Nachdem wir in den vergangenen Jahren die Radwege an einigen Flüssen (unter anderen entlang der Elbe von Schmilka nach Dessau und von Cuxhaven nach Dessau, den Elsterradweg, einen Teil des Spreeradwegs, den Mainradweg,…) in unser Erkundungsprogramm aufgenommen hatten, stand die Frage, wohin in diesem Jahr? Zuerst dachten wir an den Oder-Neiße-Radweg, den wir leider im vergangenen Jahr nicht fahren konnten. Hm, und dann kamen Dokumentationen im Fernsehen über Litauen, Kurische Nehrung und – wer auch immer die Idee hatte „Lass uns nach Polen in die Masuren fahren!“. Dort waren wir bereits vor 6 Jahren mit dem Auto im Urlaub gewesen und kommen heute noch immer ins Schwärmen, wenn wir uns Bilder anschauen (Landschaft und auch von der super Küche!).
Gut, aber wie dorthin kommen und welche Strecke? Nachdem wir zuerst die Reisezeit - im Mai ist es noch nicht so heiß, es gibt wenig Regen und auch noch nicht so viele Mücken - festgelegt hatten, ging‘s online zur Auskunft bei der Deutschen Bahn. Das Ziel war Anreise bis Giżycko, dann Radfahren und von dort mit der Bahn zurück. War aber nicht so erfolgversprechend, zu wenig Züge, zu ungünstige Zeiten. Ok, dann Bustransfer Berlin - Masuren. Auch eine Fehlanzeige. Zwischendrin kam dann die Beschlussfassung – die Frische Nehrung muss unbedingt mit angefahren werden. Also blieb die Variante Auto übrig. Und so entstand der Rundkurs von Elbląg (Auto am Hotel stehenlassen) durch das südliche Ermland in die Masuren und über das nördliche Ermland am Frischen Haff zurück nach Elbląg.
Als besonderes Highlight war mein Wunsch, den Oberländer-Kanal von Elbląg mit dem Schiff zu befahren. Die Besonderheit an diesem Kanal ist, dass die Schiffe streckenweise über sogenannte Rollberge gezogen werden, um die Höhenunterschiede zu bewältigen.
Mittlerweile hatten wir ja einige Erfahrungen im Radeln, die KTM-Räder mittlerweile ca. 5000 km drauf, eine ordentliche Ausstattung an Taschen und Equipment war oft erprobt im Einsatz, unsere Radlersachen optimiert. Es kann also losgehen? Na so einfach dann doch nicht. Matthias hat sein Nokia Mobiltelefon mit Navi neu zum Einsatz gebracht, was uns sehr hilfreich war. Da es, das wussten wir aus dem Urlaub vor 6 Jahren, viel über Land durch Dörfer geht, haben wir uns zur Sicherheit noch zwei baumwollene Hüttenschlafsäcke gekauft - man kann ja nie wissen. Scheunen gibt´s bestimmt.
Schon die Tourenzusammenstellung, die Matthias mit viel Einsatz an langen Abenden gemacht hat, erwies sich als großer Zeitfresser. Die große Herausforderung bestand darin, ordentliches Kartenmaterial im Ermland und in Masuren zu finden. Ordentlich heißt in diesem Fall nicht nur die Straßenkarten, sondern auch Nebenstrecken, Dorfstraßen und mit unseren Rädern befahrbare Waldwege zu finden. Der ADFC war da nicht besonders hilfreich, aber wir haben einen Verlag und eine Internetseite ausfindig gemacht, in dem genau der Radfahrbereich beschrieben wurde, den wir entlang radeln wollten.
Wir wussten, dass die Kraftfahrer in Polen nicht viel oder besser keine Rücksicht auf Radfahrer nehmen und die Hauptstraßen unbedingt gemieden werden sollten (damit wanderten auch noch 2 Warnwesten ins Gepäck).
Diese haben wir auf Grund geschickter Wegplanung nicht gebraucht, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Die Polen sind in dieser Beziehung halt noch nicht so weit! L Und dann war noch die spannende Hauptfrage – gibt es überall Unterkünfte? Wie groß sollten die Etappen sein? Dass die Strecke bergig ist war klar. Wir als geübte geradeaus Flussradler waren ziemlich unsicher, was die Länge der machbaren Tagesstrecke betraf. Also hieß es, lass uns die Etappen erst einmal planen, wir passen dann nach Tagesform, Wetter und Radweg an. Kein Stress, wir haben Urlaub und Zeit. Und eine Übernachtung findet sich immer irgendwie!