilten wir uns dann die Straße wieder mit den Autofahrern – zugegebener Maßen waren das sehr sehr wenige. Die Straße P128 führte dicht an der Ostseeküste vorbei, uns trennten vom Wasser nur wenige Meter durch einen kleinen Kiefernwald. Wer die Straße weiter fährt gelangt auf direktem Weg ans Kap Kolka. Wir nutzten die Gelegenheit und lugten nochmal über die Dünen. Hier bot sich uns ein völlig anderes Bild als in Jūrmala, Sand soweit das Auge reicht und ein menschenleerer Strand. Das war also der Ausblick auf unseren Badeurlaub am Ende unseres Urlaubes in Liepaja.

Und dann verließen wir die P128 und wechselten auf die P131 in Richtung Tukums, wieder quer durchs Land. Rechts und links erstreckte sich ein größeres Waldgebiet mit einigen Seen. Und dann sahen wir entlang des Weges wie auch in Masuren, kleine, heute noch genutzte gepflegte Waldfriedhöfe und entdeckten Gräber mit deutschen Inschriften. Entlang des Weges sahen wir auch immer wieder Hinweisschilder, die auf Massengräber oder Erschießungsplätze sowohl der deutschen Wehrmacht als auch der russischen Besatzung hinwiesen, die bei uns Stille und Beklommenheit hinterließen.

Kurz vor Tukums folgten wir einem Hinweisschild, das auf das Gut Schlockenbeck hinwies. Ein sehr gut restaurierter alter Herrensitz erwartete uns. Hier war auch die Ausstellung zur Straßengeschichte Lettlands beheimatet.

Šlokenbeka (Schlockenbeck):

Am Ufer der Slocene, 5 km nordöstlich von Tukums, befindet sich ein interessantes Architekturdenkmal: der Gebäudekomplex des Šlokenbeka-Guts. Es wurde um 1484 nach dem Prinzip der befestigten römischen Siedlungen geschaffen.

Mehr…

Nachdem die Tukums-Burg und die Stadt während der Zusammenstöße des Ordens und Riga vernichtet worden war, wurde dieser Komplex für die Landsknechte genutzt. Der älteste und wichtigste Bestandteil ist die Ringmauer, die mit vielen Schießscharten (für waagerechtes Schießen aus Hakenbüchsen) sowie mit zwei, anfänglich möglicherweise sogar mit vier Toren ausgestattet wurde. Nach dem Zerfall des Ordensstaates kam die Burg in Privatbesitz. Ab 1570 gehörte Šlokenbeka Otto Barthold von Schönking. Nach seinem Tode vertraute die Witwe die Gutsverwaltung ihrem Bruder, dem Kanzler des Kurländischen Herzogtums, Christoph Heinrich von Puttkammer, an. Zu seiner Zeit erhielten die Tortürme (1688) ihr heutiges barockes Aussehen, die 1752 noch einmal umgebaut wurden. Im 19. Jh. wechselte das Gut mehrmals seinen Besitzer, und die alte befestigte Siedlung verwandelte sich in ein mächtiges Wirtschaftszentrum mit dem Wohnhaus des Gutsherren, einem Wagenschuppen, einem Vorratshaus und anderen Wirtschaftsgebäuden. (Quelle: http://www.tournet.lv)

Weniger…

Nach diesem Zwischenstopp radelten wir weiter und erreichten unser heutiges Tagesziel Tukums.

Kellerbar
Cafe gegenüber