Eine Bahnreise durch Schottland

4. Tag

Zugfahrt von Oban nach Mallaig am 06.09.2017

Trüb und regnerisch starteten wir in den Tag. Wir trafen uns um 08:45 Uhr am Bahnhof Oban. Mit der West Highland Line sollte es heute über Crianlarich (Umstieg) und Fort William nach Mallaig gehen, das wir gegen 17:00 Uhr erreichen sollten. Ab Fort William erwartete uns ein besonderes Ereignis – die Fahrt mit dem Jacobite Steam Train über das legendäre Glenfinnan-Viadukt, das durch die Harry Potter Filme weltberühmt geworden ist.

Vorab wieder interessantes aus Nadjas Reiseführer.

In Crianlarich (gälisch: A' Chrìon Làraich) ging es zum nächsten Speedy Boarding. Crianlarich ist ein kleines Dorf im District Stirling und liegt nicht weit vom Loch Lomond entfernt. Der Ort war schon immer ein sehr wichtiges Wegkreuz für Reisende, die Richtung Norden und Westen wollten. Ende des 18. Jahrhunderts führten zwei Militärstraßen nach Crianlarich. Im 19. Jahrhundert wurde der Ort sogar ein wichtiger Bahnknotenpunkt, mittlerweile spielt er eine wichtige Rolle als Knotenpunkt für die West Highland Line. Die Zugfahrt ging weiter bei Regen, Nebel, Wind.

Das Rannoch Moor

(schottisch-gälisch: Mòinteach Raineach) ist ein circa 130 km² großes Moor in den schottischen Highlands. Es liegt in den Council Areas Highland, Perth and Kinross und zu einem kleinen Teil im Norden von Argyll and Bute.

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Es hat – grob gesehen – eine dreieckige Form. Die östliche Ecke des Dreiecks wird durch das westliche Ufer des Loch Rannoch markiert. Als Südspitze des Rannoch Moors gilt allgemein Loch Tulla. Die westliche Ecke befindet sich am östlichen Ausgang des Tales Glen Coe. Das Gebiet ist durch unzählige Torfsümpfe, Wasserläufe, Tümpel und Seen geprägt. Die größte Wasserfläche im Moor ist das Blackwater Reservoir, ein um 1900 angelegter Stausee. Die größten natürlichen Wasserflächen sind Loch Laidon, Loch Eigheach und Loch Bà. Umgeben ist das Moor von zahlreichen, bis zu 1000 m hohen Bergen. Das Rannoch Moor ist eine Wasserscheide. Die westlich gelegenen Seen und Flüsse entwässern letztlich in den Atlantik, die östlichen über den River Tay in die Nordsee. (Quelle: https://de.wikipedia.org)

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Zwischendrin kam auch mal ein Sonnenstrahl durch den trüben Himmel und tauchte die Berge in ein Licht, das die Landschaft verzauberte.

Nadja nutzte die Zugfahrt, um uns etwas über schottische Geschichte, speziell Glencoe zu erzählen. Das Tal ist an sich eine Sehenswürdigkeit, bekannt wurde der Ort aber vor allem durch das Massaker 1692 am MacDonald-Clan. Besonders der Vertrauensbruch und der Missbrauch des Gastrechts, das in Schottland bis heute als heilig gilt und elementarer Bestandteil der Clan-Kultur ist und auch dem ärgsten Feind gewährt wird,  hat sich in das Gedächtnis der Schotten eingebrannt.

Massaker von Glencoe

Die beiden Clans, um die es in Glencoe geht, sind der Clan Campbell von Glenlyon und der Clan MacDonald von Glencoe. Nach der Niederlage in der Schlacht von Dunkeld plünderten die MacDonalds das Land ihrer Nachbarn und stahlen auch das Vieh der Campbells. Für die Clans bedeutete der Verlust von Vieh eine schwere Niederlage und so ist es kein Wunder, dass es böses Blut zwischen den Familien gab.

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Diese Fehde machte sich König Wilhelm von Oranien zu nutzen, der nach der Niederschlagung des 1. Jakobitenaufstandes 1690 eine Möglichkeit suchte, die Clans der Highlands zur Loyalität zu zwingen. Er bot ihnen eine Amnestie hinsichtlich ihrer Teilnahme am Jakobiten-Aufstand an, wenn sie bis zum 1. Januar 1692 einen Treueeid auf ihn ablegen würden. Obwohl Wilhelm von Oranien dies bereits im August 1691 verkünden ließ, erhielten die Clans erst im Dezember, wenige Wochen vor dem Stichtag, die Erlaubnis des Prätendenten Jakob II., dem sie mit ihrem Aufstand auf den Thron hatten helfen wollen, den Eid auf Wilhelm zu leisten. Das war zu spät für die MacDonalds von Glencoe, die sich erst am letzten Tag aufmachten, um den Eid zu leisten. Als Alastair MacDonald, 12. Chief von Glencoe, am 31. Dezember 1691 im nahe gelegenen Fort William eintraf, wo er den Eid zu leisten gedachte, wurde er nach Inveraray weiter verwiesen. Drei Tage brauchte er dorthin, doch auch ein Schutzbrief, der ihm bestätigte, dass er rechtzeitig in Fort William gewesen war, konnte das Schicksal, das ihn und seinen Clan erwartete, nicht mehr abwenden.

Das blutige Massaker von Glencoe: Am 12. Februar 1692 erhielt Robert Campbell of Glenlyon den Befehl, „die Rebellen zu überfallen, die MacDonalds of Glencoe, und alle Personen jünger als 70 Jahre hinzurichten.“ Der Brief, der vom König selbst unterschrieben wurde, enthält außerdem die Anweisung, „darauf zu achten, dass der alte Fuchs und seine Söhne […] auf keinen Fall entkommen können [und] alle Straßen und Wege zu sichern, dass kein Mann entkommen kann.“ Mit insgesamt 120 Mann war Campbell zuvor beim Clan der MacDonalds in Glencoe einquartiert worden, wo sie nach alter Highland-Tradition bewirtet wurden. Man geht heute davon aus, dass Campbell bis zum Abend des 12. Februar nicht wusste, welchen Auftrag er in der kommenden Nacht auszuführen hatte. Vor dem Schlafengehen spielte er noch Karten mit seinen Opfern und nahm eine Einladung zum Essen mit dem Clan-Oberhaupt an. Um 5 Uhr morgens am 13. Februar 1692 führte Campbell, dem angedroht worden war, dass er andernfalls als „als Feind des Königs und der Regierung betrachtet“ werden würde, den Befehl aus und tötete mit seinen Soldaten 38 Männer in ihren Häusern und bei der Flucht in die Hügel. In den folgenden Tagen starben 40 Frauen und Kinder, die in den Hügeln Schutz gesucht hatten und dort unter eisiger Kälte und Hunger litten. Es war ein „Mord unter Missbrauch des Vertrauens“ und darauf steht in Schottland eine besonders hohe Strafe. Dennoch wurde niemals jemand für das Massaker von Glencoe zur Rechenschaft gezogen.

Kein Wunder also, dass in dem kleinen Hotel an der Straße nach Glencoe noch heute ein Schild steht: „No Lawyers. No Campbells.“ (Quelle: http://www.mystisches-england.de)

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Nadja als Sängerin, das hatte sie schon mit „Loch Lomond“ bewiesen. Nun erzählte sie die Geschichte des Massakers mit einem weiteren Lied:

THE MASSACRE OF GLENCOE (Quelle: http://www.songtexte.com)

1.        They came in the night , When the men were asleep, This band O' Argyles, Through snow soft and deep, Like murdering foxes, Among helpless sheep They slaughtered the house of MacDonald

Ref. O Cruel is the snow, That sweeps Glencoe, And covers the grave O Donald, And cruel was the foe That raped Glencoe And murderd the house of MacDonald

1.        They came in a blizzard We offered them heat,  A roof o'er their heads Dry shoes for their feet, We wined them and dined them They ate of our meat And they slept in the house of MacDonald
Ref.

2.        They came from Fort William Wi' murder in mind. The Campbells had orders King William had signed , Put all to the sword These words were underlined And leave none alive called MacDonald, Some died in their beds, At the hand of the foe, Some fled in the night And were lost in the snow, Some lived to accuse him That struck the first blow But gone was the house of MacDonald
Ref.

Mit diesen düsteren Informationen im Kopf erreichten wir Fort William und hatten ca. 2 Stunden Aufenthalt. Nadja scharrte alle Koffer und unsere Rücksäcke um sich und schickte uns auf Sightseeing. Es blieb sogar noch Zeit für einen Museumsbesuch.

Und dann sollte es weiter gehen – diesmal mit dem Jacobite Steam Train über das Harry Potter Viadukt. Alle waren gespannt und aufgeregt. Zuerst hieß es aber mal den Zug erkunden und im Gepäckwagen die echten Berti Botts Beans zu erstehen.

Los ging die Fahrt, bis zum Glenfinnan Viadukt war es nur eine halbe Stunde und so waren die Fensterplätze schnell belegt auf der Jagd nach dem einen Foto oder dem einen Video vom Viadukt.

Plötzlich machte sich Aufregung unter allen Mitfahrern breit, die Kameras wurden scharf gemacht.

Leider ging, wie immer alles viel zu schnell vorbei. In der Glennfinnan Station ist alles auf Touristen eingestellt. Hier hatten wir wieder einen Aufenthalt und erkundeten die Museumsstation.

Und so langsam wurde es jetzt Zeit in Mallaig anzukommen. Ein ganzer Tag im Zug ist dann doch auch irgendwie anstrengend. Wir fuhren also weiter der Nordsee entgegen und das Wetter zeigte sich mal wieder von einer anderen Seite.

Ein letzter Blick ging zurück zum Dampfzug und wir erhielten von Nadja alle Informationen zum nächsten Tag, zum Abend (Nadja hatte in einem Restaurant für die Reisegruppe Tische reserviert) und natürlich zu den Übernachtungen. Gerd und wir hatten den weitesten Fußweg, was aber in Ordnung war. So konnten wir uns noch etwas die Beine vertreten. Leider ging es Gerd nicht so gut und wir zogen am Abend alleine los. Im Hafen von Mallaig trafen wir auf Nadja, die uns von zwei neuen Freunden berichtete, die sie gerade getroffen hatte. Wir wussten, dass sie sehr kontaktfreudig ist. Mit einem Lächeln klärte sie uns auf. Ihre neuen Freunde waren zwei Seehunde, die wollten wir natürlich auch sehen. Nach dem Essen, das wieder vorzüglich war, ging es ins Bett.