Leichter Nieselregen zum Frühstück, bewölkt bei der Abfahrt. Zum Glück blieb es bis auf einige Spritzer trocken. Es ging über langweilige Betonplatten durch die Felder in Richtung Paulinenaue. Die Wolken zogen auf und die Sonne kam durch. Es war leicht windig - natürlich von vorn.
Ines ging, wie auch schon auf der Tour durch Polen, ihrem Hobby, der Maikäferrettung nach. Der Arme war auf dem Asphalt rücklings zu liegen gekommen und durfte dann auf der Radtasche ein Stück mitfahren.
Wir kamen nach Ribbeck. Eines unserer wichtigen Ziele. Wir wollten schließlich den Birnbaum vor der kleinen Kirche sehen, welcher von Theodor Fontane mit einem Gedicht bedacht wurde.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Ribbeck ist auf alle Fälle ein Ziel und einen Aufenthalt wert. Ich spare mir die Einzelheiten zu beschreiben und gebe lieber diesen Link mit auf den Weg. Hier ist alles Wissenswerte zu finden und zu lesen. Dennoch sollen paar Bilder wiedergeben was wir gesehen haben.
Das alte Waschhaus- heute ein Hofladen mir Verkostung
Schloss Ribbeck
Der Birnbaum (natürlich nicht mehr das Original)
Der Rest vom originalen Birnbaum in der Kirche
Das Innere der imposant und modern restaurierten Kirche
Das Obergeschoss der Kirche wurde von ansässigen Künstlern als Plattform genutzt um ihre Kunstwerke öffentlich zu machen. Fast alles aus Holz und somit wieder im direkten Bezug zu Havelland und Birnbaum.
Wir zogen weiter und fuhren entlang einer längst stillgelegten Bahntrasse Richtung Nauen. An dieser Stelle sei bemerkt, dass wir bis hierher nicht eines dieser wundervoll gestalteten Hinweisschilder des Otto-Lilienthal-Radwegs gesehen haben. Dennoch war der Radweg nicht schlecht. Er lag hier einen Großteil neben der B 273, führte aber auch abseits durch Wald und Wiese.
Wir gelangten in ein sehr gepflegtes kleines Dorf Namens Paaren. Der Hunger machte sich bemerkbar und das "Cafe und Museum Stägehaus" kam uns am Ortseingang gerade recht.
Kurze Pause, eine Kleinigkeit zu Essen und dann weiter.
Das Navi zeigte uns immen den aktuellen Stand und die Vorplanung mittels Geländekarte war hilfreich. Kurz nach Wansdorf kam, was kommen musste: Wir folgten dem gut asphaltierten Radweg duch einen Wald und ---- haben uns verfahren.
Der Otto-Lilienthal-Radweg, welcher hier dem Havelland-Radweg folgt ging in einer Linkskurve geradeaus in einen misserablen Sandweg über. Den Irrtum hatte ich nach ca 300m bemerkt, da meine Karte nicht mehr zur Route auf dem Navi passte. Also umlenken und dann den Sandweg schieben.
Der lose Sand ließ kein Fahren zu. Das Gepäckt auf unseren relativ schmalen Reifen brachte den Rest.
Nach einigen Huntertmeterstücken des Schiebens und schlecht Fahrens kamen wir wieder auf eine Straße, bogen links auf diese und folgten ca 500 m. Jetzt ging laut Radwegkarte der Otto-Lilienthal-Radweg nach einem Bahnübergang nacht rechts ab. Keine Schilder, keine Kennzeichnung also fuhren wir auch hier ca 100 m weiter und somit vorbei. Kurzer Stop, Karten und Naviabgleich, zurück und in den richtigen (?) Weg eingebogen.
Wenn man dieses Bild sieht, versteht man sicher den Zweifel am "richtigen Weg". Dennoch, er war es und er wurde nur unbedeutend besser.
Die Strecken, welche nur noch für Mountenbiker passierbar waren und an denen wir wieder viel schieben mussten habe ich nicht fotografiert. Wir hatten die Nase mächtig voll!
Nach gefühlten 3 km durch den Wald, auf denen es mehrere nicht gekennzeichnete Abzweige gab kamen wir an die Schleuse Schönwalde im Havelkanal und somit wieder Richtung Zivilisation.
Es gab wieder einen befestigten Weg in Richtung Siedlung Schönwalde und schließlich nach Falkensee. Es wurde dunkler und begann zu regnen. Erst leicht, dann stärker. Wir stellten uns an einem Einkaufsmarkt unter und warteten den Regen ab.
Ab hier gibt es zu dieser Tour keine Bilder mehr.
Wir fuhren knapp 3 km weiter und überlegten immer wieder, ob wir auch die Regenhosen und die Überschuhe anziehen. Es war schwülwarm, sodass wir uns für "abwarten" entschieden. Noch war es trocken, wobei der Himmel nichts Gutes versprach. Kurz vor Dallgow-Döberitz prasselte ein kräftiges Gewitter mit Starkregen nieder. Das hatte uns die Entscheidung abgenommen. So schnell konnten wir uns dann doch nicht wetterfest machen! Wir hatten nur die Regenjacken an und waren unterhalb total durchnässt. Unterstellen war nicht. Zu den Pferen in den Unterständen rechts vom Weg trauten wir uns nicht. In Dallgow-Döberitz bogen wir nach rechts in Richtung ehemaliges Olympisches Dorf ab. Es nieselte hartnäckig. Der Radweg verläuft entlang der autobahnähnlich ausgebauten B 5 direkt neben der Leitplanke. Jeder Brummi, und es waren trotz Sonntag sehr viele, brachte uns eine nicht ganz saubere Dusche. Der Weg zog sich! Vorbei am ehemaligen Olympischen Dorf, welches leer und verwahrlost am Wegrand lag, einzig die Olympische Fackel und Gebäude ohne jegliche Fenster und Türen waren noch erhalten, ging es Richtung Elstal. Hier hatte das BS Outletcenter geöffnet und es herrschte reger Betrieb. Wir mussten mittendurch und zogen mitleidige Blicke auf uns. Es regnete gerade nicht.
Von Elstal ging es Richtung Priort und Salzkorn auf einer Landstraße und es regnete wieder. Einige Autofahrer schienen wahrlich Spaß zu haben uns mit kräftigen Pfützendurchfahrten noch nässer zu machen. Wir hatten schlechte Laune, waren total durchnässt und sehnten uns nur noch nach einer warmen Dusche. Kurz vor Marquardt wurde die Straße gebaut und auch der Radweg endete im Nichts. Das Navi zeigte uns einen Feldweg zum DB Haltepunkt Marquard. Dort mussten wir hin. Leider gab es an dieser Stelle nur eine Fußgängerbrücke über die zweigleisige Bahnlinie. Das hieß wieder Arbeit für die Oberkörpermuskeln.
Es regnete nicht mehr. Wir kamen nach 77,5 km , davon ca 15 km bei Starkregen, erschöpft im Hotel Roggenbuck an und bezogen das kleine Zimmer im Nebenhaus. Die Sachen durften wir im Trockenraum aufhängen. Wir duschten, telefonierten mit der Familie und suchten uns ein nettes Abendessen.
Völlig fertig, hungrig aber wieder trocken im Hotelzimmer.
Das Abendessen in der Gaststätte "Zum alten Krug" war gut und reichlich. Nach kurzem Fußweg zurück gungen wirganz schnell in die Bettchen und schliefen wohlig warm ein.