Ermland - Masuren - Frische Nehrung

Tag 2

Freitag 19. Mai

Sople - Olsztyn - 65,2 km

Nach einem ordentlichen Frühstück ging es rauf auf’s Zimmer, Gepäck fassen und Räder beladen. Noch ein letzter guter Tipp vom Herbergsvater, nicht auf den Hauptstraßen zu fahren – zu gefährlich wegen der Rücksichtslosigkeit der Kraftfahrer und dafür lieber den Waldweg am See zu nehmen. Mal abgesehen davon, dass es dabei zu den ersten Schlammschiebeaktionen kam war es ein wirklich guter Rat. Die Nebenstraße durch Alleen in Richtung Morąg (Mohrungen) erwies sich auf Grund der Baumaßnahmen auf den anderen Straßen als nicht so unbelebt wie geplant. LKW’s und PKW’s mit einem Affenzahn und nah an uns vorbei. Nicht schön! Nach 15 km dann der erste und einzige Unfall. Ich wollte einem LKW Platz machen und bin ausgewichen. Dabei ist das Hinterrad weggerutscht. Glücklicherweise nicht auf der Straße sondern in einer Haltebucht. Ich hatte zu viel Gepäck hinten drauf und bin beim Abfangmanöver auf’s rechte Knie gefallen. War schön geprellt, aber ich bin dann schnell wieder auf das Rad und weiter ging es. Tat aber weh und die nächsten 5 km habe ich kaum Kraft auf das Rad gebracht. Na gut, ein paar Kügelchen Arnika und dann die Anfahrt auf die Kleinstadt Mohrungen (Morąg) – die Herder Stadt (ein deutscher Dichter). Kurzer Halt am Rathaus und Vorbeifahrt am Herder Museum und dann ging es schon in Richtung Olsztyn (Allenstein) weiter. Immer durch das Ermland.

Überraschenderweise gab es viele neu gebaute Häuser in den Dörfern, z.T. richtige kleine Schlösschen. Und neue Landwirtschaftsbetriebe und dann die ersten „Sklep“ – kleine Lebensmittellädchen oder Dorfläden mit allem, was man im täglichen Leben so braucht. Frische Wurst und Brot/Brötchen/Hörnchen, Eis, Käse, Obst und Gemüse, ganz wichtig Getränke, Taschentücher halt so ein richtiger Dorfkonsum. Aber - im hoch katholischen Polen ohne Ladenschlussgesetz und demzufolge abends lange - z.T. bis 22 Uhr geöffnet– und das auf dem letzten Dorf mit 3 Häusern - und am Wochenende auch sonntags. Nicht immer jedes Lädchen aber fast jedes, je nach Lust und Laune und Bedarf. Damit war unsere Getränke- und Versorgungssituation auf der Fahrt dauerhaft gesichert.

Bei 20 km vor unserem Tagesziel – Allenstein - wurde es immer wärmer und die Mittagszeit war überschritten (50 km gegen 13:30 Uhr). Also Päuschen und Mittag organisieren. Salat, Brot, Joghurt und Schoki – Pause war mitten auf dem Marktplatz von Jonkowo - Ines und Matthias die Attraktion im dörflichen Leben.

 

Und dann ging es weiter. Gegen halb vier Einrücken in Allenstein, mein Knie tat weh und wir mussten noch eine Übernachtung suchen – unser erstes selbständig organisiertes Bettchen. Der Tipp im Reiseführer und im Touristikbüro hieß: Hotelik Wysoka Brama (Hohes Tor). Erster Eindruck von Matthias: billig und schmierig. Zweiter Eindruck: direkt am Busbahnhof und Hauptstraße – nö hier nicht (einziger Vorteil: direkt am Zugang zur Altstadt). Aber es gab ja noch Alternativen und ca. 250 m in Richtung Zamek hieß dann unsere Wahl "Pod Zamkien". Das war dann schon ein kleiner Geheimtipp. Nach einer Schrecksekunde – upps ganz viele Touristenbusse, die schlafen bestimmt alle in dem historischen Altstadthotel, wir kriiiiiiegen hier kein Bett und müssen weiter! Dann die Entwarnung – hier ist niemand außer uns, sieht nett aus. Und das war es dann auch – richtig urig und gemütlich, wie ein kleines mecklenburgisches Schlösschen.

Nach dem Abpacken ging es rauf aufs Zimmer direkt unters Dach mit alten Holzbalken, nach dem Auspacken duschen, Schmerzknie versorgen und ab zum Sightseeing in Richtung Zamek und dann ins Stadtgetümmel.

 

 

 

 

Heute hatten wir Appetit auf italienische Küche und entschieden uns für einen ausgezeichneten Salat – und endlich!!!!!!!!!!!!!!!! ein richtiges Biiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiier.

 

Da es abends noch kühl war, ging es gegen 20:00 Uhr zurück in unser kuschliges Zimmerchen zum Nachrichten sehen und Wetterraten. Fernsehen gab es in der kleinsten Hütte, aber nur in Polnisch! Aber seit der Ära der bewegten Bilder ist es nicht mehr ganz so schwer, Inhalte – über Sinnhaftigkeit an dieser Stelle kein Kommentar – zu erahnen. Ganz besonders gern und viel haben wir die halbstündlichen mindestens 5 minütigen Werbespots genossen und auf diesem Weg viel über die Mentalität und das Kaufverhalten der Polen erfahren. Und damit war es im Zimmerchen, wie an den Vortagen auch schon, ziemlich zeitig zappenduster.

__________