Freitag, 16. August
Leipzig – Bitterfeld – 52 km
Wie geplant trafen wir uns gegen 13:30 Uhr auf der Poststraße im GVZ Nord. Nach kurzem Hallo beschlossen wir uns noch kurz beim Landfleischer in Radefeld zu stärken. Eine gute Wahl.
Da wir flexibel, die Tour nicht so lang und die Münchner die Gegend nicht kannten, machten wir gleich zu Beginn einen Abstecher rund um den Schladitzer See. Los ging es am Biedermeier Strand.
Vom Schladitzer See fuhren wir auf uns bekannten Pfaden zum Werbelliner See.
Dann radelten wir hinein nach Delitzsch. Das Wetter ließ nichts zu wünschen übrig – Himmel weiß-blau. Wir steuerten die Altstadt an und landeten direkt am Delitzscher Schloss und waren überrascht, wie saniert und gepflegt alles ist.
Kurz einige Informationen zu Delitzsch, zum Historischen Stadtkern und dem Barockschloss.
Es sind einerseits beeindruckende Denkmale, wie das Barockschloss Delitzsch und die mittelalterliche Wehranlage, die Sie in Delitzsch besuchen können. Doch es gibt auch zahlreiche Überraschungen, die es sich zu entdecken lohnt. Schauen Sie in die Gassen der Altstadt und spazieren Sie auf der Promenade am Wallgraben, um die kleinen Schätze der Stadt Delitzsch zu erobern.
Sie werden die Zwingergärten an der Stadtmauer bewundern, das Leben des deutschen Genossenschaftsbegründers im Schulze-Delitzsch-Haus kennenlernen, im Rosengarten Ihre Sinne berühren lassen.
Eine mittelalterliche Wehranlage, um 1410 errichtet, umschließt mit der hohen Stadtmauer und einem breiten Wassergraben die Delitzscher Altstadt. Deren Mittelpunkt ist der Markt, an dem besonders das große Rathaus beeindruckt. Gegenüber ragt der mächtige Turm der mittelalterlichen Stadtkirche St. Peter & Paul in die Höhe.
Benachbart steht schon seit 500 Jahren die alte Lateinschule, eines der ältesten Schulgebäude Mitteldeutschlands. Auch zwei noch vor 1400 errichtete Stadttürme prägen die Silhouette von Delitzsch. Sie werden jedoch noch von dem fast 50 m hohen Turm des Barockschlosses Delitzsch überragt.
Weitere Höhepunkte in der Altstadt sind das Bürgermeisterhaus in der Breiten Straße und das Ritterhaus in der Ritterstraße, die mit prächtigen Portalen und verzierten Giebeln aus der Renaissance imponieren.
Dazu gesellen sich folgende Gebäude:
Eine pastellfarbene Schlossanlage, die ehemals beliebte Reiseresidenz sächsischer Fürsten inmitten der Delitzscher Seenlandschaft, lockt mit Museum und Barockgarten kunstsinnige Gäste. Im Innern des Delitzscher Schlosses bewundern die Gäste ein repräsentatives Interieur, das trotz der zeitweiligen Nutzung des Schlosses als Frauenzuchthaus weitgehend im Originalzustand erhalten ist.
Die Fürstin Herzogin Henriette Charlotte bekam von einem geheimnisvollen Liebhaber ein Kind – der europäische Hochadel kannte wenig Skrupel. Der illegitime Spross von Herzogin Henriette Charlotte von Sachsen-Merseburg soll nach der Geburt einer Amme übergeben und unter einem anderen Namen erzogen werden, stirbt aber nach der Nottaufe.
Der angenehme Nebeneffekt dieses tragischen Ereignisses für Sachsens Kurfürsten August den Starken, der bei dieser Hofintrige kräftig die Fäden zog: Die rivalisierende Nebenlinie Sachsen-Merseburg stirbt aus. Im Gegensatz zu derartig finsteren Kabalen steht der heiter-barocke Charakter, den Schloss Delitzsch heute ausstrahlt.
Quelle: http://www.schloesserland-sachsen.de/de/schloesser_burgen_gaerten/schloesser/schloss_delitzsch
Und noch etwas für die Naschkatzen unter den Lesern - Schokolade!
Seit 1894 wird in Delitzsch Schokolade produziert. Begonnen hat damals alles mit der Firma von Albert Böhme und seinem Schwager Karl Hommel, die ihre Süßwaren zuerst auf Jahrmärkten und Volksfesten verkauften. Seit 1906 hieß die Firma „Delitzscher Schokoladenfabrik AG“, ab 1922 „Böhme AG“.
Während der DDR wurde das Unternehmen in den volkseigenen Betrieb „VEB Süßwaren Delitzsch“ umgewandelt, die Produktion lief weiterhin im aus den 1920er Jahren stammenden Firmengebäuden aus prägnanten rotbraunen Klinkern. Typisch war damals der Geruch nach Schokolade und Fondant, den man beim Passieren des Betriebes wahrnahm.
2008 übernahm die Halloren Schokoladen AG den Betrieb und stellt seitdem hier verschiedene Schokoladenprodukte unter mehreren Markennamen her. Seit 2011 gibt es in direkter Nachbarschaft einen Werksverkauf mit einer kleinen Ausstellung zur Firmengeschichte.
Quelle: http://www.delitzsch.de und http//www.delitzscher-schokoladen.de/index.html
Nach diesem Zwischenaufenthalt verließen wir Delitzsch in Richtung Goitzsche. Wir planten den Einstieg in das ehemalige Braunkohlentagebaugebiet über Benndorf in Richtung Neuhäuser See. Durch den Stadtpark, an den Kreiswerken Delitzsch radelten wir nach Benndorf und entdeckten die alte Dorfkirche.
Danach verließen wir die Straße und radelten ins Naturschutzgebiet. Einen ersten Blick auf die wunderschöne Landschaft genossen wir am Neuhäuser See. So langsam zogen dicke Wolken aus dem Leipziger Raum nach Norden, was uns zu manch sorgenvollem Blick nach oben veranlasste. Aber noch schien die Sonne!
Jetzt wurde es für uns Mädels schon schwieriger, die Geschwindigkeit zu halten. Immer öfter schweifte der Blick rechts und links in den Wald, denn wir hatten ein Pilzjahr und den Pilzblick! Aber Fahrradfahren und Pilze suchen passen nicht wirklich zusammen. So blieb uns nur tapfer auf dem Weg zu bleiben ohne anzuhalten!
Als besonders Sehenswert hatten wir den Ludwigsee mit den Wächtern der Goitzsche eingestuft. Deshalb folgten wir den Wegweisern dorthin.
An dieser Stelle einiges Interessantes zur Geschichte der Goitzsche.
Das bekannte Bild des extrem umweltbelasteten Industrieraumes gehört endlich der Vergangenheit an. In allen Bereichen hat sich der ehemalige Landkreis Bitterfeld dynamisch entwickelt und verwandelt. Die vom Braunkohlentagebau geprägte Region vollzog in den letzten Jahren eine beispielhafte Veränderung zu einer Landschaft mit attraktivem Gesicht.
Für fast einhundert Jahre prägte Kohleförderung die ehemalige Muldeaue Goitzsche. Es begann alles im Jahre 1908 mit der Förderung der ersten Braunkohle in der Grube "Leopold". Um das Jahr 1949 wurde dann der Tagebau Goitzsche vollständig erschlossen. Im Jahr 1975 erfolgte als Erweiterungsmaßnahme die Verlegung des Verlaufes der Mulde. Von 1976 bis 1993 wurden in Bitterfeld ca. 400 t Bernstein gefördert. Dieser Bernstein wurde zur Weiterverarbeitung an die Ostsee verkauft. Ungefähr 400 - 800 t des edlen Steines liegen noch in der Erde, sind aber unzugänglich mit bis zu 70 Meter Wasser überdeckt.
Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands bestimmte das Bild der zerstörten Landschaft die Region um Bitterfeld. Die Entwicklungsgeschichte der Goitzsche vollzog erst in den letzten Jahren einen rasanten Wandel. 1991 begannen die ersten Sanierungsmaßnahmen des 60 km² großen Gebietes. Das entspricht einer Fläche von ungefähr 12.000 Fußballfeldern. Innerhalb kürzester Zeit entstand, verglichen mit der bisherigen Geschichte der Region, der heutige Landschaftspark Goitzsche.
1999 begann die Umsetzung des weltweit größten Landschaftskunstvorhabens. Mit der Flutung der Tagebaurestlöcher des Abraumgebietes Goitzsche wurde Im Mai 1999 begonnen. Ab Juni desselben Jahres startete der Bau des Pegelturms und der Seebrücke.
Doch nicht nur positive Ereignisse spielten bei der Entwicklung der Goitzsche eine Rolle. Das Jahrhundert-Flutereignis an der Mulde im August 2002 hinterließ auch in der Goitzsche seine Spuren. Am 15. August erreichte die Flutwelle die Region um Bitterfeld. Von Osten drückte das Wasser in den zukünftigen "Großen Goitzschesee" und der zu flutende Bereich füllte sich innerhalb von zwei Tagen mit Wasser. Die Flutschäden im Bereich der Goitzsche waren erheblich. Ihre Beseitigung erforderte beachtliche menschliche und finanzielle Anstrengungen. Zur Erinnerung an die unzähligen freiwilligen Helfer wurde in der Nähe des Bitterfelder Hafens an der Stelle des größten Sandsackdammes die "Blaue Bank" mit einer Länge von insgesamt 66 m errichtet. Die zahlreichen Namensschilder auf der Bank stehen stellvertretend für die vielen unermüdlichen Freiwilligen dieser Zeit.
In den folgenden Jahren wurde die "Villa am Bernsteinsee" saniert und die Bitterfelder Wasserfront eröffnet. Den vorläufigen Abschluss der Landschaftskunstprojekte bildete die Einweihung des Bitterfelder Bogens im August 2006. Die "Bitterfelder Wasserfront" ist der zum Stadtkern von Bitterfeld nächstgelegene Punkt an der Goitzsche, der sich vor allem durch Veranstaltungen einen Namen gemacht hat.
Quelle: www.anhalt-bitterfeld.de/de/seenlandschaft_goitzsche
Zwischendrin fanden wir vom Rad aus noch eine schöne Rotkappe, die wir an Pilzsammler verschenkten – wie bitter für uns leidenschaftliche Pilzsucher! Und dann rückte unser Tagesziel immer näher.
Wir kamen in Bitterfeld an der Strandpromenade an. Das Bitterfelder Meer wirkt wie ein mediterranes Mittelmeerstädtchen oder wenigstens wie ein Badeort an der Ostsee. Mit Blick auf den Himmel wurden wir allerdings wieder etwas schneller, wir wollten auf den letzten Kilometern nicht noch nass werden.
Angekommen im Steakhouse und Hotel genossen wir erstmal ein Zielbierchen bzw. Radler. Über uns schien noch die Sonne, in westlicher Richtung ging die Welt unter.
Nach dem Duschen und Umkleiden gönnten wir uns im Steakhause ein formidables Essen. Für die kleine Abendrunde durch Bitterfeld wählten wir allerdings diesmal eine andere Form der Fortbewegung – Laufen!
Nun erwischte uns doch noch ein kleiner Regenschauer. Wir flüchteten uns deshalb am Bitterfelder Strand in eine Beach-Bar unter ein Zelt und schlürften noch einen Cocktail. Am Strand wurde gerade alles für das MDR-Sommermärchen 2014 am kommenden Tag aufgebaut. Danach ging es müde und zufrieden ins Bett.