Samstag, 17. September
Rückfahrt von Leipzig mit dem Zug – 13 km (Fahrrad)
Ein weiterer Sonnentag kündigte sich an. Nach dem Frühstück im Garten hieß es „Auf Wiedersehen liebe Dessauer. Dank für Speis und Trank!“ sagen. Unsere Cousine begleitet uns noch zum Bahnhof, natürlich nicht ohne noch einen Abstecher durch Dessau per Rad zu unternehmen. Wir hatten uns gewünscht das Bauhaus anzuschauen und den Campus, wieder eine Überraschung.
1925 zog das Bauhaus an seinen zweiten Standort: nach Dessau.
Dessau ist die Stadt, mit der das Bauhaus international am stärksten verbunden wird. Dies nicht nur, weil hier das Bauhaus am längsten gewirkt und seine Blütezeit erlebt hat.Dessau ist der einzige Ort, an dem alle drei Baushausdirektoren – Walter Gropius, Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe – tätig waren und an dem nahezu alle Bauhausbauten entstanden, die heute zu den Ikonen der Architektur des 20. Jahrhunderts zählen.
Dessau ist auch der Ort, wo der Anspruch des Bauhauses, die moderne Gesellschaft mitzugestalten, nachvollziehbar und anschaulich wird. Hier fand die Zusammenarbeit mit der Industrie – besonders den Junkers- Werken – statt; hier wurde für die Siedler- und Genossenschaftsbewegung gebaut; hier wurde mit dem Theater kooperiert; hier wurden zahlreiche öffentliche Einrichtungen – vom Arbeitsamt über die Gemäldegalerie bis zur Tourist-Information – von Mitgliedern des Bauhauses gestaltet; hier entstanden viele der Prototypen, mit denen das Bauhaus Designgeschichte schrieb.
Das Bauhausgebäude veranschaulicht das Lehrkonzept, das Ensemble der Meisterhäuser die Gruppe der Bauhausmeister wie kein anderes Artefakt. Deshalb ist Dessau auch weltweit der Ort mit den meisten Bauhaustouristen. Weimar verkörpert die Vor- und Frühgeschichte des Bauhauses sowie seine bedeutende erste Phase. Berlin hingegen verfügt mit dem Bauhausarchiv, aber auch mit der Sammlung Berggrün und anderen Einrichtungen, über die bedeutendsten Sammlungsbestände zum Thema Bauhaus und ist die Stadt, von deren Kulturleben das historische Bauhaus wesentliche Impulse erhielt.Das legendäre Bauhausgebäude in Dessau (üb-)erlebte nach dem Weggang des Bauhauses nach Berlin 1932 sowohl die Nazizeit, den Zweiten Weltkrieg und die DDR, bis es 1994 der Sitz der Stiftung Bauhaus Dessau wurde.
Quelle: http://www.bauhaus-dessau.de/bauhaus-dessau.html
Dass das Bauhaus Dessau inzwischen ein Hochschulstandort geworden war, wussten wir. Aber dass hier mittlerweile mehr als 1000 Studenten in Dessau studierten, war neu für uns.
Gefragte Profis für Gestaltung und Planung kommen oft aus Dessau. Unmittelbar neben dem legendären Bauhaus sind Architektur, Facility Management und Geoinformation (FB3) sowie Design (FB4) angesiedelt. Die modernen Studienbedingungen überzeugen: In der eigenen Hochschuldruckerei, der großen Töpferwerkstatt oder in Computer-Labs kann ausprobiert und experimentiert werden. Danach geht‘s in das nette Studentencafé. Und in die Innenstadt ist es nur ein Katzensprung. 47 Professoren kümmern sich um rund 1.400 Studierende.
Quelle: http://www.hs-anhalt.de/hochschule/standorte/dessau.html
Unser Weg führte uns weiter am Georgium in Dessau mit seinem Tierpark vorbei. Das Georgium ist Teil des Gartenreiches Dessau-Wörlitz. Unbedingt Sehenswert!
Idee und Entstehung des Gartenreiches
»Hier ists iezt unendlich schön. Mich hats gestern Abend wie wir durch die Seen Canäle und Wäldgen schlichen sehr gerührt wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben einen Traum um sich herum zu schaffen…«. Brief Goethes an Charlotte von Stein (1778)
Die Anfänge: 1758 übernahm der 18jährige Prinz Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau die Regentschaft in seinem kleinen Fürstentum an Elbe und Mulde. Fünf Jahre später unternahm er gemeinsam mit seinem Freund und Berater Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff seine erste Bildungsreise nach England. 1765/66 folgte eine »Grand Tour« nach Italien, Frankreich und Großbritannien, bei welcher beide entscheidende künstlerische Anregungen erhielten.
Infolge seiner im Ausland gemachten Erfahrungen, begann der Fürst bereits im Jahr 1765 sein Land durch gezielte Landschaftsgestaltungen aufzuwerten. Ausgangs- und Höhepunkt wurden die Wörlitzer Anlagen als erster Landschaftsgarten Kontinentaleuropas. 1769–1773 entstand mit dem Landhaus Wörlitz der erste klassizistische Bau Deutschlands. Mit dem 1773–1813 errichteten Gotischen Haus nahm die Neugotik ihren Ausgangspunkt.
Das Reifen: In einem Zeitraum von über vierzig Jahren wurden weitere Landschaftsgärten in und um Dessau angelegt und optisch und gestalterisch miteinander vernetzt. Zu diesen zählen das ab 1780 entstandene Georgium, das Luisium und der »Waldpark« auf dem Sieglitzer Berg. Den Abschluss bildete der ab 1805 gestaltete Kühnauer Park.
Auch die älteren Anlagen in Oranienbaum und Mosigkau wurden bewusst in das Gesamtkonzept miteinbezogen, so dass die Landschaft zu einer architektonischen Enzyklopädie von der Antike bis zu Neuzeit wurde.
Zahlreiche Alleen, Deichwege und Sichtachsen, häufig mit Kleinarchitekturen und Plastiken aufgewertet, verbinden die Einzelgärten. Dies führte zum Entstehen einer, im europäischen Maßstab einzigartigen geschlossenen Gartenlandschaft, die bereits von den Zeitgenossen den Namen »Gartenreich« erhielt. Das Fortbestehen: Eine schon im 19. Jahrhundert einsetzende und etwa ab 1925 von wissenschaftlichen Erkenntnissen geleitete Pflege und Betreuung der Gartenanlagen und Schlösser bewahrte bis heute die Authentizität des Gartenreiches in seinen vielen Facetten. Seine Unterschutzstellung im Rahmen der Anerkennung als UNESCO-Welterbe garantiert ein Fortbestehen des Gartenreiches.
Quelle: http://www.gartenreich.com/
Nach ca. 1 Stunde kleine Stadtrundfahrt näherte sich unser Wochenende dem Ende – wir erreichten den Dessauer Hauptbahnhof.