Von Zittau nach Heringsdorf

Zittau – Deschka – 62,5 km

Nun konnte es endlich losgehen. Der Tracker wurde gestartet, die Radwegkarte aufgeschlagen und vorsichtig in die Pedale getreten. Auf den knapp 3 km von der Haustür bis zum Leipziger Bahnhof hatten wir uns nicht wirklich an die jeweils 15 kg auf der Hinterachse gewöhnt.

Es ging durch Zittau in Richtung Neiße. Der Radweg war im Zentrum nicht ausgeschildert, das Stadtzentrum von Baustellen entstellt aber anders als bei unserer Havelradtour in Brandenburg war hier die Richtung klar. Zittau kannten wir von einem früheren Aufenthalt, damit entfiel das Sightseeing und wir kamen schnell am Fluss an, dem wir zuerst durch einen Park und vorbei an einer Sportanlage folgten. Bis Hirschfelde ging es ungemütlich auf dem Radweg neben einer Straße her.

Nach dem Ort Rosenthal kamen wir dann zurück an den Grenzfluss - faszinierend. Es hatte etwas vom Tal der Elster im Oberlauf. Schroff und steil links und rechts, große Felssteine im Flussbett, enge Biegungen und dichter Wald.

Links und rechts von uns standen die Grenzpfähle, wir waren im Niemandsland. Ehemalige Bahnverbindungen zwischen Polen und Deutschland waren nur noch durch verwitterte Stahlbogenbrücken zu erkennen.

Der vom Hochwasser 2012 stark beschädigte Radweg war wieder durchweg gut befahrbar. Wir kamen am beeindruckenden Klosterstift St. Marienthal an, das ziemlich einsam zwischen Fluss und Wald liegt.

 

Kurze Pause bei leichtem Nieselregen, Besuch des Klosterladens und kleine Schleichfahrt weiter entlang dem Fluss nach Ostritz.

Hinter Ostritz ging es Richtung Leuba, Hagenwerder ein Stück auf einem alten Bahndamm entlang. Der Nieselregen hatte sich verzupft und es war Zeit für die erste Pause. Wir hatten Dank Mangel an Appetit zum Frühstück genügend Futter dabei und nahmen auf einer Bank am Wegesrand Platz.

Der Himmel sah schaurig aus, aber es blieb trocken und klarte teilweise auf. Hoffnung machte sich bei uns breit.

 

Am Berzdorfer See fuhren wir vorbei auf Görlitz zu und freuten uns auf die Stadt. Von der Alten Mühle direkt an der Neiße erklommen wir den Berg zur Altstadt, nicht ohne vorher kurz überlegt zu haben, ob wir schnell einen Abstecher über die Grenzbrücke nach Polen machen wollen. Die demokratische interne Familienabstimmung ergab hierfür an dieser Stelle allerdings ein klares nein (ohne Stimmenthaltungen).

 

   

 

Das alte Jugendstil-Kaufhaus, welches mittlerweile durch internationale Filmproduktionen weltberühmt ist, durfte auf unsrer Besichtigungstour natürlich nicht fehlen. Leider konnte man nur in eine Parfümerie im Erdgeschoss eintreten und von dort aus einen Blick durch eine verglaste Tür erhaschen. Das eigentliche Kaufhaus war dahinter verschlossen, aber immer noch traumhaft schön. Vielleicht wird es ja mal wieder eröffnet. Dann ist Ines bereit!

Nach gut einer Stunde durch die Stadt setzten wir unseren Weg an der Mühle fort. Überraschenderweise ging es steil bergan und über die Felder wieder bergab. Das hieß dann das erste Mal schieben. Es klarte weiter auf und die Regensachen verschwanden auf dem Sattel und in den Satteltaschen.

 

Die Wege und das Wetter sahen wechselhaft, teilweise dramatisch aus. Für den Rest des Tages blieb es aber trocken.

 

 

In Deschka, unserer ersten Übernachtung,  schien die Sonne. Wir hatten in der Pension Kunschmann gebucht. Leider war diese, so meinten wir, nicht ausgeschildert. Am Orteingang wies lediglich ein Schild zur „Gaststätte & Pension Vogelpark“ den Weg nach rechts. Alle Straßen hießen Auenstraße und die Nummer 15b war nicht zu finden. Es war bergig im Ort und wir waren nach fast schlafloser Nacht ziemlich fertig. Kurz vor dem Ortsausgang fragten wir zwei freundliche Kinder nach dem Weg. Erste Antwort: Keine Ahnung! 2. Antwort: Das muss der Vogelpark sein. Herzlichen Glückwunsch! Also den ganzen Weg bergauf zurück. An der Gaststätte angekommen, konnten wir nun auch den Namen Kunschmann lesen.

Kurzer Anruf bei der Wirtin und uns wurde geöffnet. Das Zimmer war prima, das Abendessen lecker.

Der Vogelpark entpuppte sich als großes Gartengrundstück mit Flügelgetier aus aller Welt. Angefangen vom Lachenden Hans über Störche, Kanincheneulen und Kraniche bis hin zum ausgewachsenen Steinadler war alles zu sehen – hautnah.

Nach kurzem Gang durch den Vogelpark fielen wir wie tot ins Bett.