Im Corona-Jahr ins Baltikum

30.07. - 03.08.2020 - Haapsalu und weiter

Abfahrt km: 46500
Ankunft km: 46615

Der 30.07. weckte uns mit trübem Wetter. Egal. Wir wollten eh weiter - eigentlich auf Saarema. Die kleinere Insel Hiiumaa allerdings versprach bessere, einsamere Plätze, die auch an den Wochenenden nicht so stark besucht werden. Ines hatte da ein paar schöne Fleckchen gefunden, welche nur mit 4 x 4 und quer durch den Wald erreichbar waren.

Doch zuerst sind wir nach Haapsalu gefahren. Dieses kleine Städtchen mit einer Burgruine und einem imposanten, aber stillgelegten Bahnhof wollten wir unbedingt sehen. Ein bisschen Kultur muss auch sein.

Haapsalu

Haapsalu liegt an der Westküste von Estland und ist ähnlich wie Pärnu ein Kurort mit mildem Klima. Wegen ihrer vielen Wasserläufe wird die Stadt in Estland auch das „Venedig des Nordens“ oder „Venedig an der Ostsee“ genannt.
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Die Stadt wurde zwischen 1260 und 1270 gegründet. Sie geht auf den hier gegründeten Sitz des Bistums Ösel-Wiek unter seinem Bischof Hermann II. von Buxhoeveden (1230–1285) zurück. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1279, als der damals Hapsal genannte Ort für 300 Jahre zum Zentrum des Bistums wurde. Die beeindruckende, auf einer künstlichen Anhöhe liegende Bischofsburg, die von einer 803 m langen Mauer umgeben und als Ruine erhalten ist, erinnert noch heute an diese Zeit.
Der deutschbaltische Arzt Carl Abraham Hunnius entdeckte damals die heilende Wirkung des Schlamms von Haapsalu, gründete 1825 ein erstes Sanatorium und etablierte die Stadt schnell als mondänen Kurort. Es wurden Seebäderhäuser und Schlammheilstätten gebaut. Die russische Zarenfamilie Romanow schätzte den Kurort, der früher wie heute besonders im Sommer viele estnische und ausländische Besucher anzieht.
Der Bahnhof Haapsalu hatte zur Zeit seiner Entstehung den mit 214 m längsten überdachten Bahnsteig Europas. Der Bahnhof, 1907 erbaut vom St. Petersburger Architekten Verheim, ist heute nur noch ein Baudenkmal und Museum. Er bildete den Endpunkt der 1905 eröffneten Bahnlinie von Keila nahe der Hauptstadt Tallinn nach Haapsalu. Das mit Unterstützung des Zaren verwirklichte Eisenbahnprojekt spiegelt die damalige Bedeutung des Städtchens als Kurort wider. Nach der Unabhängigkeit Estlands 1991 wurde der Tourismus zwar wieder entwickelt, die Eisenbahnanbindung jedoch nicht mehr gefördert. Der Streckenabschnitt Riisipere-Haapsalu wurde 1995 unter Protesten aus der Bevölkerung für den Personenverkehr geschlossen und 2004 demontiert. Auf den im Bahnhofsareal verbliebenen Gleisen stehen heute historische Lokomotiven und Waggons, und in einem Teil des Bahnhofes ist ein Eisenbahnmuseum untergebracht. (Quelle: https://de.wikipedia.org)

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Natürlich ging es zuerst zur Burg. Zielgerichtet verfehlten wir den Eingang, nachdem uns ein Regenschauer kalt oder besser sehr nass erwischt hatte. Das Museum war sehenswert. Ein Rundweg führte durch durch restaurierten Räume und die Kirche.

Als Zweites stand auf meinem Plan der Bahnhof. Matthias liebt ja Bahnhöfe, aber irgendwie hatte er keine richtige Lust. Aber da ich nicht locker ließ trabten wir los, ca. 2 km von der Burg entfernt war unser Ziel. In Sichtweite des Bahnhofes wurde Matthias dann immer schneller - die alten Lokomotiven und Zugwaggons kamen ins Blickfeld. Er wusste ja nicht, dass es ein alter Museumsbahnhof ist!! Überraschung gelungen!

Und dann kam noch ein Regenguss, diesmal erwischte er uns so heftig, dass wir, nachdem wir unter einem winzigen Vordach ausgeharrt hatten, uns im Willi komplett umziehen mussten. 

Nach der Stadtbesichtigung, Bahnhof anschauen und einkaufen, ging es zur Fähre nach Rohuküla. Diese soll uns in 75 Minuten nach Heltermaa auf Hiiumaa bringen, wir hatten uns dann doch endgültig für diese Insel entschieden. Eine entspannte Überfahrt mit einem sehr guten Essen an Bord. Das Wetter war inzwischen wieder etwas besser, wenn auch noch windig.

Auf der Insel angekommen zog das schlechtere Wetter ab und es war wieder sonnig und warm. Der Wind blieb. Nach knapp einer Stunde Fahrt haben wir dann unseren Stellplatz bezogen. Wie so oft ganz allein im Wald. Direkt hinter der Düne, keine 50 m bis zur Ostsee, welche hier im finnischen Meerbusen nur noch wenig salzig ist.

Regionalinformation Hiiuma

Hiiumaa ist eine Insel in der nördlichen Ostsee, westlich von Tallinn. Sie gehört zu den Moonsund-Inseln und ist mit rund 965 km² die zweitgrößte Insel Estlands.
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Archäologische Funde deuten auf eine Besiedlung der Insel im 4. vorchristlichen Jahrhundert hin. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1228 als Dageida. 1254 wurde sie zwischen dem Schwertbrüder-Orden und dem Bistum Ösel-Wiek geteilt. Von 1563 bis 1710 stand die Insel unter schwedischer Herrschaft. 1710 wurde sie im Großen Nordischen Krieg von Russland erobert. Gemäß den Bestimmungen des Friedens von Nystad musste Schweden die Insel 1721 an das Russische Kaiserreich abtreten. Viele der ansässigen Estlandschweden emigrierten oder nahmen unter der Zarenherrschaft die estnische Sprache an. 
Interessant ist vor allem die Entstehungsgeschichte der Insel Hiiumaa, denn diese entstand bei einer Meteoritenexplosion vor bereits etwa 455 Millionen Jahren. Somit gilt Hiiumaa als eine der ältesten Inseln der Welt. Besiedelt wurde die Insel laut verschiedener Funde im 4. Jahrhundert. Danach herrschten auch hier, wie in weiten Teilen des östlichen Ostseeraumes Ritterorden. Erste urkundliche Erwähnung fand die Insel als Dageida im Jahr 1228. Bis 1710 stand Hiiumaa dann unter schwedischer Kontrolle. Im großen Nordischen Krieg 1710 wurde die Insel von Russland besetzt und ist nun seit der Unabhängigkeit Estlands estnisch. (Quelle: https://de.wikipedia.org, http://www.ferienhausurlaub-ostsee.de/ )
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Auf der Fähre gab es einen Inselplan mit den Sehenswürdigkeiten. In Sichtweite von unserem Stellplatz befand sich das Tahkuna Lighthouse, der Tahkuna Leuchtturm.

Die Anfahrt war, wie bereits erwähnt, endlich mal so richtig was für Willi. Kleine Gruppe, kleiner Gang, hinteres Differenzial gesperrt, so ging es mit maximaler Verwindung durch den losen Sandboden im Wald. Es geht also auch mit 10.00R20 Reifen.

Und dann hatten wir deeeen Platz. Geschützt auf einer Düne, mit freiem Blick auf die Ostsee, 50 m bis zum Wasser, hinter uns der Kiefernwald voll mit Heidelbeeren, das war mir bei der Anfahrt nicht entgangen. Motorengeräusch im Wald, oh je,wer weiß ob wir hier stehen dürfen. Aber es kamen nur zwei junge Männer auf ihren Quads vorbei, die uns zum Platz beglückwünschten, uns einen (natürlich) noch viiiiel besseren empfahlen und dann am Strand weiterfuhren. Wie entspannt das hier alles war!

Abparken im lockeren Sand, einziehen d.h. ausziehen und rein in die Ostsee. Es war sehr windig, was uns die Mücken und Bremsen vorerst fernhalten sollte. Das Meer rauschte. In der Nacht hatten wir das Fenster zur Ostsee hin aufgelassen - das war dumm von uns, denn wir konnten vor Wind -und Wellengeräuschen schlecht schlafen - Naturlärm!!!!!!!!!

Inselleben

Das Wetter war super und wir waren jeden Tag mehrmals baden. Wie gewohnt als erstes nach dem Aufstehen.

Heidelbeeren sammeln stand auf dem Plan und dann die Wanderung zum Leuchtturm Tahkna. Ich hatte alleine eine Strandwanderung gemacht und war in Richtung Leuchtturm gelaufen. Blick nach unten - Bernsteine suchen. Leider war das ein Strand, wie auch die anderen, an denen wir im Verlaufe des Urlaubs noch verweilen sollten, der nicht ein Krümelchen, nicht das Kleinste Krümelchen Bernstein zeigte. Leider! Dafür machte sich vermeintlich hinter den Dünen in westlicher Richtung ein strenger Geruch bemerkbar, wie ein verwesendes Tier. In der langgezogenen Bucht waren Algenteppiche durch den starken Wind angespült worden. Die Verrottung hatte eingesetzt. Glücklicherweise war das weit entfernt von unserem Platz!

Und dann zogen wir los in Richtung Tahkuna Leuchtturm in ca. 8 km Entfernung. Der Waldweg durch den Sand war ganz schön herausfordernd. Es war, trotzdem es in den letzten Tagen immer mal wieder heftig geregnet hatte, sehr trocken im Wald.  Am Leuchtturm erwarteten wir Touristen, es blieb jedoch überschaubar. Zuerst liefen wir zum  Strand und schauten uns das Denkmal für die Opfer des Estonia-Unglückes an.

Dann erstiegen wir den Leuchtturm, belohnten uns mit einem Eis und wanderten zurück.

Regionalinformation Tahkuna Leuchtturm

Tahkuna Leuchtturm und Denkmal für die Opfer des Estonia Fährunglückes

Tahkuna ist vor allem für seinen Leuchtturm bekannt. Die russische Regierung hatte ihn 1871 bei der Weltausstellung in Paris erworben.

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Der Turm aus vorgefertigten, gusseisernen Teilen wurde 1873/74 in Frankreich gebaut und ein Jahr später in Tahkuna errichtet. Mit 42,7 m über dem Meeresspiegel ist er der höchste Turm der estnischen Küstenlinie. Sein Lichtstrahl ist bis zu 18 Seemeilen weit zu sehen.

Am Leuchtturm befindet sich ein Steinlabyrinth aus neuester Zeit. Es wurde 1997 in Erinnerung eines früheren Labyrinths errichtet, das sich an der Stelle befunden haben soll.

Hinter dem Leuchtturm befindet sich direkt an der Ostsee ein Denkmal des estnischen Bildhauers Mati Karmin. Es erinnert an die beim Untergang der Estonia am 28. September 1994 ums Leben gekommenen Kinder. Das Denkmal stellt eine an einem Pendel befestigte bronzene Glocke dar, die durch den starken Wind geläutet wird. Das Denkmal wurde am 1. November 1995 (Allerseelen) eingeweiht. (Quelle: https://de.wikipedia.org/)

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Eindrücke von der Insel Hiiumaa