Eine Bahnreise durch Schottland

2. Tag

Zugfahrt von Glasgow nach Oban am 04.09.2017

Los ging es am nächsten Morgen, natürlich nach dem obligatorischen gemeinsamen Frühstück,  mit dem Abgeben des Reisegepäcks im Hotel, so dass wir alle Hände für die Stadtbesichtigung frei hatten (und das war auch wichtig, weil wir eine für den Regenschirm brauchten!). An dieser Stelle die ersten Kurzinformationen zu Schottland aus Nadjas Reiseführer:

Und dann ging es los mit der Stadtführung.

Wieder liefen wir durch die Innenstadt, vorbei an schön dekorierten Geschäften in der Buchanan Street und der Statue des Duke of Wellington vor der Gallery of Modern Art. Der arme Kerl wird irgendwie nicht ernst genommen und war mit einem Verkehrskegel auf dem Kopf und Strumpfbändern dekoriert. Eine Besonderheit Glasgows ist, dass alle Museen ohne Eintritt zu besichtigen sind!!! Ein ganz besonderes Gebäude, dass wir uns auch von Innen anschauten war das Rathaus von Glasgow. Schon von außen imposant anzuschauen waren wir von der Innenarchitektu schlichtweg erschlagen. Marmorhallen und Treppenaufgänge in Holz, Lichtkuppeln – eine gewichtige Atmosphäre.

Dann erklommen wir den Universitätshügel, vorbei ging es immer wieder an großen künstlerisch gestalteten Häuserfassaden, und standen vor der St. Mungo’s Cathedral, an dem uns Nadja die Gründungslegende und die Geschichte Glasgows nahe brachte.

Gründungslegende Glasgow

Eine erfolgreiche Stadt braucht eine gute Gründungslegende. Am besten einen Heiligen. St Mungo liefert diese Legende für Glasgow. Um 600 nach Christus etwa, soll er in der Gegend um den Fluss Clyde gewirkt haben. Drei Wunder soll er dabei vollbracht haben:

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Ein totes Rotkehlchen soll er zum Leben erweckt haben und ein Feuer mit einem gefrorenen Haselzweig entfacht haben. Das dritte Wunder hatte mit der Königin Languoreth von Cadzow zu tun – Cadzow liegt etwa 20 Kilometer südöstlich von Glasgow in South Lanarkshire. Ihr König schenkte ihr einen Ring, den sie einem Ritter gab. Der verärgerte Gemahl stahl den Ring und warf ihn in den Clyde. Danach bedrohte er seine Königin, dass er sie töten würde, falls sie ihm den Ring nicht zeigen könne. Die Königin wandte sich an St Mungo um Hilfe. Der befahl seinen Schülern, sie sollen am Clyde fischen und ihm den ersten Fang bringen. Gesagt, getan. Mungo nahm den ersten Fisch und der trug prompt den Ring im Maul. Die Königin war gerettet.

Abgesehen davon, dass er Wunder wirkte, richtete St Mungo beim Flüsschen Molindar auch eine Diözese ein. Angeblich soll er vom Papst selbst eine Glocke für seine Kirche erhalten haben. Hier starb Mungo und hier wurde er beerdigt. Der Molindar fließt heute unterirdisch an der Necropolis vorbei, der einstige Bischofssitz ist heute St Mungo’s Cathedral. All die Geschichten um Mungo finden sich in Glasgows Stadtwappen wieder.

 Zuoberst steht Mungo selbst, dann kommt das Rotkehlchen, das auf dem Baum sitzt (der Baum steht für den Haselstrauch), an dessen Wurzeln der Fisch mit dem Ring im Maul liegt. Rund um die Kathedrale von St Mungo findet man diese Symbole auch an den Straßenlampen.

Passend dazu gibt es die Zeilen:

Here is the bird that never flew
Here is the tree that never grew
Here is the bell that never rang
Here is the fish that never swam.

Mungo war übrigens nur der Spitzname des Heiligen. In südlichen Gefilden der britischen Insel ist er als Kentigern bekannt.  (Quelle: https://www.myhighlands.de)

Weniger…

Nach der Besichtigung der Cathedral und einem kurzen Abstecher über die Necropolis von Glasgow gab uns Nadja Freizeit. Sie lief zum Hotel zurück, um das Gepäck dann per Taxi zum vereinbarten Treffpunkt an der Queens Station in Glasgow zu bringen, von wo aus wir mit dem Zug zu unserer nächsten Reiseetappe starten würden. Wir nutzten die Stunde und schlenderten weiter durch Glasgow, bis wir uns dann am Bahnhof zur Fahrt nach Oban trafen.

Bei strömendem Regen traf Nadja mit unserem Gepäck ein, verteilte die Bahnkarten und erklärte nochmal kurz das Procedere des Zutritts zum Bahnsteig. Und dann stiegen wir ein – zukünftig sollte jeder, der diesen Bericht liest für den Begriff „Speed Boarding“ Bilder im Kopf haben. Denn… 16 Personen mit großen Koffern versuchten gleichzeitig den richtigen Waggon zu finden, ihr Gepäck in die Gepäckfächer zu verstauen und dann auch noch die reservierten Plätze raumgreifend zu belegen. Das Zugpersonal wirkte ob der Aktivitäten zum Teil leicht verstört und amüsiert, einige Gruppenreisenden genervt. Aber irgendwann hatte jeder (s)einen Platz, die Reiseverpflegung und Getränke waren ausgepackt und die ersten 15 Minuten der Zugfahrt waren verpasstL.

Zugfahren in Schottland ist, wenn die Reisenden zur Ruhe gekommen sind, sehr entspannt. In jedem Zug werden Getränke und ein kleiner Imbiss angeboten. Hunger und Durst war also kein Thema. Der Blick nach draußen verhieß immer noch Regen, von der vorbeiziehenden Landschaft war nicht wirklich viel zu sehen. Unsere Reiseroute ist in Nadjas kleinem Reiseführer ausführlich beschrieben:

An dieser Stelle noch eine kleine Ergänzung: Nadja hat, da sie eine ausgebildete Musicaldarstellerin ist, das Lied vom Loch Lomond im Zug gesungen – umwerfend.

Bei trübem Wetter kamen wir dann in Oban an, die Regenschirme wurden nochmal aufgespannt aber schon 15 Minuten später schien die Sonne –typisch schottisches Wetter, das uns während unseres Aufenthaltes so begleiten sollte. Nadja holte einen Plan aus ihrer Tasche und teilte uns auf verschiedene B&B’s auf. Dann gab es noch Instruktionen für diejenigen, die am nächsten Tag die Whiskydestillerie Besichtigung und die Wanderung auf der Insel Kerrera gebucht hatte und wir waren in den Abend entlassen. Nach einer kurzen Findungsphase zogen die einzelnen Gruppen los.

Für uns ging es ca. 10 min steil bergan, bis wir an unserer Unterkunft, dem Glenroy Guest House eintrafen. Wir wurden nett empfangen, auf die Zimmer aufgeteilt und dann beschlossen wir uns am Abend in der Stadt zum Essen zu treffen.

Und dann kamen wir am Abend in kleinen Gruppen wieder zusammen, gingen auf die Suche nach einem Abendbrot und wurden natürlich fündig. Es gab meinen ersten Hummer – oberlecker und eine spannende Angelegenheit. Was mach ich eigentlich mit all den Werkzeugen, die für mich bereitgelegt wurden – man nennt es auch Hummerknacker und eine kleine Gabel. Der Hummer kam schon vor zerlegt und los gings – ein gemütliches Essen! Nachdem alle satt und zufrieden waren gingen wir weiter auf der Suche nach einem schönen Pub und Whisky. Gegen 21:00 Uhr zog dann ein Piper durch die Straßen und sammelte - nach Manier des Rattenfängers von Hameln – die Jugend, Touristen und Einheimische in den benachbarten Pub zur Pipe-Session ein. Er lief mehrfach an uns vorbei, aber wir waren alle knülle und machten uns auf ins B&B.

Die Tipps von Nadja in der Tasche ging es für Matthias und mich nach dem Auspacken auf Erkundung zum McCaig’s Tower. Unterwegs genossen wir die Aussicht auf Oban, die Westküste und die vorgelagerten Inseln.