Eine kleine Wochenendtour nach Köthen und über Reppichau zurück

Rückfahrt

Sonntag 19.04.2015

Nach einem gemütlichen Sonntagsfrühstück verließen wir Köthen in westlicher Richtung mit Ziel Dessau. Wir wollten durch die Elbaue nach Elsnigk, Reppichau und nach einem Abstecher zum  Schloss Mosigkau – wo wir die Mosigkauer Heide streiften – am späten Vormittag Dessau erreichen.

Unterwegs entdeckten wir ein schön saniertes Landgut.

Reppichau

Und dann kam Reppichau in Sicht und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Reppichau und Sachsenspiegel, das hatte ich schon einmal gehört, aber das ein ganzes Dorf das im frühen 13. Jahrhundert niedergeschriebene Gewohnheitsrecht der Sachsen – den Sachsenspiegel – an ihren Häusern und im täglichen Leben darstellt, das überraschte uns sehr.

Ortsname Die Familie Eike-von-Repgow's wurde das erste Mal 1156 in einer Urkunde erwähnt und nannte sich nach einem kleinen Dorf, dem heutigen Reppichau. Wahrscheinlich ist die Familie kurz davor in den Gau Serimunt gekommen. Schriftliche Erwähnungen über das Leben von Eike gibt es nicht viel. Er wird in sechs Urkunden als Zeuge erwähnt und natürlich im "Sachsenspiegel", wo er sich selber als Eike von Repchowe bezeichnet. Da es keine weiteren Daten über ihn gibt, wird seine Lebenszeit zwischen 1180 und 1235 eingegrenzt.

Sachsenspiegel Wie der Name schon sagt, legt der "Sachsenspiegel" das Gewohnheitsrecht der Sachsen dar.
Das Buch enthält mehrere Teilabschnitte, Vorreden, Landrecht Buch I, II, III, Lehnrecht.

Das Landrecht vermittelt ein Bild vom bäuerlich-adligen Lebensraum, von Land und Leuten, Haus und Hof im Elbe-Saale-Gebiet um 1225. Beginnend mit einem Grundthema abendländischer Geschichte, dem Verhältnis zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt, befasst sich Eike im Folgenden mit den zum Land gehörenden Leuten und ihrer Einordnung in die lehnrechtliche Heerschildordnung. Es folgen in konkret anschaulicher Form eine
Fülle von Bestimmungen, wie z. B. zu Eigentum und Erbe, Ehegüter und Erbrecht, Gericht- und Prozessrecht. Abgeschlossen wird das Landrecht durch Erläuterungen zur ständischen Ordnung (hohe Reichsämter, Könige, Fürsten, Grafen usw.) einschließlich des Regalienrechts (z. B. Zoll- und Münzrecht), des Heeresaufgebots und Siedlungsrechts.

Ebenfalls sachlich geordnet ist das sächsische Lehnrecht, das eher eine lehrhafte Abhandlung bietet und mit der Heerschildordnung des Reiches und Sachsens beginnt. Im Gegensatz zum Landrecht, das sich ganz auf das sächsische Recht konzentriert, ist das Lehnrecht viel umfassender und bildet die ganze Lehnspyramide ab. Es umfasst in einem ersten Teil das gemeine Lehnrecht, das sowohl das materielle Lehnrecht als auch verfahrensrechtliche Bestimmungen und die Ordnung des Lehngerichts behandelt. Der zweite Teil befasst sich mit Besonderheiten einzelner Lehen, wobei allerdings nur das Burglehen ausführlich behandelt wird. Die Städte und ihre Bürger werden nur gelegentlich genannt, das Hof- und Dienstleuterecht ausdrücklich ausgeschlossen. Es fehlt kirchliches Recht, das in die Kompetenz der Amtskirche fällt.

Die berühmte private Aufzeichnung des sächsischen Rechts und sogleich das erste deutsche Prosawerk, gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Quellen die uns überliefert sind. Die Urschrift des Sachsenspiegels, die Eike von Repgow in Latein aufgeschrieben hat und die deutsche Übersetzung sind verschollen, über 400 Handschriften und Fragmente sind uns aber als kulturgeschichtliches Erbe erhalten geblieben, darunter 4 herrliche Bilderhandschriften. Diese benennen sich nach ihren heutigen Aufbewahrungsorten. (Quelle: http://www.reppichau.de)

Kunstprojekt Sachsenspiegel in Reppichau

 Mittelalterliche Rechts-Geschichte im Eike von Repgow Dorf

Eigentlich wäre Reppichau ein unscheinbares Dorf wie jedes andere: Etwa 500 Einwohner, Jugendfeuerwehr und ein Fußballverein in der Kreisoberliga – etwas abseits der Bundesstraße 185  zwischen Dessau, Köthen und Aken gelegen. Aber die Gemeinde ist anders, denn im Dorf ist überall Kunst zum Anfassen, Draufsetzen und zum Bestaunen. So findet man am Dorfteich – hier möchte ich meinen Rundweg beginnen – 7 überlebensgroße Figuren der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, welche vom Reppichauer Kunstschmied Frank Schönemann angefertigt wurden. Ein paar Meter weiter das vielleicht schönste Trafohäuschen der Welt. Auf allen 4 Wänden mit Motiven zur Zahl Sieben bemalt, werden Motive zu den 7 Weltaltern, den 7 Herrschilden, den 7 Verwandschafts- und Erbschaftsgraden sowie zum siebten Tag der Schöpfung, dem Tag der Ruhe, gezeigt.

Kuh-Kunst an der Milchbar Wieder nur ein paar Schritte weiter erwarten den Besucher ein paar Kunst-Kühe an der “Milchbar”. Auch diese sind wieder mit Bildern und Schriften des Sachsenspiegels versehen und wie alle anderen Wandmalereien auch vom Kunstmaler Steffen Rogge aus Köthen geschaffen.

Der Weg zur Dorfkirche Der Weg durch die Lindenstraße ist mit weiteren Kunstschmiede-Figuren, die die historischen Straßenlaternen zieren, geschmückt und führen den Besucher so zur Dorfkirche. Der denkmalgeschützte Bau, mit romanischem Turm aus dem 12. Jahrhundert, ist ebenfalls Teil des Freilichtmuseums. Im Inneren werden im Handsiebdruckverfahren hergestellte Illustrationen ausgestellt und der Kirchhof wird durch Schmiedearbeiten zum Heidelberger und Dresdener Sachsenspiegel zur Freiland-Kunstausstellung.

Wohnsitz des Eike von Repgow und die Museen in Reppichau Direkt an den Kirchhof grenzt die Eike-von-Repgow-Straße, die durch den ehemaligen Wohnsitz des Ritters und mehreren Wandmalereien besonders hervor gehoben wird. Zurück über die Akener Straße in Richtung Teich empfiehlt sich ein Abstecher in das Museum der ehemaligen Motorenmühle fast von selbst. Gegenüber des Museums sind Informationstafeln und Installationen für Erinnerungsfotos aufgestellt; beides sollte beim Reppichau-Besuch nicht unbeachtet bleiben.

Das Informationszentrum Reppichau Der Weg in Richtung Informationszentrum Reppichau führt an der Akener Straße entlang. Vorbei an den Wappen der dem Sachsenspiegel angehörenden Gebiete und an der für mich schönsten Wandmalerei zum Thema Heidelberger Sachsenspiegel, mit der Harzer Burg Falkenstein als Motiv. Das Informationszentrum selbst – der eigentliche Ausgangspunkt des Museum-Dorf-Streifzuges – ist in Form einer Burg gestaltet. Mit Türmen, Zinnen und wachenden Rittern an den Wänden sowie Toiletten und Parkplätzem direkt dahinter. Im Inneren erwartet den Besucher ein Rittersaal, der mit einer rustikalen Tafel, schweren Leuchtern an der Decke und umfangreichen Wandbebilderungen die Besucher ins Erstaunen versetzt. (Quelle: http://www.koethener-land.de/kunstprojekt-sachsenspiegel-in-reppichau)

Nach diesem Ausflug in das frühe Mittelalter ging es weiter. Links neben uns begann die Elbaue und rechterhand begann sich die Mosigkauer Heide auszudehnen. So erreichten wir das Schloss Mosigkau, Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches.

Hier machten wir eine kurze Rast am Schloss und dann ging es weiter in Richtung Dessau auf Kurzbesuch. Für die Rückfahrt entschieden wir uns für den Zug.