Unser erstes Jahr mit Willi unterwegs

Ostertour durchs Erzgebirge

30.03. - 04.04.

Vorspann

Ostern stand dann, nach Ausflügen ohne Willi für uns fest, diesmal geht’s wieder auf Tour. Nicht so weit weg, um für die Familie bei Bedarf erreichbar zu sein. So fiel unsere Wahl auf das Erzgebirge. Mit der Karte und dem ADAC-Campingführer in der Hand wurde die Tour geplant: nach Lenkersdorf bei Zwönitz zu Jens, Saunieren in Bad Schlema und dann über Lichtenstein nach Hause.

Geplant war Freitag nach Bad Schlema um dort zu übernachten, dann am Samstag zu Jens zum Schwatzen und übernachten, am Sonntag weiter durch das Erzgebirge mit Übernachtung in Hohndorf auf einem Parkplatz auf der ehemaligen Steinkolenbergbau-Halde und am Montag nach einem Kurzbesuch in Lichtenstein zurück nach Hause.

Unterwegs

Vorab - leider sind die Bilder von unserem Osterausflug nicht mehr auffindbarL.

Freitag + Samstag in Bad Schlema

Freitag starteten wir mit vollem Diesel- und Wassertank, einem gut gefüllten Kühlschrank, Bade- und Saunasachen, Glühwein und auch sonst viel zu viel Kleidung (war uns klar) in Richtung Bad Schlema. Dort machten wir uns auf die Suche nach dem Campingplatz „Silberbach“ in Bad Schlema.

Die Beschreibung „mitten im Westerzgebirge, direkt an der Ferienstraße Silberstraße in einer Waldlandschaft des Silberbachtales, ruhig und idyllisch“ machte uns neugierig.

Bad Schlema

Die Einfahrt war nicht ganz einfach zu finden. Einmal rund um den Ort – so ganz unbekannt sind uns ja solche Aktionen nicht. Aber dann fanden wir das Übernachtungsplätzchen und siehe da, die Sonne lugte aus den bis dahin regenverhangenen Wolken. Der Campingplatz bietet z.B. folgenden Service:

  • ebenes Wiesengelände in sonniger Lage
  • direkter Zugang zum Bergbaulehrpfad + Planetenwanderweg
  • 300 m vom Kurgelände entfernt
  • ca. 15 Gehminuten vom Kurbad
  • Koch- und Spülküche
  • Waschmaschine und Wäschetrockner
  • 30 Touristen-Stellplätze mit Frischwasser-, Stromanschluss und Abwasser
  • keine Dauerstellplätze
  • Brötchenservice

Also schnell abparken und schauen wie weit es bis zur Therme ist, unser Ziel für den Samstagvormittag.

Bad Schlema

Über 800 Jahre ist es her, dass das Schlematal dauerhaft besiedelt wurde. Die Ortslage von der Mulde bis zum Hammerberg nannte man das niedere Schlema und die Siedlung von da an bis zum Schneeberg bezeichnete man als das obere Schlema. Im 14. Jahrhundert wurden die Ortschaften zum ersten Mal erwähnt und bald endgültig als Nieder- und Oberschlema bezeichnet.

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Schon seit Anbeginn versuchten sich die Schlemaer im Bergbau; zunächst im Eisen-, bald darauf im Silber- und später im Kupferbergbau. Um 1470 schürften Schlemaer Bergleute auch am benachbarten Schneeberg und stießen auf unerwartet reiche Silbervorkommen. Im Schlematal entstanden in der Folge mehrere Hammerwerke und Schmelzhütten, die das gebrochene Erz aufbereiteten. Um das in den immer größeren Tiefen des Bergbaus anstehende Wasser ableiten zu können, wurde um 1500 an der Mulde beginnend unter dem ganzen Schlematal bis nach Schneeberg und Neustädtel ein über 40km langer Entwässerungsstollen, Marx-Semmler-Stolln genannt, in den Fels getrieben. Das in den Gruben dringend benötigte Holz musste zur gleichen Zeit schon über weite Strecken in das fast baumlose Bergbaugebiet gebracht werden. Zur Erleichterung dessen legte man von 1556 - 1559 den 16 km langen "Schneeberger Flößgraben" zum Flößen des Holzes aus den obererzgebirgischen Wäldern an.

Der Legende nach erfand Christoph Schürer in einer Schlemaer Schmelzhütte eine kräftige blaue Farbe - das Kobaltblau. Daraus entstand an der Grenze zwischen Nieder- und Oberschlema 1558 eine Blaufarbenmühle, die 1644 zu einem Blaufarbenwerk erweitert werden konnte und bald mit 45 Gebäuden zum größten Blaufarbenwerk der Welt wurde. Das Kobaltblau aus Oberschlema schmückte bald Delfter Kacheln, Meißner Porzellan und böhmisches Glas. Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts brachte auch für das Schlematal umwälzende Veränderungen. In Oberschlema siedelten sich Buntpapierfabriken, kleine Stickereifabriken und ein Emaillierwerk an. In Niederschlema dominierten die vielen neuen leistungsstarken Werke, besonders des Maschinenbaus, der Papierindustrie und der Textilherstellung.

Kurbetrieb: Als in den Jahren 1908 bis 1912 im Oberschlemaer Marx-Semler-Stolln starke Radonquellen erschlossen werden konnten, entwickelte sich nach 1918 rasch das stärkste Radiumbad der Welt. Die Badverwaltung warb mit Bade-, Trink- und Einatmungskuren (Emanation) und dem Versand radioaktiver Wässer zu Trinkkuren. Nur zehn Jahre nach seiner Gründung gehörte es zu den bedeutendsten deutschen Kurorten (über 17.000 Kurgästen im Jahr 1943). Ab dem 31. Oktober 1924 durfte die Gemeinde Oberschlema, mit Zustimmung des Innenministeriums, den Titel „Radiumbad Oberschlema“ führen.

Uranbergbau: Mit der im Jahr 1946 erfolgten Aufnahme des Uranerzbergbaues durch das Objekt 02 der späteren Wismut AG wurde der Kurort Radiumbad Oberschlema zu seinem frühen Bergbauzentrum im Westerzgebirge. Infolge des oberflächennahen Abbaues des begehrten Urans begann ab 1949 die Absenkung des Oberschlemaer Talbereiches. Ab Mai 1952 begann daraufhin der Abbruch des gesamten Ortskerns mit Kirche, Gemeinde- und Kurzentrum. Die Stilllegung der Bahnlinie erfolgte am 1. August 1952. Alle erschlossenen Radonquellen waren nun zerstört und versiegten.

 

Woher kommt eigentlich der Name Pechblende? Die Menschen des Mittelalters bis ins 19. Jahrhundert wussten mit Uranpechblende nichts anzufangen, im Gegenteil: Sie verfluchten sie, denn wo Uranerz auftauchte, gab es kein Silber! Sie hatten im wahrsten Sinne des Wortes Pech. Daher auch der Name. In ihren Augen war Uranpechblende ein „Silberfresser“, sie glaubten an Zauberei, an einen Kobold, der sie mit Uranerz blendete (was im Licht ihrer Grubenlampe tatsächlich leuchtete), damit die Bergleute das Silber des Kobolds nicht finden sollten. So verschmierten sie die Adern mit Lehm – oder die Pechblende landete als Abraum auf Halden.

Auferstehung: Nach dem Ende des Bergbaus 1991 organisierte der ehemalige Schlemaer Bürgermeister Konrad Barth die Wiederbelebung als Kurort, die 1998 mit der Eröffnung des neuen Kurhauses Wirklichkeit werden konnte. Die neu erschlossenen Radonquellen am Gleesberg ermöglichen einen großzügigen Badebetrieb, den täglich bis zu 1.000 Gäste im Gesundheitsbad Actinon nutzen.

(Quelle:https://www.wikipedia.org,https://www.kurort-schlema.de,http://www.eadam.de/bad-schlema.htm, www.google.de)

Weniger…

Genug der Einblicke in die Bergbaugeschichte, es geht los. Am Fischbachtal entlang in Richtung Therme mit Studium der Öffnungszeiten, dann durch den wunderbar angelegten Kurpark in den nicht wirklich vorhandenen Ort (die Therme stellt irgendwie den Ortskern mit Geschäften dar) und, da nachmittags die Sonne richtig schien, nochmal rauf auf die sanierte Wismut-Halde. Mit Blick bis nach Aue und Schneeberg ging es auf einem Waldweg am Fischbach entlang zu unserem Willi zurück  Abendbrot essen. Nach dem Essen machten wir es uns bei Glühwein und Scrabble gemütlich. Und da passierte dann die kleine Katastrophe: mit einer ungewollten aber heftigen Handbewegung von mir flog eine Tasse Glühwein ins Bett – so ziemlich alles war nass und roch – na halt wie Glühwein. Alles kein Problem, ab in die Waschmaschine und den Trockner – wir waren ja auf dem Campingplatz. Und hier lernten wir etwas Neues: Man braucht Münzen, denn die Geräte wollen gefüttert werden. Bei den Nachbarn war es schon dunkel, da blieb uns nur eine notdürftige Reinigung der Wäsche per Hand übrig und der Versuch, diese (und wir reden von Bettlaken und Bettdecken!) im Willi zu trocknen.  Ein herrlicher Weihnachtsmarktduft begleitete uns die nächsten Tage – wir schliefen tief und fest wie im Rausch!

Nach einem gemütlichen Frühstück schnappten wir uns unsere Saunataschen und wanderten zur Therme. Wir gehörten zu den ersten Besuchern, die Therme war relativ leer und gemütlich. Das änderte sich gegen Mittag, aber da waren wir durch und ergriffen ob der Besuchermengen die Flucht nach draußen, sattelten die Pferde – also Willi und machten uns auf den Weg nach Zwönitz.

In Lenkersdorf bei Zwönitz angekommen gab es wieder ein großes Hallo, die Familie rückte an und diesmal machten wir es uns – nicht draußen – aber in der Werkstatt gemütlich. Getreu dem Motto „Platz ist in der kleinsten Werkstatt oder so ähnlich“ waren wir zu Spitzenzeiten 12 Personen. Wir schliefen wieder himmlisch in unserer Glühweinbude, zumindest war das Bettzeug heute trocken.

Sonntag nach Lichtenstein durch’s Erzgebirge

Nach dem Frühstück ging es dann durchs Erzgebirge. Unser heutiges Ziel war der Parkplatz auf der Halde in Hohndorf (Oelsnitz). Ein Blick in die Karte und unser Weg stand fest:

Erstes Highlight waren die Krokuswiesen in Drebach – leider leider sind die Bilder weg. Dann runter ins Zschopau Tal. Die Burg Scharfenstein wollten wir uns schon lange anschauen, also parkten wir unseren Willi auf dem zentralen Parkplatz und machten uns auf den Weg.

Krokuswiesen

Jedes Jahr zwischen Anfang März und Ende April können Sie in Drebach ca. 2 bis 3 Wochen lang ein einzigartiges Naturerlebnis bewundern, die Krokusblüte.

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Es gibt in Drebach über 40 Flächennaturdenkmale mit insgesamt ca. 7 ha, auf denen die wild wachsenden violetten Drebacher Frühlingskrokusse, auch "Nackte Jungfern" genannt, angesiedelt sind. Die "Nackten Jungfern".
 Die Krokusse tragen diesen liebevollen Namen, weil Sie als eine der ersten Pflanzen nach dem Winter, manchmal sogar wieder vom Schnee bedeckt, jungfräulich zart und unberührt aus dem noch kahlen Boden sprießen. Der Drebacher Krokus ist eine herausgebildete Lokalform des Gartenkrokusses, der besondere Merkmale aufweist: kleinere Blüte, schmale Kronenblätter, nur 3 Laubblätter, kahle Staubblätter, Farbe nur violett (von fast weiß bis dunkelviolett). Die Samen werden erst im Sommer in Kapseln aus dem Boden geschoben, die dann durch Vögel und andere Tiere unverdaut verbreitet werden. (Quelle:
https://www.gemeinde-drebach.de, )

Weniger…

Scharfenstein ist nicht nur für seine Burg bekannt sondern auch auf den Nationalhelden des Erzgebirges – den Stülpner Karl.

Scharfenstein

Auf einem Bergsporn hoch über dem Zschopau Tal erhebt sich die Burg Scharfenstein. Sie wurde um 1250 im Zuge der Besiedlung des Erzgebirges erbaut, nachdem dort Silbererze entdeckt wurden. Wie kein anderer Ort verbindet Burg Scharfenstein Mythos und Magie des Erzgebirges.

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Heute präsentiert sie sich als Familien- und Erlebnis-Burg und lädt zum Staunen, Lernen, Mitmachen ein. Die Burg Scharfenstein beherbergt mit dem „Weihnachts- und Spielzeugmuseum“ eine der bedeutendsten Sammlungen erzgebirgischer Volkskunst. Besucher können historische Nussknacker, Räuchermännchen, Weihnachtspyramiden, Engel und Bergmänner bestaunen und die erzgebirgische „Sehnsucht nach dem Licht“ nachempfinden.

Karl Stülpner (30.09.1762 - 24.09.1841):  gilt als "Robin Hood des Erzgebirges",  da er als Deserteur in den sächsisch-böhmischen Wäldern als Wildschütz  lebte und den einfachen Leuten oft gegen Räubern und Schikanen von Beamten  beistand!  Der Ort Scharfenstein und der Wald war seine Festung!

(Quelle: https://www.gemeinde-drebach.de, http://www.ralph-goerner-alias-stuelpner.de)

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Also hinein in die Burg, die wirklich sehr sehenswert ist. Die Spielzeug- und Erzgebirgsausstellung entführte uns in unsere Kindheit. Und dann ging es zum Willi zurück und nach Hohndorf auf die Halde. Nach einer Ehrenrunde über den Parkplatz beschlossen wir hier nicht zu übernachten – zu ungemütlich. Wohin dann? Matthias hatte die grandiose Idee nach Lichtenstein in die Rümpf zu fahren und dort auf dem Wanderparkplatz zu stehen. Gesagt getan. Es waren nur wenige Autos von Wanderern abgestellt, die dann so nach und nach aus dem Wald kamen und nach Hause fuhren. Neben uns parkte noch ein BMW. Als die Truppe von 4 Personen anrückte holten diese als erstes eine Riesen Thermoskanne mit Glühwein raus und luden uns auf einen Schwatz mit Glühwein ein. Das nahmen wir gerne an, zumal sich ehrausstellte, dass wir uns kannten. Mit dem Hinweis, wir gehören zu Schüri’s Freundeskreis, der Rest kommt noch, verließen sie uns, nicht ohne unsere Thermobehälter mit Glühwein gefüllt zu haben. Und dann warteten wir. Es wurde laut im Wald und die Truppe traf ein. Alle schon gut angeheitert. Mit großem Hallo wurden wir und unser Willi begrüßt. Nach einem gemütlichen Plausch mit Bier, Glühwein und diversen Spezialitäten waren wr dann wieder allein und genossen den Abend – ohne Zwischenfälle.

Am nächsten Tag machten wir dann Halt bei Matthias Mutti und dann ging es auch schon wieder nach Leipzig.

Fazit

Nach diesem Ausflug legten wir uns ein Sparschwein für Münzen zu, das immer gut gefüllt ist. Damit ist zukünftig keine Waschmaschine und kein Wäschetrockner mehr vor uns sicher und für den Parkautomaten reicht es auch noch. Unser Willi wurde wieder zum Willi und hat den Glühweinbudencharme nach einer intensiven „Bett“wäsche verloren.

Mit diesem Fundus an Erfahrungen und darauf folgenden Umbauarbeiten sollte weiteren Willi-Touren nichts mehr im Weg stehen.

Wir freuen uns auf die nächsten Erlebnisse!

Die Willi-Mobilisten Ines und Matthias

Geschrieben Januar 2019