Von Zittau nach Heringsdorf

Jerischke – Neuzelle – 88,5 km

Und wie das Abendessen war auch das Frühstück der Hammer - Passend dazu schien die Sonne.

Frau Rehdo stellte uns das Frühstück 8:00 Uhr in die Küche und ging zur Arbeit. Herr Rehdo hatte die Fahrräder schon aus dem Schuppen geholt und war ebenfalls auf Arbeit verschwunden.

Kurz darauf saßen wir am Frühstückstisch. Wir machten uns eine kleine Brotzeit für unterwegs fertig und gingen in den Garten. Es war noch frisch vom Regen in der Nacht, aber der Tag und der Wetterbericht versprachen herrliches Wetter.

 

Danach wurde wieder alles schön eingepackt. Bei der Kontrolle der Schränke, ob wir etwas vergessen haben, fanden wir noch eine ganze Anzahl an Karten, Ausflugstipps der Region, Broschüren über den Muskauer Faltenbogen und vieles mehr.

  

Bei strahlendem Sonnenschein verließen wir mit einem Lächeln und der Gewissheit, dass es wieder einmal ein perfektes Privatquartier war, das Grundstück und den Ort. Es ging bergab nach Zelz an die Neiße  Dort hatten wir einen Dorfladen zum Wasserfassen auf unserer Karte gefunden. Leider gab es den nur auf unserer Karte. Nicht schlimm, die Vorräte reichten noch. Es ging weiter über Bahren in Richtung Forst. Das sollten wir nach 17 km erreicht haben. Der Radweg war wieder durchweg gut befahrbar und die Landschaft traumhaft. Wir fuhren weiter durch das Land der zerstörten Flussbrücken.

  

  

Wir passierten Klein Bademeusel und näherten uns dem „Ostdeutschen Rosengarten“ bei Forst. Dieser war auf einer Neißeinsel angelegt und soll sehr sehenswert sein. Wir hatten Zeit, das Wetter war prächtig und ein Abstecher in den Rosengarten konnte kein Fehler sein. Am Eingang fragten wir einen Servicemitarbeiter ob es die Möglichkeit gibt, die Fahrräder oder wenigstens das Gepäck sicher zu verschließen. Die Antwort war kurz, bündig und ernüchternd „Leider nein!“ Nicht mal ein Schließfachsystem für die Radtaschen oder die Möglichkeit sie in einem der Kassenhäuschen abzustellen. Ein eindeutig negatives Aushängeschild für eine mit Eintrittsgeldern belegte Parkanlage an einem der schönsten Radwege Deutschlands!

Da wir unser „gesamtes Leben“, zumindest für die nächsten 11 Tage mitführten, entschlossen wir uns zur Weiterfahrt - schade!

Wir kamen nach Forst, vorbei an weiteren zerstörten Brücken. Überraschend war an dieser Stelle, dass es nicht mal eine Absturzsicherung gab. Die Brücken konnten problemlos, wenn auch gefahrvoll, begangen werden.

  

  

In Forst suchten wir uns einen Getränkeladen und landeten am Kaufland. Das Bild, was sich bot war erschreckend. Matthias beschloss bei den Rädern zu bleiben, Ines ging Getränke kaufen. Vor dem Kaufland tummelten sich viele offensichtlich arbeitssuchende junge Leute. Mit Kindern und Bierflaschen, die meisten schon deutlich geleert und die ersten Herren schon deutlich gefüllt. Es war Vormittag in Forst. Wir verpackten die Einkäufe und verließen diesen markanten Punkt. Leider bot Forst auch sonst nichts Sehenswertes. Die Fußgängerzone war neu aber nicht einladend, der Wochenmarkt wie jeder andere.

Nach ein paar Kilometern machten wir eine kleine Pause an einer zerstörten Brücke. Es wurde wolkig.

Wir fuhren über Briesnig nach Grießen. Der Weg führte auf einem stillgelegten Bahndamm, war asphaltiert und angenehm. Es gab wieder Pilze. Ines konnte nicht widerstehen, musste gucken und durfte nur anfassen.

  

Nach einigen Kilometern erreichten wir das Wasserkraftwerk Grießen. Ein privater Betreiber hat es restauriert und in der Maschinenhalle ein kleines Technikmuseum eingerichtet, was leider geschlossen war.

  

Im Garten der Kraftwerksanlage zeigte sich ein unfreundlicher Rottweiler, der eine russische MIG und das Wohnhaus bewachte.

Wir fuhren weiter nach Guben auf öder Strecke. Einige kaputte Brücken, viel Industriegebiet und keine ordentliche Möglichkeit für eine Rast. Endlich fanden wir eine Bank in der Parkanlage und machten Brotzeit.

  

Kurz vor dem Zentrum wurde der Radweg gerade neu gebaut, deshalb gab es eine Umleitung. Hier hatte man offensichtlich ein Herz für Radfahrer. Das war die beste uns bekannte Radweg-Umleitungs-Beschilderung, die wir je gesehen hatten.

Guben entpuppte sich im Zentrum als sehr ordentlich und gut saniert. Der Himmel sah nicht so gut aus, aber es blieb trocken.

  

Am Ortsaugang fuhren wir am Plastinarium von Rurik van Hagens, auch als „Doktor Tod“ bekannt, vorbei.

Kurz nach Groß Breesen tauchten endlich die ersten lang erwarteten Kraniche auf einem Feld und in der Luft auf. Es begann zu nieseln und wir zogen uns die Regensachen drüber.

  

Am Wegesrand wurden die Maisfelder abgeerntet. Zwischen den freigeschnittenen Schneisen warteten die Jäger auf die flüchtenden Wildschweine. Jagen einmal anders!

Wir erreichten Ratzdorf. Jetzt endlich waren wir an der Oder und der spektakulären Neißemündung angekommen.

  

Kurz nach diesem „Spektakel“ trafen wir wieder auf ein Umleitungsschild. Der Oder-Neiße-Radweg war ab hier gesperrt, die alternative Route verlief über Neuzelle, weg vom Wasser über bergiges Land. Die Schilder waren mit „EST“ beschriftet. Diesen Ort fanden wir auf der Karte nicht. An einer kleinen Kneipe vor dem nächsten Umleitungsschild fragten wir einen Ureinwohner des Ortes. Dieser sagte uns, dass der Radweg schon ewig gesperrt ist, aber nicht wirklich gebaut wird. Wir könnten ruhig weiter fahren, es wäre alles passierbar. Trotzdem  fuhren wir übers bergige Landstraßensystem nach Neuzelle.

  

Nach einigen Kilometern des Grübelns fiel mir dann ein, dass „EST“ für Eisenhüttenstadt steht. Die Silhouette, die am Horizont auftauchte, sah irgendwie gespenstisch wie aus einer anderen Welt aus.

Wir freuten uns auf Neuzelle und das erste Haus am Platz, den Kummerower Hof mit Original Bierbad. Das Bierbad hatten wir allerdings nicht gebucht, da wir lieber das Kloster besichtigen wollten. Wir fuhren in den Ort……

……und wieder hinaus.

Leider hatten wir übersehen, dass der Kummerower Hof im Ortsteil Kummrow  und somit ca. 3 km von Neuzelle entfernt ist. Es ging wieder ewig bergauf.  Ein Fußmarsch nach Neuzelle fiel definitiv aus und das Bierbad war dann auch noch ausgebucht. Am Ende waren es 13 km mehr als geplant. Das Wetter hatte durchgehalten und bis auf ein paar kleine Nieselschauer waren wir trocken geblieben.

Wir bezogen als erstes unser sehr kleines Zimmer, parkten die Räder im Schuppen und gingen nach einer heißen Dusche in die Gaststätte. Das Personal war freundlich, die Gastronomie jedoch nicht besonders aufregend. Das Essen kam Zack-Zack hintereinander weg, Gemütlichkeit wollte sich da nicht einstellen.Normalerweise kann das Abendessen in einem Hotel auf die Hotelrechnung gesetzt und am nächsten Tag bei Abreise mit beglichen werden. Nicht hier!  Positiv war das Bier zu bewerten - ein Bibulibus aus der Klosterbrauerei. Ein trübes Weizenbier, was es nicht in Flaschen und in Fässern nur hier gibt. Das Fass wird nur bei Bestellung abgefüllt und muss ständig bewegt werden. Oberlecker!!

In unserem kleinen Zimmerchen schlummerten wir schnell ein und hofften auf weiter schönes Wetter für den nächsten Tag.