Abfahrt km: 45686
Ankunft km: 46121
Nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir den wunderbaren Platz an der Lielupe verlassen und sind in Richtung Alüksne (Marienburg) aufgebrochen, um die letzten Reste der Burgruine Marienburg zu besuchen. Diese Marienburg ist nicht mit dem polnischen Ort und der Burg zu verwechseln.
Vor uns eine Gewitterfront, hinter uns Sonne und blauer Himmel, so ging die Fahrt los Richtung Osten. Das Navi führte uns ziemlich schnell auf die A3. Diese ist gut ausgebaut, wenig befahren und so entschlossen wir uns auf der Strecke zu bleiben. Es ging gut voran - mit 75 km/h.
Wie so oft änderte sich spontan unser Plan. Warum einen verfallenen Burgberg besteigen und nicht gleich zum Peipussee fahren? Frage beantwortet - wir fahren heute paar Kilometer mehr, um dann am Abend am Peipussee anzukommen. Alüksne ist mal wieder - siehe Bericht 2019 - ein anderes Ziel.
Unterwegs durchquerten wir mehrere, teils starke, Gewitterfronten mit Starkregen und Hagelschauer.
Estland (estnisch [ˈeːsʲti] ist ein Staat im Baltikum. Als nördlichster der drei baltischen Staaten grenzt es im Süden an Lettland, im Osten an Russland sowie im Norden und Westen an die Ostsee. Estland hat gut 1,3 Millionen Einwohner. Hauptstadt und größte Stadt Estlands ist Tallinn, die zweitgrößte Stadt ist Tartu.
Mehr… Weniger…Wir waren gespannt, schließlich hatten wir auf unserer Reise 2019 schon oft den Satz gehört:" Litauen und Lettland sind schön, aber fahrt nach Estland, das ist noch viel schöner!"
Auf der Anreise an den Peipussee haben wir nicht nur mit Regen, Hagel, Sonnenschein, sondern auch mit der Pflege estnischer Straßen Bekanntschaft gemacht. Diesmal die Asphaltstraße. Soviel vorweg: Alle Straßen, welche wir in diesem Land befahren haben waren in einem durchaus sehr gutem Zustand. Auf ca. 10 km Länge mussten wir über eine frisch mit Spritzasphalt und Split behandelte Fahrbahn fahren. Wir haben die vorgeschriebenen 30 km/h eingehalten und völlig überraschend haben das auch alle anderen Fahrzeuge getan - vor uns, hinter uns und auch der Gegenverkehr. Wir stellen immer wieder fest, dass es ein völlig entspanntes Fahren in diesen Ländern ist. Kein drängeln, alle nehmen Rücksicht und fahren auch mal mit 70 km/h hinter uns her. Anstelle des deutschen Mittelfingers kommt hier eher mal der erstaunte Daumen nach oben.
Unseren Platz Nr. 1 fanden wir trotz Park4night-App und Google nach mehrmaliger Irrfahrt leider nicht, wir waren schon ziemlich spät dran und machten deshalb keinen Halt mehr, aus heutiger Sicht leider. Zur Erklärung: Der Platz war nur 100 m von unserem ersten Halt entfernt aber wir haben uns nicht - zu dieser Zeit noch nicht - getraut, direkt, auch ohne Weg, in den Wald zu fahren. Entlang der Ortschaften reihten sich die Verkaufstände der ortsansässigen Fischer wie eine Perlenkette und bewarben ihren Frisch-. und Räucherfisch.
Also neuer Platz Nr. 2, neues Glück Nr. 2. Gegen 19:30 Uhr erreichten wir, an der nördlichen Spitze des fünftgrößten europäischen Binnensees, 15 km vor der russischen Grenze (Vasknarva), den ausgewählten Ort. Ein super schöner Waldstellplatz vom RMK, der estnischen Forstbehörde. Diese Plätze werden in einer eigenen App - RMK - beworben, sind flächendeckend in Estland installiert und gut erschlossen, z.T. auch mit PKW-Zufahrtmöglichkeiten. Die Plätze haben immer Feuerstellen mit bereit gestelltem Holz, Trockentoiletten, Abfallentsorgung, manchmal kleinen überdachten Sitzgruppen und Schlafhütten. Einige verfügen sogar über eine Handpumpe, mit der man Trinkwasser aus einem Brunnen entnehmen kann. Alle so angelegt, dass genügend Platz zwischen den Campern ist, perfekt für uns. Nach dem Abparken ging es erstmal 100 m durch den Wald, über die Düne und dann standen wir am See - oder Meer???
Nachdem wir an diesem wunderbaren Platz zwischen hohen Kiefern angekommen waren, haben wir uns eingerichtet und beschlossen, doch nicht nur eine Nacht zu bleiben.
Am nächsten Tag wurde mal nur gefaulenzt, na ja nicht ganz. Bei bezaubernden sonnigen Wetter war vor allem Baden im See (15°C) und Futterbeschaffung im Wald angesagt.
Futterbeschaffung hieß dann Pilze suchen und Heidelbeeren sammeln. Vor der Abfahrt habe ich das dann nochmal sehr intensiv mit Gummistiefeln und Mückenvollschutz zelebriert, denn es hatte geregnet!
Und dann waren da noch die Wanderungen am Peipussee! Menschenleer, das Wasser warm, da kamen schnell 12 km zusammen. Und das Baden nicht zu vergessen.
Zum Wochenende füllte sich auch der Platz, neben estnischen Familien kamen auch Urlauber aus Belgien an, mit denen wir einen Schwatz in englisch hielten.
Nachdem wir bei Ankunft festgestellt haben, dass unsere Treppe an der rechten Seite, diese ist unten, wenn sie während der Fahrt verlastet ist, voller Teer ist, haben wir uns dem Thema heute mal angenommen. Muttis alter Ratgeber sagt in solchen Fällen: Butter. Also Handschuhe an und die gute estnische Markenbutter auf die Alutreppenholme geschmiert. 20 Minuten "buttern" lassen und dann mit warmen Fitwasser (für die geneigten Leser in den gebrauchten Bundesländern: Spüli) abgewaschen. Erstaunlich! Problemlos alles ab. Ich habe auch keinen Hinweis auf der Butter gefunden, wie, "bitte erst an unauffälliger Stelle probieren" oder "nicht für Kuststoffe geeignet". Butter! Danke Mutti. Das war wieder mal aus der Rubrik "Was Oma noch wusste". Funktioniert übrigens auch für Textilien u.a.
Wir haben heute mal die Variante der Wasseraufbereitung ausprobiert. Unser Trinkwasser wird in 2 x 110 Liter Tanks mitgeführt. Die können wir normal mit Wasserdruck am Hahn oder mit einer kleinen 24 V Pumpe füllen. Notfalls können wir auch durch das Fenster im freien Einlauf befüllen.
Das Wasser aus der Pumpe haben wir in Eimern geholt, wollten dieses aber nicht mit dem Trinkwasser im Tank mischen. Dennoch sind wir immer darauf bedacht die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und die "Lagervorräte" zu schonen.
Das Wasser aus dem Brunnen roch und schmeckte sehr metallisch, war trotzdem genießbar. Alle anderen auf dem nahen Campingplatz bedienten sich eben dieser Pumpe. Die Aufgabe war nun, das Wasser zu verbessern. Dazu hat der Willi von uns im letzten Jahr eine komfortable Filteranlage bekommen. Wir können nun das Wasser über einen Ansaugfilter aus einem Eimer (oder auch aus einem Bach, wenn wir nahe genug heran kommen) ansaugen, an den Trinkwassertanks vorbei über die Filteranlage zu den Zapfstellen drücken. Der 1. Test hat ergeben, dass die im Willi verbaute selbstansaugende Druckwasserpumpe das Ansaugen nicht problemlos hin bekommt. Ich denke, da sind ein paar zu viele Kupplungen und somit Störquellen dazwischen.
2. Test. Ich habe die 24V Zusatzpumpe in den Eimer geschmissen und die verbaute Druckwasserpumpe im Ansaugvorgang unterstützt. Siehe da, es funktioniert und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sobald die Druckwasserpumpe fördert, kann ich die Zusatzpumpe ausschalten und das Wasser wird durch diese durchgezogen. Das Brunnenwasser aus dem Eimer ist über je 2 Keramikfilter und 2 Aktivkohlefilter geleitet absolut geruchs- und geschmacksfrei. Trinkwasser eben.
Test bestanden. Kann nun auch mit Regenwasser aus bekannter Herkunft funktionieren.