In einem netten Stadthotel fanden wir für eine Woche eine Unterkunft – natürlich vorgebucht. Und wieder beglückwünschten wir uns zu der Entscheidung, denn es war Hochsaison und kein freies Bett verfügbar.
Am Strand und in Liepaja war Sommerurlaubshochsaison. An der Strandpromenade tummelten sich vorrangig lettische Urlauber. Hier war ein Sportpark eingerichtet. In der Stadt fanden wir wieder viel Künstlerisches und die uns bereits aus Riga bekannten Jugendstilhäuser. Liepaja als drittgrößte Stadt Lettlands wirkte auf uns gemütlich, nirgendwo war Hektik zu spüren.
Am kommenden Tag machten wir uns auf, unseren Strand zu finden. Ca. 15 km südlich von Liepaja, im Naturschutzgebiet von Bernati. Das Auto stellten wir auf einem Waldparkplatz ab und gingen dann zum Strand (hierher kamen wir dann fast jeden Tag zum Baden). Glücklicherweise hatten wir unser Strandtippi dabei, es war sehr heiß und so hatten wir wenigstens etwas Schatten. An den Strand verirrten sich auch keine Mücken oder Bremsen. Dafür hatte ich einen Riesenspaß stundenlang mit einer kleinen Muschel in der Hand am Strand entlangzulaufen und winzig kleine Bernsteinsplitter zu sammeln – Tag für Tag!
An diesem zweiten Abend machten wir uns dann noch per Rad zum Fähranleger der Stena-Line auf um nachzufragen, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit der Fährüberfahrt für uns geben könnte. Leider eine Fehlanzeige, dafür waren wir am Stadtrand Richtung Karosta unterwegs. Dort hatten wir das erste Mal ein ungutes Gefühl. Wasser wurde an Straßenpumpen geholt, es sah deutlich ärmer und verfallener aus als im touristisch aufgepeppten Stadtzentrum. Zum krönenden Abschluss des Tages ging die Sonne blutrot im Meer unter.
Am nächsten Tag war noch ein Ausflug nach Klaipeda in Litauen als absolutes „Must have“ angesagt. Mit dem Auto ging es auf der A11 123 km nach Süden. Als erstes Ziel stand Palanga – eine Tourismushochburg der Russen auf dem Plan.
Palanga (18.000 Einwohner) ist der bekannteste und beliebteste Ferienort und Kurort in Litauen. Die langen weißen Sandstrände der Ostsee, die Dünen, die saubere Luft und die duftenden Kiefernwälder in Palanga werden jährlich von mehr als 3 Mio. Touristen, Urlaubern und Patienten besucht.
Mehr… Weniger…Die Fahrstrecke war mit 2 Stunden angezeigt. Aber es wurde deutlich länger. Auf lettischer Seite fanden umfangreiche Baumaßnahmen statt, auf 40 km wechselseitig 12 Baustellen. Ein Umfahren war nicht möglich, wir bedauerten alle Radfahrer, die uns entgegen kamen oder in unsere Richtung fuhren (siehe Reisetipps). Unser Ziel in Palanga war das Bernsteinschloss und der Park. Im Ort reihen sich Souvenirläden an Souvenirläden, Hotels an Hotels, Restaurants an Restaurants und Menschen an Menschen.
Klaipeda selbst war etwas enttäuschend. Im 2. Weltkrieg stark zerstört, war vom alten Stadtzentrum nur noch ein winziger Rest erhalten geblieben. Auf dem Theaterplatz steht der „Ännchen von Tharau-Brunnen“, eines der Wahrzeichen der Stadt Klaipeda.
Rings um das Zentrum entstand eine moderne Stadt mit Neubauten, Hotels, Einkaufszentren – sehr steril.
Es war so unglaublich heiß, 38 °C, dass wir am Nachmittag zurück nach Liepaja fuhren.
Ein weiterer Ausflug war nach Karosta geplant. Zuerst jedoch wurden wir durch eine Drehbrücke in Aktion an der Weiterfahrt behindert.
Und dann konnte es weitergehen. Karosta ist heute eine Stadt, die dem Ver- und Zerfall preisgegeben wird. In der Stadt herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Zukunftslosigkeit. Die Neubauhäuser sind am zerfallen. In Karosta leben heute vorrangig Russen. Soziales Engagement der Letten vermisst man – eine ganz andere Welt als in Liepaja. Mitten drin eine russisch-orthodoxe Kirche.
Nördlich von Karosta erstreckt sich ein steiniger Kiesstrand mit einer winzigen Steilküste.