Abfahrt: 46457
Ankunft: 46500
Kurz nach 15:00 Uhr haben wir Tallinn verlassen und sind zum alten Steinbruch Rummu gefahren. Nach knapp 50 km und somit einer knappen Stunde Fahrzeit sind wir am empfohlenen Platz angekommen. Lediglich eine einheimische Familie war dort zum Baden anwesend. Wir haben unseren Willi abgeparkt, das "Grundstück" von den wenigen Hinterlassenschaften der Vor-Camper gereinigt und uns gemütlich eingerichtet.
Das Wasser war glasklar, Trinkwasserqualität und sehr erfrischend!
Gegen Abend wurde es noch einmal etwas voller am Platz. Die Einheimischen aus dem nahen Ort kamen, um sich frisch zu machen. Die Grills wurden ausgepackt und kleine Lagerfeuer angemacht. Es blieb dennoch ruhig. Nach einer Weile gesellte sich ein interessierter Schweizer zu uns. Remo. Wir kamen ins Gespräch, boten ein paar Bierchen an und genossen gemeinsam den Rigaer Balsam. Remo war allein auf Tour um die baltischen Staaten kennen zu lernen.
Endlich konnte ich angeln, natürlich ohne Erfolg aber es war so toll die Angel immer wieder rauszuwerfen und den Fischen zuzuschauen, wie sie daran vorbei schwammen.
Am nächsten Tag hatten wir beschlossen eine Runde um den See zu wandern. Es sollte einen 14 km langen Weg herum geben. Den Einstieg dazu haben wir nicht gefunden. Der Weg endete abrupt im Nichts. Also erstmal 3 km zurück. Bei Google schnell das Luftbild angesehen und eine neue Variante gefunden. Die ging durch eine Industrieruine, welche zum Steinbruch gehörte. Dazu wiederum gehörte ein sowjetischer Knast, welche mit 1.600 Inhaftierten belegt war. Diese mussten im Steinbruch den kostbaren Marmor brechen. Mit der singenden Revolution in Estland 1991 wurden sowohl Steinbruch als auch Knast jedoch erst im Jahr 2000 stillgelegt. Durch das Abstellen der Grundwasserpumpen des Tagebaus lief der Steinbruch schneller voll als erwartet und bietet heute einen riesigen Badesee mit glasklarem Trinkwasser und bizarren Industrieruinen im See.
Hier hat sich ein Adventurecenter etabliert, man kann geführte Tauchgänge machen, paddeln oder einfach nur baden und sich am Sandstrand sonnen.
Der alternative Weg führte uns direkt in den ehemaligen Knastbereich. Dort durften wir eigentlich nicht sein. Ein Fahrzeug fuhr durch Tor und das ging automatisch zu. Und wir waren auf der falschen Seite. Also schaun wir mal, wer uns aufmachen könnte. Die anderen Varianten zum Rauskommen - Übersteigen oder Wegelagerei - hatten wir abgewählt. Im Inneren entdeckten wir einen Magirus Merkur der schwedischen Armee, welcher ein trauriges Dasein fristete. Den hätte ich am liebsten mitgenommen. Schade drum!
Ines hat inzwischen mit der Security gesprochen, wie und ob wir wieder aus dem Knast dürfen. Diese hatten unser Treiben schon lange auf dem Schirm und waren so freundlich uns direkt an das Tauchsportzentrum zu fahren, wo wir eigentlich hinwollten. Nicht ohne uns vorher noch darauf hinzuweisen, dass im Gelände eigentlich ein Hund frei herumläuft, der nicht sehr freundlich ist. Glück gehabt!
Nach einem kurzen Besuch dieses Ortes setzten wir unsere Wanderung um den See auf regulären, jetzt vorhandenen Wegen fort. Diese führten durch den Wald. Dieser war natürlich voller Mücken und Bremsen. Guter Test für Sibirien. Stillstand ist der Tod!
Als wir dann endlich wieder am Willi angekommen waren, ging es erstmal in den See. Abkühlung und Schweiß abspülen.
Es hatte die ganze Nacht stark geregnet. Die Luft war frisch und der Morgen sonnig und angenehm. Heute sollte Willi ein bisschen Zuneigung und sein Fett bekommen. Ines wollte den Hausputz machen und ein bisschen Wäschewaschen. Nachdem alles sauber war und alle Gelenke abgeschmiert, haben wir den Tag mit Baden, Angeln und Faulenzen verbracht.