Eine Bahnreise durch Schottland

7. Tag - Pitlochry

Aufenthalt in Pitlochry am 09.09.2017

Nach einem opulenten Frühstück machten wir erstmal einen Plan. An diesem Tag fanden die Highland-Games Pitlochry statt, die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen wollten. Dann stand noch Nadjas Tipp – Besuch der Manufaktur Heathergems – was auch immer das sein sollte, auf dem Plan und natürlich die Wanderung zur Edradour Destillerie. Schnell nochmal in Nadjas Reiseführer geblättert, und dann ging´s auch schon wieder los.

Also zuerst mal zur Manufaktur, die sich als super Empfehlung entpuppte. Hier wird aus Heidekraut wunderschöner Schmuck hergestellt – ideal für Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke und als Mitbringsel J. Wir waren begeistert und wurden fündig.

Zweiter Tagespunkt, die Wanderung zur Destillerie bei herrlichem Wetter – überhaupt hatten wir immer bestes Wetter, wenn wir einen längeren Aufenthalt in einem Ort hatten. Vorbei an der Black Atholl Destillerie, die wir auf Nadjas Empfehlung ohne Besuch hinter uns ließen. Wir erreichten den Wasserfalls und dann ging es stetig in einem wunderschönen Wald bergauf.

Wir kamen aus dem Wald und vor uns lag eine bezaubernde Destillerie.

Edradour

ist die kleinste schottische Whiskybrennerei. Sie liegt in einem kleinen Tal, verborgen von umliegenden Bergen, östlich der Ortschaft Pitlochry. Von den Angestellten werden nur zwölf Fässer mit 600 Gallonen (ca. 2.720 Liter) Destillat pro Woche hergestellt.

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 Jährlich kommen jedoch bis zu 100.000 Besucher zu dieser Destillerie, so dass zusätzlich fast 20 Fremdenführer beschäftigt werden müssen. Die Brennereigebäude sind in den schottischen Denkmallisten in die Kategorie B einsortiert. Der Name Edradour entstammt der schottisch-gälischen Sprache. Es werden in der Literatur zwei unterschiedliche Ursprungsversionen angegeben. Zum einen Eadar Dhà Dhobhar („Zwischen zwei Wassern“, gemeint sind die Bäche Edradour Burn und Kinnaird Burn). Dies ist auch als Ortsbezeichnung in gälisch-sprachigen Karten zu finden und wird auf den Führungen als Ursprung angegeben. Konkurrierend wird teilweise "Edred Dhobhar" (Das Wasser von [König] Edred) genannt.

Die Destillerie wurde wahrscheinlich bereits 1825 durch eine Genossenschaft von Bauern zur Deckung des Eigenbedarfs gegründet. Die offizielle Gründung und die damit erste urkundliche Erwähnung fand 1837 statt. 1841 wurde die Kooperative dann in John McGlashan & Co. umbenannt und die Produktion für den Markt begann. 1933 übernahm William Whiteley & Co., ein Tochterunternehmen der amerikanischen Gruppe J.G. Turney & Sons die Destillerie, so dass Edradour Hauptbestandteil des King Ransome wurde. Campbell Distillers Ltd, das zum Spirituosenkonzern Pernod Ricard gehört, übernahm die Firma 1982. Die erste Abfüllung als Single Malt erfolgte 1986. Am 22. Juli 2002 wurde die Destillerie an den unabhängigen schottischen Abfüller Signatory weiterverkauft. Das Wasser der zur Region Highlands/Southern Highlands gehörenden Brennerei stammt aus einer Quelle am Mhoulin Moor. Die Destillerie besitzt einen Maischbottich (mash tun) (1,25 t), zwei Gärbottiche (wash backs) (je 5.000 l) aus Douglasienholz, eine wash still (4.218 l) und eine spirit still (2.179 l) verkauft. (Quelle: http://www.wikipedia.de)

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Gerd wollte nicht mit zur Führung und so buchten wir die Tour allein. Mit der Eintrittskarte in der Hand ging es zum Tasting-Room. Zur Einstimmung gönnten wir uns noch einen kleinen Whisky und dann kam Edward – unser Guide. Im schottischen Kilt, grauhaarig und sehr sympathisch.  Unser erster Weg führte uns in einen Show-Room, in dem wir gleich zu Beginn eine Whiskyverkostung durchführten und die ersten Informationen zur Brauerei erhielten. Zum Tasting gehörte – ein Ballechin, ein Edradour und ein Whisky-Likör – kurz auch Breakfast-Whisky genannt. Jeder durfte sich zwei Gläser nehmen und Edward erklärte die Reihenfolge der Verkostung, je nach Wahl der Getränke. Der Whisky-Likör war so lecker, dass davon schon ein Fläschchen zu Hause steht. Dann startete die Tour, die ca. 1,5 Stunden dauerte. Besonders beeindruckt waren wir vom Lager. In der Edradour-Destillerie wird der Whisky noch selbst gelagert, viele andere, z.B. Oban, lagern zur Reifung aus. Hier haben wir auch das erste Mal den „Angels Share oder Angels Dram“ – der Schluck für die Engel - gerochen. 25% des Fassinhalts verdunstet während der Reifezeit, und das riecht so toll!

Während der langen Lagerzeit reagiert der Whisky nicht nur mit dem Fass, sondern verdunstet auch durch dessen Wand. Alkohol verdunstet schneller als Wasser, wodurch sich der Alkoholgehalt des Whiskys pro Jahr um durchschnittlich 0,5-2% verringert. Der Grad der Verdunstung hängt dabei neben der Dichtigkeit des Fasses von der verwendeten Holzart, ihrer Verarbeitung sowie den Umständen der Lagerung ab: je höher die Warehouses der Destillerie liegen, desto höher ist auf Grund des niedrigeren Luftdrucks die Verdunstung. Je feuchter die umgebende Luft ist, z.B. in der Nähe des Meeres, desto geringer ist die Verdunstung. Der verdunstende Anteil wird als „Angels Share“, also der Anteil der Engel bezeichnet. ein schottisches Sprichwort behauptet denn auch, dass Schotten keine Probleme damit hätten, in den Himmel zu kommen – sie haben ihr Eintrittsgeld ja bereits entrichtet!  (Quelle: http://www.whiskyfanpage.de)

Im Verkaufsraum endete die Führung. Edward erzählte noch etwas zu den beiden Whisky-Sorten Edradour und Ballechin (ein Whisky, der hier hergestellt wird, da die Ballechin-Destillerie schon lange geschlossen ist). Zu bestaunen waren in den Verkaufsregalen auch „Schnäppchen“ von bis zu 4.500 Pound.

So motiviert und mit Blick auf die Uhr ging es dann auf einem anderen Weg zurück nach Pitlochry, wo die Highland-Games bereits in vollem Gang waren.

Nach dem obligatorischen Eintritt zu den Games fanden wir uns in einem Stadion wieder, in dessen Mitte Highländer verschiedenen Alters Wettkämpfe durchführten.

Und das erste was wir sahen waren erwachsene Männer, die ca. 20 Minuten regelungslos an einem Seil hingen und auf den einen Moment warteten, an dem die gegnerische Seite mit dem Augenlid zuckt und damit schwächelt – herrlich! Es wurden Baumstämme und Steinhämmer durch die Gegend geworfen, Wettrennen veranstaltet, Fahrradwettkämpfe ausgetragen,  es wurde gegessen und getrunken, getanzt und Dudelsack geblasen, was das Zeug hielt.

Die Highland Games

sind traditionelle Veranstaltungen mit sportlichen Wettkämpfen. Sie waren ursprünglich Bestandteil der Treffen (Gatherings) schottischer Clans in den schottischen Highlands. Dort sind sie auch heute zu Hause, finden sich aber auch weltweit überall, wo sich Schotten angesiedelt haben.

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 In Schottland gibt es jährlich bis zu 100 Highland Games, die durch die Scottish Highland Games Association (SHGA) organisiert werden. Die bekanntesten Spiele finden alljährlich Anfang September in Braemar statt, das Braemar Gathering. Dieses steht unter der Schirmherrschaft von Königin Elisabeth II., deren traditioneller Sommersitz das nahegelegene Balmoral Castle ist und die deshalb regelmäßig persönlich anwesend ist. Weltweit werden Highland Games von der International Highland Games Federation (IHGF) organisiert; diese veranstaltet seit 1980 auch Weltmeisterschaften. Die Highland Games werden von traditioneller Musik, besonders dem Dudelsackspiel, und Tänzen begleitet. Auch hierbei werden Wettkämpfe ausgetragen. Die Spiele sind ein Volksfest für die ganze Gesellschaft und locken auch hunderttausende Touristen an.  Die Highland Games stammen aus der Zeit der keltischen Könige in Schottland. Sie wurden ausgetragen, um die stärksten und schnellsten Männer Schottlands zu finden, die dann oft für den König Leibwächter und Boten wurden. Auch Frauen dürfen bei den Highland Games mitmachen. Bei den Highland Games gibt es über 50 verschiedene Sportarten, z.B. Cycling , Tug-o-Wa, Wrestling, Light Field Events, Hill Race, Solo Piping, Pipe Band Contest, Highland Dancing.  (Quelle: http://www.whiskyfanpage.de)

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Abends ging es dann wieder zurück in den Ort, wo wir bei McKays Fish & Chips die besten Fish and Chips unserer Reise gegessen haben – auch ein Tipp von Nadja. In der Old Mill beschlossen wir bei einem (oder zwei) Whisky den Abend, umgeben von feiernden Highländern in Partylaune.