4 Tage mit Bus und Schiff über Amsterdam nach Newcastle

1. Tag Samstag 1. März

Leipzig - Ostfriesland (oder doch an die Mosel?)

04:30 Uhr wurden wir mit einem unsanften und stetigen Weckerklingeln daran erinnert, dass es heute auf Kreuzfahrt geht. Also raus aus den Federn, die letzten Sachen eingepackt und nach dem allzu frühen Frühstück ging es per Taxi zum Hauptbahnhof. Dort war natürlich in diesen Morgenstunden nix los. Ein junges Pärchen fragte uns, ob wir auch auf den Bus nach Koblenz warten würden, „Nö, wir wollen nach Amsterdam!“.

Dann kam der Bus, wir stiegen ein und nicht lange darauf startete die Tour – seltsamerweise war auch das Pärchen nach Koblenz an Bord. Das und auch die Autobahnauffahrt auf die A9 in Richtung Süden kam uns dann doch etwas spanisch vor.  Die Busfahrer waren auch noch nicht bereit, außer den nächsten Autobahn- und Zusteigerhaltepunkten bis Jena, weitere Informationen zu geben. Erst wenn die „Gewinner“ vollständig eingesammelt waren, sollten detaillierte Reiseinfos vermittelt werden.

Also zuckelten wir mit Halt an der Autoraststätte Osterfeld nach Zeitz, dann nach Triptis und von dort aus nach Jena, es war nun mittlerweile 10:00 Uhr. Ab hier sollte sich dann auch das Rätsel unserer Reiseroute lüften – wir warteten gespannt. Die Busgesellschaft bestand mittlerweile aus ca. 40 Personen, der Jüngste geschätzt 12, die älteste an Bord ca. 80 Jahre.

Nach der Abfahrt stellten sich dann endlich die lustigen Busfahrer vor. Beide würden uns heute (und die nächsten 4 Tage) in Richtung Koblenz fahren (liegt lt. meinem Reiseplan gleich bei Ostfriesland!), wo uns der Veranstalter in Boppard am späten Nachmittag zur Begrüßung erwarten wird. Danach können wir in unser Hotel an der Mosel einchecken - weitere Informationen später. Der allerwichtigste Hinweis war jedoch, dass die lustigen Busfahrer jeden Mittag für kleines Geld kochen werden.

Juchhu einmal durch Deutschland! Nun gut, wir hatten gewonnen und nahmen es amüsiert gelassen. Nach mehreren Stopps bogen wir vor Frankfurt in Richtung Gießen ab und fuhren an Limburg vorbei an den Rhein. An diesem waren wir noch nie! Sehr beeindruckend war das Deutsche Eck in Koblenz, Wetter war übrigens recht mäßig – kühl und regnerisch. Nach gefühlten 10 Stunden – es waren aber nur 9 – kamen wir dann in Boppard an.

Und hier wurde uns der Sinn unserer Reise nahe gebracht! „Hallo, isch begrüße Sie alle sehr herzlich, und wenn sie jetzt erwarten, dass das eine Verkaufsveranstaltung wird, dann liegen sie falsch!“ „Aha sieht ja gut aus, so dachten wir.“  „Ich werde ihnen jetzt mal ihre Reise vorstellen und wer noch nicht unsere wunderbaren Ausflüge gebucht hat, der kann das im Anschluss gleich nachholen!“ Bilder von Amsterdam, Bilder von der Fähre, Bilder vom Ausflug nach Durham entlang der spektakulären wilden schottischen Küstenlandschaft mit alter Burg und Dudelsackspieler (wieder juchhu, wir sitzen im Bus auf der richtigen Seite), Durham Kathedrale, Newcastle, Fähre, Amsterdam. „Und da wir ein Reiseveranstalter sind, machen wir jetzt nur noch ein wenig Werbung für unsere eigenen Veranstaltungen. Schauen Sie mal hier, z.B. sensationelle 10 Tage in verschiedenen 5 Sternehotels in der Türkei mit Rundfahrt nach Kappadokien zu den tanzenden Derwischen. Diese Reise kostet 299 €/Person, aber heute und hier nur 199 €/Person. Wer hat sich schon entschieden und möchte buchen?“ Zu unserer Überraschung oder eher unserer Busreiseunkenntnis geschuldet, haben sich einige der Reiseteilnehmer gemeldet. Irgendwann war auch die Bewerbung der Reisen vorbei, alle Mitfahrer hatten ihre Reiseunterlagen für die gebuchten Ausflüge zusammen und weiter ging’s in unser Hotel an die Mosel. Die einzige aber wichtigste Information für den nächsten Tag lautete: Frühstück gibt es ab 06:00 Uhr, Abfahrt in Richtung Amsterdam gegen 07:00 Uhr - pünktlich!

Entlang der Mosel regnete es. Wir hatten nicht geahnt, dass die Weinberge hier sooooo steil sind. Hier wurde uns sehr bewusst, dass Winzer an der Mosel ein knochenharter Beruf ist – Hut ab! Und dann kam nach all dem Regen noch die Sonne hervor – und zauberte zwei Regenbögen zwischen die Berghänge, durch die wir hindurch fuhren. Das war atemberaubend!

In Kobern-Gorndorf hielt der Bus an einem nett aussehenden Hotel, alle Mitfahrenden stiegen aus und wurden zur Ausgabe der Zimmerschlüssel in ein angrenzendes Gebäude gebeten. Dort empfing uns Hans – ein Endfünfziger Ur-Moselaner in seinem Weinausschank. Nicht ohne Erstaunen registrierten wir, dass eine der „älteren Gewinnerinnen“ bereits „Hans-Erfahrung“ hatte und dies lautstark kundtat. Lange Rede kurzer Sinn, jeder bekam ein Zimmer, wir waren froh im Haupthaus untergekommen zu sein – jedenfalls waren wir beim Schlüsselempfang noch froher Dinge. Beim Eintritt in selbiges empfing uns erstmal eine fröhliche Karnevalsgesellschaft in Kostümen – ja richtig, Montag war Rosenmontag und wir waren im Zentrum des Karnevals. Na das konnte ja heiter werden, da wird wohl nix mit schnell und fest schlafen. So langsam meldete sich neben dem kleinen Hunger auch das Sandmännchen! – Wie sich im Laufe des Abends herausstellte, fanden in dem „Hotel Kastorschänke Kobern-Gondorf  & Zur Winzerin“ nur die Vorbereitungen für das örtliche Karnevalsfest statt – Glück gehabt. Also Treppe hoch und Blick ins Zimmer – da wir bei der Reise keine Vorbuchung machen konnten blieb uns keine Wahl – schön, wir nehmen das 0-Sterne-Zimmer, ist ja bloß zum Schlafen!

Wie immer haben wir uns – zielgerichtet bei der Suche nach einem gepflegten Abendessen – auch ein wenig im Ort umgeschaut, nicht so viel wie ursprünglich geplant – die Müdigkeit hat dann gegen neun Uhr –gesiegt.

Abendstimmung an der Mosel

Etwas Positives gab es dann doch noch zu berichten. Die Abreise hatte sich geringfügig geändert: Frühstück ab 06:30 Uhr und Abfahrt 07:30 Uhr.