Im Corona-Jahr ins Baltikum

23.07.2020 - Wir fahren weiter zum Peipussee

Abfahrt km: 45686
Ankunft km: 46121

Nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir den wunderbaren Platz an der Lielupe verlassen und sind in Richtung Alüksne (Marienburg) aufgebrochen, um die letzten Reste der Burgruine Marienburg zu besuchen. Diese Marienburg ist nicht mit dem polnischen Ort und der Burg zu verwechseln. 

Vor uns eine Gewitterfront, hinter uns Sonne und blauer Himmel, so ging die Fahrt los Richtung Osten. Das Navi führte uns ziemlich schnell auf die A3. Diese ist gut ausgebaut, wenig befahren und so entschlossen wir uns auf der Strecke zu bleiben. Es ging gut voran - mit 75 km/h.

Wie so oft änderte sich spontan unser Plan. Warum einen verfallenen Burgberg besteigen und nicht gleich zum Peipussee fahren? Frage beantwortet - wir fahren heute paar Kilometer mehr, um dann am Abend am Peipussee anzukommen. Alüksne ist mal wieder - siehe Bericht 2019  - ein anderes Ziel.

Unterwegs durchquerten wir mehrere, teils starke, Gewitterfronten mit Starkregen und Hagelschauer.

Länderinformation Estland

Estland (estnisch [ˈeːsʲti] ist ein Staat im Baltikum. Als nördlichster der drei baltischen Staaten grenzt es im Süden an Lettland, im Osten an Russland sowie im Norden und Westen an die Ostsee. Estland hat gut 1,3 Millionen Einwohner. Hauptstadt und größte Stadt Estlands ist Tallinn, die zweitgrößte Stadt ist Tartu.

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Das heutige Estland besteht aus der ehemaligen, von 1710 bis 1918 zum Russischen Reich gehörigen Ostseeprovinz Gouvernement Estland und dem nördlichen Teil Livlands, zu dem auch die Insel Saaremaa (Ösel) gehörte.

Die mit dem Deutschen Orden ins Land gekommenen Vasallen hatten sich 1252 erstmals zu einer autonomen Landesverwaltung zusammengeschlossen, die durch das bis 1346 dänische Nordestland bestätigt wurde. Nach dem Ende der Herrschaft des Ordens im Jahr 1561 nahmen die hanseatischen Städte und die Ritterschaften auf dem Land die öffentlich-rechtlichen Selbstverwaltungsaufgaben wahr. Diese Landesprivilegien, eine Art Autonomiestatut, wurden von der schwedischen Oberschaft bestätigt und blieben auch nach der russischen Eroberung Estlands im Großen Nordischen Krieg (1710) unberührt. Die Oberschicht der Stadtbürger und Gutsbesitzer war deutschsprachig, bis 1885 war Deutsch Unterrichts- und Behördensprache. Aufgrund einer Russifizierungskampagne der russisch-zaristischen Regierung löste Russisch Deutsch in dieser Funktion ab. 

In den Jahren 1939 bis 1940 wurden die Deutschbalten von den Nationalsozialisten aus Estland und Lettland unter dem Motto Heim ins Reich im Rahmen einer Umsiedlung ins Deutsche Reich geholt. Grund war die im Geheimabkommen zum Hitler-Stalin-Pakt geschlossene Vereinbarung, das Baltikum der sowjetischen Interessensphäre zuzuschlagen.

Unter massivem Druck und Gewaltandrohung wurde Estland zusammen mit Lettland und Litauen 1940 von der Sowjetunion gemäß der im deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt festgelegten Bestimmungen zur Abgrenzung und Festlegung der deutschen und sowjetischen Interessensphäre annektiert. 1940/41 erfolgten Massendeportationen von Esten, besonders aus dem Besitz- und Bildungsbürgertum, in das Innere der Sowjetunion. Viele von ihnen kamen in den Straflagern des Gulag um. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 war das Land bis 1944 von deutschen Truppen besetzt und wurde verwaltungstechnisch dem Reichskommissariat Ostland zugeordnet. In dieser Zeit wurde die Genozid-Politik der NS-Machthaber an den Juden auch in Estland unter Mitwirkung Einheimischer verfolgt. Etwa 1.000 einheimische und circa 10.000 Juden aus Ost- und Mitteleuropa wurden im Holocaust getötet.

Während des Zweiten Weltkrieges verließ auch die schwedischsprachige Bevölkerung, die vor allem auf den Inseln Hiiumaa (Dagö), Vormsi (Worms) und Ruhnu (Runö) gelebt hatte, das Land. Bis dahin hatten sie sich ihr Estlandschwedisch, das mit dem Finnlandschwedischen zu den ostschwedischen Dialekten zählt, bewahrt.

In der Zeit von 1945 bis 1990 wurde durch gezielte Ansiedlung nichtestnischer Einwohner, insbesondere von Russen, die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Nationalitäten wesentlich zu Ungunsten der einheimischen estnischen Bevölkerung verändert. (Quelle: https://de.wikipedia.or)


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24. und 25.07.2020 - In 5 Monaten ist Heilig Abend schon wieder vorbei

Wir waren gespannt, schließlich hatten wir auf unserer Reise 2019 schon oft den Satz gehört:" Litauen und Lettland sind schön, aber fahrt nach Estland, das ist noch viel schöner!"

Auf der Anreise an den Peipussee haben wir nicht nur mit Regen, Hagel, Sonnenschein, sondern auch mit der Pflege estnischer Straßen Bekanntschaft gemacht. Diesmal die Asphaltstraße. Soviel vorweg: Alle Straßen, welche wir in diesem Land befahren haben waren in einem durchaus sehr gutem Zustand. Auf ca. 10 km Länge mussten wir über eine frisch mit Spritzasphalt und Split behandelte Fahrbahn fahren. Wir haben die vorgeschriebenen 30 km/h eingehalten und völlig überraschend haben das auch alle anderen Fahrzeuge getan - vor uns, hinter uns und auch der Gegenverkehr. Wir stellen immer wieder fest, dass es ein völlig entspanntes Fahren in diesen Ländern ist. Kein drängeln, alle nehmen Rücksicht und fahren auch mal mit 70 km/h hinter uns her. Anstelle des deutschen Mittelfingers kommt hier eher mal der erstaunte Daumen nach oben.

Unseren  Platz Nr. 1 fanden wir trotz Park4night-App und Google nach mehrmaliger Irrfahrt leider nicht, wir waren schon ziemlich spät dran und machten deshalb keinen Halt mehr, aus heutiger Sicht leider. Zur Erklärung: Der Platz war nur 100 m von unserem ersten Halt entfernt aber wir haben uns nicht - zu dieser Zeit noch nicht - getraut, direkt, auch ohne Weg, in den Wald zu fahren. Entlang der Ortschaften reihten sich die Verkaufstände der ortsansässigen Fischer wie eine Perlenkette und bewarben ihren Frisch-. und Räucherfisch. 

Also neuer Platz Nr. 2, neues Glück Nr. 2. Gegen 19:30 Uhr erreichten wir,  an der nördlichen Spitze des fünftgrößten europäischen Binnensees, 15 km vor der russischen Grenze (Vasknarva), den ausgewählten Ort. Ein super schöner Waldstellplatz vom RMK, der estnischen Forstbehörde. Diese Plätze werden in einer eigenen App - RMK - beworben, sind flächendeckend in Estland installiert und gut erschlossen, z.T. auch mit PKW-Zufahrtmöglichkeiten. Die Plätze haben immer Feuerstellen mit bereit gestelltem Holz, Trockentoiletten, Abfallentsorgung, manchmal kleinen überdachten Sitzgruppen und Schlafhütten. Einige verfügen sogar über eine Handpumpe, mit der man Trinkwasser aus einem Brunnen entnehmen kann. Alle so angelegt, dass genügend Platz zwischen den Campern ist, perfekt für uns. Nach dem Abparken ging es erstmal 100 m durch den Wald, über die Düne und dann standen wir am See - oder Meer???

Regionalinformation Peipussee

Der Peipussee (estnisch Peipsi-Pihkva järv, russisch Псковско-Чудское озеро oder Чудско-Псковское озеро ist ein zwischen Estland und Russland gelegenes Binnengewässer. Mit 3555 km² ist er ungefähr siebenmal so groß wie der Bodensee und steht unter den größten Seen Europas an fünfter Stelle – nach dem Ladoga- und dem Onegasee in Russland sowie dem schwedischen Vänern und dem finnischen Saimaa. 
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Der Peipussee ist durchschnittlich nur 8 m tief; die tiefste Stelle befindet sich mit fast 15 m im Pleskauer See. Dank der geringen Tiefe erwärmt er sich im Sommer auf bis zu 22 °C. Im Winter friert der Peipussee meist zu. Die Eisdecke kann im März maximal 50 bis 60 cm dick werden und hält sich auf dem nördlichen Großen See am längsten. Die Schneeschmelze im Frühling bewirkt einen Anstieg des Wasserspiegels um bis zu 1 m. Durch Überschwemmungen seiner sehr dünn besiedelten Uferzone vergrößert sich die Oberfläche des Sees dann um bis zu 780 km².

Historisch von großer Bedeutung war die Schlacht auf dem Peipussee: Auf dem Eis des zugefrorenen Sees schlug am 5. April 1242 ein russisches Heer unter dem Nowgoroder Fürsten Alexander Newski die deutschen und dänischen Kreuzritter des Deutschen Ordens und des Schwertbrüderordens sowie ihre estnischen Verbündeten vernichtend.

Am Westufer des Sees lebt eine regional bedeutsame Minderheit von Altgläubigen. Ihre Vorfahren kamen im ausgehenden 17. Jahrhundert als Religionsflüchtlinge aus dem russischen Zarenreich ins damals schwedische Estland.[1] Bis heute stellen die russischsprachigen Altgläubigen, die besondere religiöse und kulturelle Bräuche pflegen, die Mehrheit der Einwohner in einigen Orten entlang des Sees, z. B. in den sogenannten „Zwiebeldörfern“ Varnja, Kasepää und Kolkja. (Quelle: https://de.wikipedia.org)

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Unser Standort am Nordufer des Peipussee

Nachdem wir an diesem wunderbaren Platz zwischen hohen Kiefern angekommen waren, haben wir uns eingerichtet und beschlossen, doch nicht nur eine Nacht zu bleiben.

Am nächsten Tag wurde mal nur gefaulenzt, na ja nicht ganz. Bei bezaubernden sonnigen Wetter war vor allem Baden im See (15°C) und Futterbeschaffung im Wald angesagt.

Futterbeschaffung hieß dann Pilze suchen und Heidelbeeren sammeln. Vor der Abfahrt habe ich das dann nochmal sehr intensiv mit Gummistiefeln und Mückenvollschutz zelebriert, denn es hatte geregnet!

Und dann waren da noch die Wanderungen am Peipussee! Menschenleer, das Wasser warm, da kamen schnell 12 km zusammen. Und das Baden nicht zu vergessen.

Zum Wochenende füllte sich auch der Platz, neben estnischen Familien kamen auch Urlauber aus Belgien an, mit denen wir einen Schwatz in englisch hielten.

Nachdem wir bei Ankunft festgestellt haben, dass unsere Treppe an der rechten Seite, diese ist unten, wenn sie während der Fahrt verlastet ist, voller Teer ist, haben wir uns dem Thema heute mal angenommen. Muttis alter Ratgeber sagt in solchen Fällen: Butter. Also Handschuhe an und die gute estnische Markenbutter auf die Alutreppenholme geschmiert. 20 Minuten "buttern" lassen und dann mit warmen Fitwasser (für die geneigten Leser in den gebrauchten Bundesländern: Spüli) abgewaschen. Erstaunlich! Problemlos alles ab. Ich habe auch keinen Hinweis auf der Butter gefunden, wie, "bitte erst an unauffälliger Stelle probieren" oder "nicht für Kuststoffe geeignet". Butter! Danke Mutti. Das war wieder mal aus der Rubrik "Was Oma noch wusste". Funktioniert übrigens auch für Textilien u.a.

  • Treppe buttern

  • Sauber

  • Belobigung

Wasser kommt hier aus einem Brunnen über eine Pumpe mit Schwengel oder eben vom Himmel - Immer wieder mal.

Wir haben heute mal die Variante der Wasseraufbereitung ausprobiert. Unser Trinkwasser wird in 2 x 110 Liter Tanks mitgeführt. Die können wir normal mit Wasserdruck am Hahn oder mit einer kleinen 24 V Pumpe füllen. Notfalls können wir auch durch das Fenster im freien Einlauf befüllen. 

Das Wasser aus der Pumpe haben wir in Eimern geholt, wollten dieses aber nicht mit dem Trinkwasser im Tank mischen. Dennoch sind wir immer darauf bedacht die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und die "Lagervorräte" zu schonen. 

Das Wasser aus dem Brunnen roch und schmeckte sehr metallisch, war trotzdem genießbar. Alle anderen auf dem nahen Campingplatz bedienten sich eben dieser Pumpe. Die Aufgabe war nun, das Wasser zu verbessern. Dazu hat der Willi von uns im letzten Jahr eine komfortable Filteranlage bekommen. Wir können nun das Wasser über einen Ansaugfilter aus einem Eimer (oder auch aus einem Bach, wenn wir nahe genug heran kommen) ansaugen, an den Trinkwassertanks vorbei über die Filteranlage zu den Zapfstellen drücken. Der 1. Test hat ergeben, dass die im Willi verbaute selbstansaugende Druckwasserpumpe das Ansaugen nicht problemlos hin bekommt. Ich denke, da sind ein paar zu viele Kupplungen und somit Störquellen dazwischen. 

2. Test. Ich habe die 24V Zusatzpumpe in den Eimer geschmissen und die verbaute Druckwasserpumpe im Ansaugvorgang unterstützt. Siehe da, es funktioniert und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sobald die Druckwasserpumpe fördert, kann ich die Zusatzpumpe ausschalten und das Wasser wird durch diese durchgezogen. Das Brunnenwasser aus dem Eimer ist über je 2 Keramikfilter und 2 Aktivkohlefilter geleitet absolut geruchs- und geschmacksfrei. Trinkwasser eben.

Test bestanden. Kann nun auch mit Regenwasser aus bekannter Herkunft funktionieren.