14 Tage auf dem Vulkan - ein azorisches Erlebnis

Rundwanderung nach Aqua Retorta

Unsere erste Wanderung startete gleich von unserem Häuschen aus. Von Faial führt ein Wanderweg in ca. 1,0 Stunde vorbei am früher verlassenen, nun aber wieder im Aufbau befindlichen Dörfchen Sanguinho bis zum Wasserfall Salto do Prego. Von dort aus bergauf bis zur Inselstraße EN1-1A, weiter nach  Agua Retorta und zurück nach Faial da Terra. Den Empfehlungen unseres Rother Wanderführers, der uns bisher auf vielen Wanderungen begleitet hatte, folgend, hatten wir eine Brotzeit dabei und auch Regensachen – es könnte ja…. Und das war unsere Tour.

Auf dem Weg nach Sanguinho boten sich wunderschöne Ausblicke auf unser Urlaubsdomizil. Das  kleine Dörfchen entpuppte sich als Schmuckstückchen – die Bewohner die wir trafen, waren emsig beim Aufbau der z.T. noch halb verfallen alten Gemäuer. Gut vorstellbar, hier gemütlich den Urlaub zu verbringen zumal es auch eine Anfahrt gab.

Nach dem Dorf ging es in einen urwaldähnlichen immergrünen Wald.

Schneller als gedacht waren wir am Wasserfall Salto do Preogo angekommen. Unterwegs hielten wir noch ein nettes Schwätzchen mit einem einheimischen Wanderführer und den dazu gehörigen Wanderern. Was uns wieder verblüffte – alle Azorianer sprechen fließend Englisch. Da konnten wir mit unserem Urlaubs-Schul-Englisch kaum mithalten. Egal ob jung oder richtig alt, mit den Gästen Englisch zu reden war ein Gebot der Höflichkeit, wofür wir uns immer mit ein paar Sätzen aus unserem umfangreichen portugiesischen Grundwortschatz bedankten. - Am Abend las die Reiseleitung, also ich, dann mal im Reiseführer nach. Die meisten der Azorianer haben Verwandte in Kanada und den Staaten und sind auch schon dort gewesen – wohl öfter als in Portugal. In den  vergangenen Jahrhunderten hatten große Auswanderungswellen stattgefunden. Viele der Auswanderer kommen irgendwann zurück und kaufen sich zumindest kleine Urlaubshäuschen.

Kurze Rast am Wasserfall, schnell ein paar Bilder von unten und oben schießen und weiter in Richtung Inselstraße.

Die Wege waren gut ausgeschildert (das hätten wir uns von Norwegen so manches Mal auch gewünscht) aber auch rutschig, gut das wir unsere Wanderstöcke dabei hatten. In den japanischen Zedernwäldern, die wir durchquerten, roch es nach frisch geschlagenem Holz mit Zitrone. Die im Wanderführer angekündigten halb verfallenen – abenteuerlich zu bewältigenden Brücken – waren wohl einige Tage vorher neu gebaut worden.

An einer alten Wassermühle vorbei gelangten wir an die Straße. Es war sehr feucht und heiß, überraschenderweise blieben wir von Insekten verschont.

Endlich oben – immerhin hatten wir so ca. 700 Höhenmeter geschafft. Bevor wir aber den Parque Florestal da Agua Retorta erreichten um endlich Brotzeit zu machen, hatten wir noch den ersten Tierkontakt. Weidewechsel auf Azorisch – immer die Kette dabei.

Parque Florestal, das klang so nach Botanischem Garten. Wie sich während unseres Urlaubs herausstellte, besaß jedes Dorf einen solchen Park – eine parkähnliche Anlage mit Kinderspiel-/ Rast- und Grillplätzen.

Wind kam auf und die Sonne prasselte vom Himmel, der Rückweg über Agua Retorta führte auf hauptsächlich auf Nebenstraßen entlang. Im Ort selber gab es nicht viel Aufregendes zu erkunden, allerdings gelangten wir zu einer Kirche, die offen war. Am späten Nachmittag saß eine junge Frau am Eingang und wartete auf Touristen – also auf uns, denn weitere hatten wir auf der Wanderung nicht entdecken können. Vor der Kirche Rabatten mit allen den Blumen, die wir auch zu Hause aus dem Garten kennen – Nelken, Dalien, Astern, Studenten- und Talerblumen, Portulakröschen.

Und so langsam wurde es Zeit wieder nach Hause zu kommen, schließlich waren wir schon 6 Stunden straff am Laufen. Unser Dorf lag zu unseren Füßen. Der Abstieg war dann der Hammer – rund 800 Höhenmeter in 20 min, lieber nochmal bergauf laufen. Aber es half nichts – wir mussten runter.

Nach dieser wunderschönen, sehr empfehlenswerten Wanderung gönnten wir uns die wohlverdiente Auszeit

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Wanderung auf dem Kraterrand Sete Cidades

Eine der schönsten – zumindest laut unserem Wanderführer – Wanderungen auf der Insel soll die Rundwanderung auf dem Kraterrand des Vulkans Sete Cidades sein. Die Berichte im Internet hatten uns neugierig gemacht und so fuhren wir in den Westen der Insel. Der Blick zum Himmel verhieß Regen, Wind und Wolken, aber das ließen wir alles hinter uns im Osten der Insel zurück. In Erwartung auf eine nicht ganz so steile Wanderung (Höhenmeter waren so an die 500 eingeplant) ging es immer weiter in den Westen.

Start und Ziel war der Vista do Rei – einem ehemaligen 5-Sterne Hotel, das leider dem Verfall preisgegeben ist – keine Kundschaft auf Grund eines falschen Vermarktungskonzepts.

Sete Cidades ist der Krater eines erloschenen Vulkans auf der Azoreninsel Sao Miguel. In diesem Krater befindet sich ein See gleichen Namens. Der Name Sete Cidades (deutsch: sieben Städte) entstammt einer uralten Legende von sieben mystischen Städten im Atlantik. Der Kratersee hat eine Gesamtfläche von ca. 4,35 km2 und wird korrekterweise in den Karten als 'Lagoa das Sete Cidades' (See der sieben Städte) genannt. Eine Besonderheit des Sees ist, dass er in zwei Teilen unterteilt ist. Der größere Nordteil, der Lagoa Azul (Blauer See) schimmert im Sonnenlicht tatsächlich in selbiger Farbe, während der kleinere Südteil als Lagoa Verde (Grüner See) bezeichnet wird. Obwohl diese Gegend durch eine gut ausgebaute Straße erschlossen ist und somit leicht erreichbar ist, zeichnet sich der Krater des Sete Cidades durch seine herrliche Natur und der Ruhe aus.
Viele Wanderwege, die in der Regel nicht stark überlaufen sind, führen durch den Sete Cidades, besonders entlang dem Seeufer. Beliebt ist dabei eine Wanderung zum sogenannten Vista do Rei, einen Aussichtspunkt im Süden des Kraters. Das Panorama vom Vista do Rei ist bei klarem Wetter wunderbar und bietet einen weiten Blick über die Insel Sao Miguel.
(Quelle:
http://www.azoren-portugal.de)

Los ging es mit Blick in den Krater und auf den Ort Sete Cidades.

Rechts und links neben dem Kraterrand taten sich fantastische Ausblicke auf. Im Innern des Kraters sahen wir den Blauen und den Grünen See, nach außen hatten wir Blick auf den Atlantik. Und direkt neben uns Blumen, Blumen, Blumen. Das Wetter war toll, Mützenwetter gegen Sonnenstich war angesagt.

Pause!

Zeit für eine Pause

Unser Plan war rund um den Krater zu wandern, also ließen wir die Straße hinter uns und machten diese nette Begegnung.

Der Weg wurde steiler und wir kamen in Lava-Gebiet. Es gab ein paar Erdrutsche zu sehen und kleine Pflänzchen, die sich im Nichts breit machten.

Vom höchsten Punkt unserer Wanderung bot sich dann dieser herrliche Ausblick.

Holzfällen – es roch wieder nach japanischer Zeder - auf den Azoren am Steilhang – es gibt immer und überall Steilhänge!

Geschafft! Wieder am Ausgangspunkt angekommen. Hier das ehemalige Hotel.

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Wanderung um den Lagoa das Furnas, anschließend Furnas

Der Abstiegsmuskelkater vom Vortag schlägt zu

Am fünften Tag wählten wir einen Ausflug nach Furnas zu den heißen Quellen und der Wanderung um den Vulkansee Lagoa das Furnas. Das hat zwei Gründe – 1. Muskelkater, der Abstieg war einfach zu viel für unsere Ober- und Unterschenkel, d.h. laufen war nur noch geradeaus schmerzfrei möglich. 2. es ist Zeit für die Caldeiras von Furnas, den Parque Terra Nostra und ein Bad im heißen Mineralwasser – gelesen hatten wir ja schon eine ganze Menge darüber.

Im 17. Jahrhundert begann die Entdeckung der Heilkraft der Mineralwässer und der landschaftlichen Schönheit. Die Vornehmen und die Geschäftsleute von Ponta Delgada wählten Furnas als ihren Sommersitz. Der erste war 1770 Thomas Hicking, der amerikanische Vizekonsul, der auch den Anfang für den Park „Terra Nostra“ legte, indem er an jener Stelle tropische Pflanzen ansiedeln ließ. In den folgenden Jahrhunderten imponierten die wohlhabenden Familien seltene exotische Pflanzen zur Verschönerung ihrer Parkanlagen. Der inzwischen 20 Hektar große Terra-Nostra-Park, der direkt an das Terra-Nostra-Hotel grenzt, ist der schönste Park der Azoren, durchkreuzt von vielen empfehlenswerten Spazierwegen. Ein warmer, eisenhaltiger und ein klarer, kalter Bach fließen durch den Park, ideal für anspruchsvolle Gewächse wie Araukarien, Bambus, Zedern, Wasserlilien, Magnolien, Kamelien, Hibiskus, Jacaranda, Riesenfarne und andere. Hier kann man auch kuren und in einem großen Teich bei 40 °C baden.

Ankunft in den stark nach Schwefel (faule Eier) riechenden Caldeiras, wo der leckere Cozido in der Erde köchelt.

Dieses am Seeufer gelegene Fumarolenfeld mit seinen Schlamm- und Heißwassersprudeln ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die kreisrunden Löcher gleich daneben im Boden werden als natürliche Kochstellen genutzt, um hier den berühmten Cozido nas Caldeiras à Moda das  Furnas zuzubereiten. Die in Säcke verpackten Töpfe werden unter der Obhut eines Gemeindewächters im Boden versenkt. Die Stelle wird sodann mit Erde abgedeckt; nach vier bis sechs Stunden wird der vulkanisch gegarte Eintopf aus Fleisch, Gemüse und Kartoffeln wieder aus dem Boden herausgeholt.

(Quelle: Wandern auf den Azoren von Andreas Stieglitz)

Auf unserer Wanderung rund um den See begegneten uns schöne Holzschnitzereien und ein bezaubernder Rastplatz.

Beim Besuch des wissenschaftlichen Forschungszentrums erfuhren wir einiges über die Entstehung des Sees sowie des derzeitig laufenden Monitoringprojekts am See. Der See ist seit vielen Jahren durch die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung des Gebietes „umgekippt“ (eutrophiert). Der Nährstoffeintrag in den See überstieg in hohem Umfang das Selbstreinigungsvermögen. Derzeit versuchen Wissenschaftler der Universität der Azoren diesen Effekt wieder umzukehren, z.B. durch Ankauf von Flächen rund um den See und deren Wiederaufforstung. Das Projekt wird voraussichtlich in 20 Jahren erfolgreich abgeschlossen sein.

Regen kam auf. Und es gab Pilze - Sommersteinpilze!

Und dann ging es nach Furnas. Natürlich stand auf unserem Plan der Besuch des Parque Terra Nostra mit einem Bad im mineralhaltigen Bassin.

Terra Nostra Park
Eine der größten touristischen Attraktionen auf der Insel Sao Miguel ist der 'Terra Nostra Park' im Bezirk Povoacao bei Furnas.
Der Park, dessen Name ins Deutsche übersetzt 'Unsere Erde Park' bedeutet, beheimatet viele spezielle botanische Exponate. Besonders erwähnenswert ist einer der größten Sammlungen der Welt an Kamelien mit mehreren Hundert Exemplaren. Ebenfalls zu bewundern ist eine Sammlung besonderer Palmfarne (Sagopalmfarn). Gegründet hat den Park der ehemalige Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika auf der Insel Sao Miguel, Thomas Hickling. Im Jahre 1780 errichtete dieser seine Sommerresidenz auf der Insel. Im Laufe der Jahre (Mitte des 19.Jahrhunderts) wuchs der Park zu einer Fläche von über zwei Hektar an. Und damit nicht genug, der Terra Nostra Park wurde grösser und grösser. Erweitert wurde das Gelände zu der Zeit der Familien Viscondes da Praia und später Bensaude. Im späten 19. Jahrhundert wurden Alleen aus Buchsbaum angelegt, wobei leider die Wege mit Orangenbäumen verschwanden. Weiterhin wurden zahlreiche Gehölze und Pflanzen aus Asien, Australien, Neuseeland, China und Südafrika importiert. Ende des 20. Jahrhunderts wurden englische und portugiesische Botanikspezialisten hinzu gezogen, um den Park entsprechend zu gestalten: es wurden Wassergärten angelegt, Pflanzungen mit dunklen Gassen und Beetflächen erweitert. Das ehemalige Residenzhaus Yankee Hall wurde zu einem Hotel (Hotel Terra Nostra) umgebaut. Im Park gibt es ein beliebtes Thermalbad. Mittlerweile wurde der Park, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist, auf über 12 Hektar erweitert. Der Terra Nostra Park gilt als einer der schönsten Gärten weltweit.
(Quelle:
http://www.azoren-portugal.de)

Nach einem Bad im 38 Grad warmen Wasser hatten wir dann Hunger. Die Wahl fiel nicht schwer – einmal den Cozido und Sopa de Polvo (Kartoffeln und Kalmaris). Sehr lecker und sehr sättigend.

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